Wiedereinführungsprozess U23:

Interview mit Edmund Becker

aKAdemie

Der KSC hat wieder eine U23. Am 16.06.2024 geht es los mit dem Trainingsauftakt. Warum die Wiedereinführung der U23 ein elementar wichtiger Schritt für den Karlsruher SC ist, erläutert uns Edmund Becker. Bis zum Saisonstart wird der KSC die Struktur und Herangehensweise durch Interviews mit den entscheidenden Personen der neuen U23 präsentieren.

Portrait von Edmund Becker vor dem KSC-Logo.

Den Start der Interviewreihe macht Edmund Becker, der Bereichsleiter der KSC GRENKE aKAdemie. Mit ihm gemeinsam betrachten wir die neue U23 genauer und er erläutert uns was den Ausschlag gegeben hat, diese wieder ins Leben zu rufen.  

Fortsetzen werden wir die Portraitreihe mit Bereichsleiter Entwicklung, Scouting, Analyse (ESA). Michael Bischof, Bereichsleiter Organisation Pascal Huber und Bereichsleiter Sport Matthias Cuntz. Im Anschluss werden Trainer Dietmar Blicker, Individualtrainer und Ex-Profi Daniel Gordon und natürlich auch die Mannschaft vorgestellt.  

Edmund “Ede” Becker ist ein echtes KSC-Urgestein. Als Cheftrainer führte er den KSC im Jahr 2007 in die Bundesliga, bereits als Spieler ist er mit jungen 20 Jahren im Blau-Weißen Trikot aufgelaufen. Er war in den legendären 90ern an der Seite von Winfried Schäfer mitverantwortlich für die großen Erfolge des Karlsruher SC. Heute leitet er die KSC GRENKE aKAdemie und gibt die strategische Ausrichtung vor. Mehr KSC geht also kaum! 

Herr Becker, was war ausschlaggebend, dass der KSC wieder die U23 ins Leben gerufen hat? 
„Wir haben erkannt, dass die U23 ein ganz wichtiger Schritt zwischen der U19 und dem Profibereich ist. Die jungen Spieler aus unserer KSC GRENKE aKAdemie brauchen meistens noch eine gewisse Zeit, um das Niveau für den Profibereich zu erreichen. Die Spielpraxis in der U23 ist dabei ein elementarer Faktor.“ 

Bis 2018 hatte der KSC noch eine U23. Was waren die Beweggründe, diese vom Spielbetrieb abzumelden? 
„Es gab damals durch den sportlichen Abstieg finanzielle Zwänge, die ausschlaggebend für diesen Schritt waren. Im Nachhinein sprechen wir klar von einem Fehler, durch den wir viele Talente aus der U19 verloren haben, die keinen Anschluss in der Profimannschaft hatten. Deswegen ist es gut, dass wir das jetzt wieder korrigieren können. Auch wenn es natürlich ein weiter Weg ist.“ 

Wer profitiert von der U23? Kann die neue Mannschaft auch als Chance auf Spielpraxis für Profis dienen? 
„In erster Linie ist die U23 für die Spieler gedacht, die aus der U19 herauswachsen. Situationsbedingt können wir aber auch Spieler aus dem Profikader einsetzen, wenn diese beispielweise aus einer langen Verletzung zurückkehren und durch zwei bis drei Einsätze wieder Spielpraxis bekommen können. Schwerpunktmäßig geht es darum, das junge Spieler ihre nächsten Schritte machen, körperlich resistenter werden und leistungsmäßig an den Profikader herangeführt werden. Der direkte Schritt zu den Profis ist einfach zu groß, deshalb brauchen wir diese Zwischenstation.“ 

Was war die größte Herausforderung beim ganzen Prozess für Sie? 
„Zwei elementare Dinge. Einmal war es wichtig, den Staff zusammenstellen und zum anderen eine Mannschaft zu formen, welche die Qualitätskriterien erfüllt, um schnellstmöglich in die Oberliga aufzusteigen.“ 

Wie baut man eine neue Mannschaft auf? Mit welcher Strategie ist der KSC die Aufgabe angegangen? 
„Für uns spielte die KSC-Verbundenheit bei den Trainern und Spielern eine wichtige Rolle. Dementsprechend waren wir in der Region unterwegs, um auszuloten, wer für diese Aufgabe in Frage kommen könnte. Relativ schnell hatten wir dann einige Kandidaten im Blickfeld und auch Spieler im Auge, die schonmal für unsern Nachwuchs aufliefen. Zusätzlich gab es auch Jungs, die von den anderen Mitwirkenden bekannt waren und so hat sich das Mosaik Stück für Stück zusammengefügt, um mit einer schlagkräftigen Mannschaft unsere Ziele erreichen zu können.“ 

Was finden junge Spieler hier beim KSC vor? Was macht es besonders attraktiv sich dem KSC anzuschließen? 
„Wir haben hier beim KSC eine hohe Durchlässigkeit, das haben die letzten Jahre auch ohne U23 gezeigt. Es ist bemerkenswert, wie viele Spieler in der Vergangenheit den Sprung aus dem Nachwuchs zu den Profis geschafft haben. Für die vorzeigbare Quote gilt das Lob allen Trainern im Nachwuchsbereich, die es immer wieder schaffen, Jungs für den KSC zu gewinnen und zu begleiten.“ 

