Gegner im Detail zum FC St. Pauli

"Hürzeler-Ball": St. Paulis Erfolgscoach im Portrait

Vorberichte

Der FC St. Pauli steht mit fünf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Vater des Erfolges ist der erst 31-jährige Fabian Hürzeler, der die Kiezkicker in wenigen Monaten vom Kellerkind zum Primus formte. Bei „Gegner im Detail“ nehmen wir den Cheftrainer unseres nächsten Kontrahenten mal etwas genauer unter die Lupe!

Hürzeler jubelt

Von der Golfküste an die Isar

Fabian Hürzeler erblickte in einem Land das Licht der Welt, in dem man Fußball „Soccer“ nennt. Geboren in Houston, Texas, zog der Sohn zweier Zahnärzte mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Deutschland und wuchs über die Zwischenstation Freiburg in München auf. In der bayerischen Metropole entdeckte er seine Leidenschaft für den Fußballsport und startete im Stadtteil Daglfing mit dem Kicken. Dort scoutete ihn Hermann Hummels, Vater eines gewissen Mats Hummels, der Hürzeler dann in die Jugend des FC Bayerns lotste. Beim Rekordmeister durchlief der Mittelfeldspieler alle Juniorenmannschaften bis zur U19, obwohl er nach eigenen Aussagen auf dem Feld keine überragenden Fähigkeiten besaß, dafür aber ein solides Gesamtpaket vorweisen konnte.

Sein Können war sogar so solide, dass er von der U15 bis zur U19 in den DFB-Auswahlen spielte, kurz darauf war Hürzeler auch einmal für die U20 seines Geburtslandes nominiert. Trotz dieser vielversprechenden Entwicklung gelang dem bayerischen Texaner aber nie der Sprung in den Profifußball. Auf seinen Abgang aus der Bayern-Jugend folgte ein einjähriges Intermezzo bei Hoffenheims Zweitvertretung, anschließend ging es zurück nach München, diesmal aber in den blauen Teil der Stadt. Dort realisierte er, dass er den ganz großen Sprung nicht mehr erreichen wird und hakte die Profilaufbahn daraufhin ab. Dem Fußball blieb Hürzeler bekanntermaßen aber in anderer Funktion erhalten. Nächste Aufgabe: Trainer!

Hürzeler streckt seinen Arm aus
Hürzeler zeigt es an: Beim FC St. Pauli geht es voran!

Junger Mensch, erfahrener Coach

Der Kapitän ist der verlängerte Arm des Trainers. Kein Wunder, dass der heutige Erfolgscoach im Juniorenbereich beim FC Bayern die Binde trug. Von seinem A-Jugendcoach Kurt Niedermayer wurde Hürzeler bereits im jungen Alter in die Taktikbesprechung miteinbezogen. „Ich habe schon in der U19 viele Dinge aus Trainersicht betrachtet“, verriet Fabian Hürzeler 2018 in einem SPOX-Interview.

Hürzelers erste Cheftrainerstation übernahm er 2016 beim damaligen Bayernligisten FC Pipinsried. Unweit seiner Münchener Heimat fungierte der Taktikexperte zunächst in Doppelfunktion als Coach und Spieler – mit Erfolg! Bereits in der Premierensaison gelang der Aufstieg in die Regionalliga und im Folgejahr der Klassenerhalt. Parallel zu seiner Tätigkeit in Pipinsried sammelte der damals 23-Jährige zusätzliche Erfahrungen als Co-Trainer beim DFB-Nachwuchs. Wenige Spielzeiten später wurden die Verantwortlichen beim FC St. Pauli auf den erfolgreichen Jung-Trainer aufmerksam und verpflichteten ihn 2021 als Co-Trainer von Timo Schultz. Knapp zweieinhalb Jahre später war für Schultz aufgrund der sportlichen Talfahrt der Kiezkicker Schluss und sein Assistent übernahm das Ruder. Was dann folgte, war eine Erfolgsserie, die in der Fußballwelt seinesgleichen sucht. Nach zehn Siegen aus zehn Spielen hieß es plötzlich Aufstiegskampf statt Abstiegsangst. Am Ende der Saison reichte es zwar „nur“ für Rang fünf, in der aktuellen Spielzeit befinden sich die Hanseaten aber auf Bundesliga-Kurs.

Aufgrund der Tatsache, dass Fabian Hürzeler schon im jungen Alter Cheftrainer eines Proficlubs ist, liegt der Vergleich zu Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel nahe. Allesamt gelang keine Profikarriere als Spieler, dafür verzeichneten sie schon früh Erfolge an der Seitenlinie. In einem Interview mit FC St. Pauli TV sagt der braun-weiße Cheftrainer über sein Alter: „Ich bin zwar ein junger Mensch, aber kein junger Trainer. Ich habe früh angefangen und konnte schon viele Erfahrungen sammeln.“

Ligaspitze – in vielerlei Hinsicht

Mit 16 Siegen, neun Unentschieden, zwei Niederlagen und den daraus resultierenden 57 Punkten führte Hürzeler seine Kiezkicker an die Spitze der 2. Bundesliga. Neben dem Zweitligatableu steht der FCSP dank Hürzelers Spielweise auch in einigen Statistik-Listen ganz oben. So sind die Hamburger mit 3318,4 Kilometern die laufstärkste, mit 86,9 % erfolgreicher Zuspiele die passstärkste, mit 438 Torschüssen die abschlussstärkste und nur 26 Gegentoren die defensivstärkste Mannschaft der Liga.

Ein zentraler Faktor für diese Statistiken ist die taktische Grundformation, in der Hürzeler seine Mannen aufstellt. Offensiv gibt der St. Pauli-Coach keine festen Positionen vor, stattdessen reicht er den Spielern Prinzipien an die Hand. Durch Anwendung dieser Prinzipien sollen sich die Kicker in das letzte Drittel des Gegners vorarbeiten, ab dort entscheiden dann oft individuelle Fähigkeiten über einen erfolgreichen oder erfolglosen Ausgang. Ein essentieller Bestandteil des St. Paulianer Ballbesitzfußballs ist die sogenannte Restverteidigung. Diese besteht aus den Spielern, die nicht in direkter Ball-, beziehungsweise Tornähe agieren. Ihre Aufgabe ist es, bereits vor dem Ballverlust von Mitspielern potenzielle Räume zu erkennen, die der Gegner für Konterangriffe nutzen könnte und entsprechend zu besetzen. Noch mehr Infos zum „Hürzeler-Ball“ erfahrt ihr im „Gegner im Detail“ aus der letzten Saison.

Anfang März wurden am Millerntor die Weichen für die Zukunft gestellt. Fabian Hürzeler verständigte sich mit dem Club auf eine Vertragsverlängerung. Klarheit über die zukünftige Spielklasse könnte frühestens ab dem 31. Spieltag herrschen, da hat unser KSC am Samstagabend aber noch ein Wörtchen mitzureden!


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