Jonas Meffert über Karlsruhe, Hamburg und die prägendsten Momente seiner Karriere
Der Wildpark war Jonas Mefferts erste große Bühne, Hamburg wurde sein neues Zuhause. Der Mittelfeldspieler erinnert sich – und spricht über Freundschaften, das Relegationsdrama und seinen Wunsch, geistig immer weiter zu wachsen.

„Es war bisher immer komisch für mich, als Gegner im Wildpark zu spielen.“ Wenn Jonas Meffert über seine Rückkehr nach Karlsruhe spricht, klingt es fast wie ein Besuch in einem alten Zuhause. Die erste richtige Profistation, das erste Mal weiter von der Heimatstadt Köln entfernt leben. Die Erinnerungen, die ihm der BBBank Wildpark schenkte, sind lebendig, manchmal schmerzhaft und doch voller Bedeutung. Hier erlebte er eine der prägendsten Episoden seiner Karriere. Und den Moment, der für Meffert der wohl bitterste seiner bisherigen Laufbahn ist.
Das Relegationsspiel 2015 gegen den HSV ist nicht nur für die Fans unvergessen, sondern auch für ihn selbst ein äußerst emotionaler Punkt. Damals trug Meffert das Trikot des KSC und war Teil einer Mannschaft, die nur Sekunden vom großen Ziel, dem Aufstieg in die Bundesliga, entfernt schien. Dann kam das vermeintliche Handspiel in der Nachspielzeit. Schuss Slobodan Rajkovic, Abpraller Meffert. Pfiff. „Der Ball wäre, glaube ich, nicht ins Tor gegangen – mein Arm war meines Erachtens auch nicht voll ausgestreckt“, sagt er rückblickend. Doch das Schicksal in Person von Schiedsrichter Manuel Gräfe entschied anders: Der Freistoß landete bekanntlich im Tor, der HSV rettete sich in die Verlängerung und in dieser letztlich zum Klassenerhalt. „Das hat auch eine Weile gedauert, bis ich da in dem jungen Alter wieder rausgekommen bin“, erinnert sich Meffert an das Tief und die Leere in den folgenden Tagen. Diese Nähe zum Erfolg, das Gefühl, ihn beinahe greifen zu können und dann doch alles zu verlieren – solche Momente prägen. „Jetzt ist es leicht, darüber zu sprechen“, sagt er.
Meffert verbindet viel mehr mit dem KSC, als dieses Spiel. Der KSC war seine erste richtige Profistation, ein Ort, der ihm die Tür zum Spiel auf der großen Bühne öffnete. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an den KSC“, sagt er und denkt dabei auch an die Aufregung seines ersten Tages im Juli 2014 zurück. Auf dem Parkplatz traf er Selçuk Alibaz, der ihn freundlich begrüßte und ihm ein Stück seiner Nervosität nahm. Ganz anders war es mit Martin Stoll, dem Meffert aus Versehen zweimal „Hallo“ sagte – ein Fauxpas, der ihm bis heute in Erinnerung geblieben ist.
Doch nicht nur die Kabine, auch die Stadt und ihre Menschen gaben ihm das Gefühl von Heimat. In Durlach fand er ein neues Zuhause. Fast täglich war er mit Philipp Max und Tim Grupp beim Italiener um die Ecke. Eine Tradition, die die Freundschaft unter den Spielern stärkte. Und es gab die Wochenenden, an denen er regelmäßig seine Familie besuchte – entweder in Heidelberg bei seinen Großeltern, bei Cousin und Cousine in Leimen oder in Köln, wo seine Eltern leben. „In meiner Karlsruher Zeit war ich gefühlt jede Woche einmal in Köln“, erinnert sich Meffert. Diese Nähe half ihm, den Sprung vom Nachwuchsfußballer zum gestandenen Profi zu schaffen.
Heute trägt Meffert das Trikot des Hamburger SV, ist zum Führungsspieler gereift. Die Stadt an der Elbe ist für ihn zur zweiten Heimat geworden. Ein Ort, der Leidenschaft und Zielstrebigkeit in ihm entfacht. „Der HSV ist in meiner bisherigen Karriere die wichtigste Station“, sagt er voller Überzeugung. Hier fühlt er sich zuhause, in der Mannschaft, bei den Fans, in der Stadt. Es ist diese Verbindung, die ihn antreibt, den Club endlich zurück in die Bundesliga zu führen. Gleichzeitig hat sich sein Leben jenseits des Platzes weiterentwickelt. Seit einigen Jahren ist seine Freundin nun Teil des Lebens. Er entdeckt Cafés oder geht seiner Leidenschaft für Basketball nach. Besonders angetan ist er von den Golden State Warriors, deren Spielstil ihn fasziniert.
Ganz nebenbei widmet er sich zudem einem BWL-Studium, das er an einer Fernuniversität begonnen hat. Das Ende ist nach rund fünf Jahren Studium in Sicht. „Ich habe mir von Beginn an gesagt, dass ich nur dann lerne, wenn ich Lust darauf habe. Ich wollte mich nicht zwingen zu lernen, aber es klappt mit dem Studium bisher ganz gut“, befindet der 30-Jährige. Das Studium ist für ihn nicht nur Ausgleich, sondern auch ein Mittel, sich über den Fußball hinaus geistig zu fordern. „Das wollte ich machen, weil ich etwas für den Kopf tun möchte“, erklärt Meffert. Dabei hat er weniger die Karriere nach der Karriere im Sinn, als eine intellektuelle Herausforderung. Denn: Seinen Vertrag beim HSV hat der defensive Mittelfeldspieler im August verlängert. „Mein Ziel, ist auf jeden Fall noch ein paar Jahre Fußball zu spielen.“
Trotz seiner neuen Heimat im Norden bleibt die Vergangenheit präsent. Wenn er an Karlsruhe denkt, schwingen Nostalgie und Dankbarkeit mit. „Ich habe sehr gute Erinnerung an Karlsruhe“, sagt Meffert. Es war der Ort, an dem alles begann, an dem er wachsen und reifen konnte. Und so ist der Besuch im Wildpark für ihn bis heute ein besonderes Erlebnis. „Es war meine erste richtige Profistation und es hat mir so viel Spaß dort gemacht“, sagt er. Der Kreis schließt sich, wenn er den Rasen betritt. Dann zum bereits sechsten Mal als Gegner.
Dieser Text stammt aus der "HEIMatSPIEL Kompakt"-Ausgabe der Hinrundenbegegnung am 14. Spieltag. Die jeweils aktuelle Ausgabe gibt es unter ksc.de/heimatspielkompakt.