Sie sprechen es an, es haben viele Spieler aus dem Nachwuchs in den letzten Jahren den Sprung zu den Profis geschafft. Zum Beispiel Tim Breithaupt, Malik Batmaz, Dominik Kother, auch in dieser Saison gab es neue Debütanten. Versprechen Sie sich durch die neue U23 noch mehr KSC-Talente für den Profifußball? 
„Das ist auf alle Fälle unser Ziel, aber dafür sind alle Beteiligten gefordert, die Jungs leistungsmäßig entsprechend heranzuführen und den Trainern die nötige Qualität zur Verfügung stellen, sodass die Talente eine echte Chance auf Profiminuten bekommen.“ 

Um in dieser Schnittstelle verstärkt auch auf die Einzelspieler eingehen zu können, wurde auch Daniel Gordon in das Trainerteam installiert. Wie wichtig sehen Sie seine Rolle? 
„Daniel ist ein enorm wichtiger Faktor für diese Position, weil er diese Tugenden, die aus meiner Sicht für den Sprung zu den Profis sehr wichtig sind, selbst jahrelang verkörpert hat. Leidenschaft, absoluter Leistungswille und Teamfähigkeit sind die wesentlichen Faktoren, mit denen der Schritt zum Profi gelingt. Deshalb sind wir froh, dass wir ihn in der Rolle im Staff haben und er seine Erfahrungen an die jungen Spieler weitergeben kann.“ 

Wie ist denn die Rollenverteilung im Einführungsprozess gewesen? Können Sie das ganze Team vorstellen? 
„Michael Bischof war federführend dafür zuständig, die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen - zusammen mit der Geschäftsführung – zu schaffen. Wie und in was für einem Umfang können wir dieses Projekt angehen. Matthias Cuntz, Pascal Huber und ich, sowie Dietmar Blicker, als der erste Feststehende für das Trainerteam, haben uns dann Gedanken gemacht, wie der Staff aussehen könnte und welche Leute wir ansprechen möchten. Dafür hat Matthias Cuntz sehr viele Kontakte hergestellt und Termine vereinbart. Bei diesen haben wir dann meist zu viert Staffmitglieder und Spieler von unserem Projekt und für den KSC überzeugen können.” 

Sie haben selbst länger die U23 trainiert. Was konnten Sie aus dieser Zeit mitnehmen und worauf hat der KSC bei der Zusammenstellung des Kaders besonders Wert gelegt?  
„Es ist wichtig, dass wir eine Hierarchie innerhalb der Mannschaft haben, bestehend aus erfahrenen Führungsspielern, die älter als 23 Jahre sein dürfen. Diese Mentoren sind als Achse verteilt in Abwehr, Mittelfeld und Sturm und sollen die jungen Spieler führen. Außerdem haben wir das Spielerpuzzle mit uns bekannten Akteuren aus der Region je Position Stück für Stück vervollständigt, sodass wir eine starke Truppe mit der Kadergröße von 16 Feldspielern und zwei Torhütern haben. Den Kader komplettieren zwei Spieler aus der U19 mit noch andauernden Verletzungen, die wir als Verein nicht hängen lassen wollten.“ 

Was ist die Strategie für die U23? Was ist wichtiger, der Aufstieg oder eher individuelle Entwicklung der Spieler? 
„Im ersten Jahr liegt der Fokus auf dem Aufstieg. Wir haben gemerkt, wie schwierig es ist, Spieler für die Verbandsliga zu gewinnen. Als Unterbau für die Profi-Mannschaft ist natürlich die Oberliga bzw. mittelfristig die Regionalliga enorm wichtig. Sobald wir eine gewisse Spielklasse erreicht haben, geht es schwerpunktmäßig um die individuelle Förderung. Von daher würde ich insgesamt sagen: Wir müssen es schaffen eine gute Balance hinzubekommen. Zusammenfassend ist es also erstmal der Aufstieg und der sportliche Erfolg, aber gleichzeitig und langfristig ausgerichtet die individuelle Spielerentwicklung.“ 

Wie bekommen wir unsere U19-Spieler von unserer U23 überzeugt, auch nach ihrem letzten A-Junioren-Jahr bei uns zu bleiben? Der diesjährige U19-Kapitän Nick Seidel hat sich beispielweise für einen anderen Weg entschieden. 
„Das ist ein typisches Beispiel, warum wir die U23 auch auf einer gewissen Leistungshöhe brauchen. Die Verbandsliga darf für uns nur eine kurzfristige Episode sein, sonst werden wir die jungen Spieler in den nächsten Jahren nicht halten können. Wenn wir ein gewisses Leistungsniveau erreicht haben, wird der Schritt von der U23 aus der Regionalliga beispielweise zu den Profis ebenfalls leichter. Bei höherer Spielklasse kann logischerweise auch der Cheftrainer die Leistung besser beurteilen.“ 

Abschließend, ab wann gilt das Projekt U23 für Sie als Erfolg? 
„Die Spielklasse ist wie erwähnt nicht unwichtig, das wesentliche Erfolgskriterium ist aber die Spieler nicht nur an den Profikader heranzuführen, sondern ihnen eine realistische Chance auf Einsatzminuten zu ermöglichen. Im Idealfall können die Spieler dann auch leistungstechnisch den Profis des KSC weiterhelfen.“ 


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