Interview mit Dietmar Blicker
Im Rahmen der U23-Interviewreihe haben wir uns mit dem neuen Cheftrainer Dietmar Blicker unterhalten. „Didi“ ist Fußballtrainer in der Region, seit er 23 Jahre alt ist. Zusätzlich arbeitet der leidenschaftliche KSC-Fan am KIT als Hochschulsportleiter und ist für die Qualitätssicherung in der aKAdemie zuständig.

Er wurde von den vorherigen Interviewpartnern Edmund Becker, Michael Bischof, Pascal Huber und Matthias Cuntz als Trainer ausgewählt. Seine Aufgaben waren es vor allem, eigene Ideen in die Kaderplanung einzubringen und mit der jetzigen Mannschaft schnellstmöglich in eine höhere Liga zu gelangen. Mit dem aktuellen Leistungsstand seiner Mannschaft ist Blicker sehr zufrieden, ein gesamtes Fazit von ihm findet ihr auf unserem Instagram-Account.
Herr Blicker, was bedeutet es für Sie, der Trainer der neuen U23 zu sein?
„Das bedeutet mir unglaublich viel. Ich bin mittlerweile seit über 30 Jahren Trainer. Dabei konnte ich mich immer mit der Aufgabe identifizieren und jede meiner Stationen war für mich wie „mein Verein." Jetzt fühlt es sich nicht wie mein Verein, sondern wie meine Heimat an. Seit 1980 bin ich fleißiger Stadiongänger. Der U23-Trainerposten ist für mich nicht nur irgendein Trainerjob, sondern fühlt sich letztendlich eher wie Heimkommen an. Es war schon lange ein großes Ziel, die U23 vom KSC zu trainieren. Ein anderer Wechsel wäre für mich unvorstellbar gewesen. Es hat mich sehr glücklich gemacht, als ich nach dem Einführungsprozess auf den Job angesprochen wurde. Ich bin sehr stolz, dass die Auswahl auf mich fiel.“
Sie haben in Ihrer Karriere unter anderem schon Jugendmannschaften und die Badische Auswahl trainiert, zuletzt aber reine Herrenmannschaften. Worin liegen die Unterschiede im Training und im Umgang U23-Spielern im Vergleich zu Ihren bisherigen Stationen?
„Im Vergleich zu den letzten Jahren, in denen ich für andere Herrenmannschaften zuständig war, ist der größte Unterschied dieser absolute Wille. Man merkt, dass jeder Spieler alles dafür gibt, nochmal professionell Fußball spielen zu können. Die Spieler besitzen eine andere Ausrichtung und einen anderen Fokus. Das liegt auch daran, dass die Spieler meiner bisherigen Vereine in einer anderen Lebensphase sind, vielleicht Kinder haben und es auch einfach andere Prioritäten gibt. In der Trainingsgestaltung können wir bei den Spielern mehr ins Individualtraining gehen und mehr Details coachen. Wir können taktisch einen Schritt weiter gehen und inhaltlich insgesamt mehr machen.
Es war in der Vergangenheit auch schon oft der Fall, dass man die Spieler in seinen Mannschaften seit zehn Jahren kennt und trainiert. Das bringt selbstverständlich Vor- und Nachteile mit. In der U23 ist die Zeit begrenzt, die Spieler sind aber deutlich interessierter.“
Wie gehen Sie mit anspruchsvollen Zielen im Verein um und verspüren Sie Druck auf ihrer Arbeit?
„Ich bin schon so lange dabei, dass ich keinen Druck mehr verspüre - auch in dem neuen Umfeld und mit dem Aufstiegsziel nicht. Das ändert sich bestimmt vor den entscheidenden Spielen oder wenn die Punktspiele endlich losgehen. Das ist aber ganz normal, wie bei den anderen Mannschaften auch. Die Ziele des Vereins, in die Regionalliga aufzusteigen, sind völlig normal und waren mir von Anfang an bewusst. Ich muss ehrlicherweise auch sagen, dass es bei mir vor Allem um mein Hobby und meine Leidenschaft geht. Natürlich gibt es immer ein bisschen Druck, aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass ich morgens aufwache und mir denke: hoffentlich schaffen wir das, sonst geht alles den Bach runter. Irgendwie ist meine KSC-Beziehung trotzdem eine besondere Sache. Es hat mich schon immer gefreut, wenn der KSC ein Tor schießt, egal ob es die U15 war oder die Profis im Stadion.“
Sie haben es besonders seit dem Trainingsstart der Profis gespürt: die Trainingsgruppe wechselt ständig. Wie gehen sie damit um?
„Es war von Anfang an klar, dass wir viele Wechsel in der Trainingsgruppe haben. Das gehört zu meinem Job und stellt für mich kein Problem dar. Jeder KSC-Fan weiß, dass die Profimannschaft die wichtigste Mannschaft ist. Wenn der Cheftrainer Christian Eichner zehn Spieler von mir braucht, bekommt er zehn Spieler. Unser Training leidet nicht darunter. Meine Trainerkollegen Marco Kratzer und Daniel Gordon sehen das auch eher positiv, denn so können wir uns um die kleine Trainingsgruppe individuell und detailliert kümmern. In gleicher Konsequenz kann ich auch das Verhältnis zur U19 loben, wenn ich zu Ralf Kettemann sage, ich brauche acht Spieler, dann wird er versuchen damit klarzukommen. Gleichzeitig schauen wir uns auch immer die Spiele der U19 an, um ein besseres Bild von den Jungs zu bekommen, die irgendwann zu uns stoßen. Der Austausch mit der U19 und den Profis ist hervorragend.“
Es gibt also kontinuierlich einen guten Austausch mit allen Beteiligten. Was ist daran so besonders?
„Das ist hier eine ganz besondere Situation. Alle Beteiligten an diesem Prozess, also Pascal Huber, Matthias Cuntz, Thomas Konrad, Edmund Becker, vor allem dann aber auch die anderen Trainer Ralf Kettemann, Christian Eichner, Zlatan Bajramovic und Sirus Motekallemi kennen sich schon sehr lange und sind miteinander befreundet. Das macht das Ganze einzigartig und viel einfacher, denn man denkt auch immer für die anderen. Man kann wirklich sagen, jeder freut sich für die anderen und leidet auch mit den anderen.“
Welches Feedback bekommen Sie für die U23-Spieler, die sich bei den Profis einbringen dürfen?
„Die Kommunikation läuft hauptsächlich über Co-Trainer Sirus Motekallemi. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Er ist dabei immer sehr ausführlich. Wir haben während des Trainingslagers ausgiebig telefoniert und auch die Spieler haben sich bei uns fleißig gemeldet, wie dankbar sie sind, dabei sein zu können. Die Jungs haben sich vor Allem auf der sozialen Ebene sehr gut präsentiert. Sportlich dürfen Robert Geller und Enes Zengin auch die nächsten Trainingseinheiten dabeibleiben. Damit hat am Anfang keiner gerechnet. Aber auch für Arel Demir und Frederik Recktenwald war es super, dass sie diese Erfahrung mitnehmen konnten.“
Im Team haben wir auch ein Trio beziehungsweise mit Mathias Moritz ein kleines Quartett mit erfahrenen Spielern. Wie nehmen die Mentoren ihre Rolle an und was können die jungen Spieler noch von ihnen lernen?
„Der jüngste Mentor ist Marlon Dinger, der ist selbst erst 23. Wir wollten ihn dennoch als Abwehrchef, weil er sich in der letzten Saison unheimlich entwickelt hat, vor Allem in puncto Leader-Kultur auf dem Platz. Marlon ist aber eher der ruhige und bedachte Spieler. Wir erhoffen uns, dass sich die Spieler vor Allem eine Scheibe von seiner Gelassenheit im Spielaufbau und seiner Klarheit im Spiel abschneiden.
Sebastian Weizel ist ein Stratege. Als Denker und Lenker funktioniert er wie mein verlängerter Arm auf dem Platz. Wir diskutieren über Taktiken und kennen uns schon lange. Er war beim Oberliga-Aufstieg mit Mutschelbach einer meiner Schlüsselspieler. Die jungen Spieler können sich bei ihm abschauen, wie er das Spiel liest und wann man das Tempo rausnimmt oder das Spiel beschleunigt.
Dominik Salz wurde als Leader geboren. Er ist als Mensch eine Führungspersönlichkeit, ganz unabhängig vom Fußball. „Domme“ übernimmt Verantwortung und hat sich seit Tag Eins auf die jungen Spieler gefreut. Gerade die Offensivspieler können sich von ihm sein Anlaufen gegen den Ball und seine Entschlossenheit in der Box abschauen. Er weiß, wie er die Gegenspieler vor Probleme stellt.“
Abschließend, was war bisher der schönste Moment in Ihren ersten vier Wochen in neuer Funktion am Adenauerring?
„Ich würde sagen es waren viele großartige Momente. Das schönste Gefühl war direkt das erste Training und damit der Moment, endlich loszulegen. Als wir nach einer Woche ins Trainingslager gefahren sind, war es für mich sehr besonders zu sehen, wie gut sich die Jungs verstehen. Das war so ein schöner Moment, da bekam ich wirklich nochmal das Gefühl, das klappt auf der zwischenmenschlichen Ebene, was uns von Anfang an wahnsinnig wichtig war. Es passiert immer wieder, dass manche Spieler bei den Profis mitspielen dürfen und wieder runterkommen. Im gleichen Zusammenhang kommen welche aus unserer starken U19 zu uns und bringen sich ein. Alle die bei uns spielen und trainieren, müssen sich untereinander verstehen und dennoch den Wettbewerb antreiben. Mein bisheriger Eindruck bestätigt die schönen Erinnerungen aus dem Trainingslager, dass wir eine sehr gute Kabine haben. Wir freuen uns alle sehr auf den Moment, wenn es nach langen neun Wochen Vorbereitung am 18.08. gegen den VfB St. Leon endlich losgeht.“