Gegner im Detail #FCNKSC:

Der Glubb is a Depp!: Eine Liebeserklärung auf fränkisch

Vorberichte

Am 27. Spieltag ist unser KSC beim Tabellendreizehnten aus Nürnberg zu Gast. Bevor am Samstagmittag im Max-Morlock-Stadion der Ball rollt, nehmen wir den Club bei „Gegner im Detail“ unter die Lupe!  

Der Titel dieses Textes soll unseren kommenden Gegner keineswegs diskreditieren. Im Gegenteil: Der 1. FC Nürnberg ist einer der traditionsreichsten Clubs im deutschen Fußball mit einer tiefverwurzelten, emotionalen Geschichte im Frankenland. Wir blicken in diesem Beitrag auf die erfolgreiche, aber auch gleichermaßen leiderprobte Historie des FCN und versuchen dabei zu verstehen, wieso das fränkische Fußball-Mantra „Der Glubb is a Depp!“ eine besondere Liebeserklärung an einen außergewöhnlichen Club ist.  

Aus Fußball-Club wurde „Glubb“ 

Wieso der FCN allseits meist nur als „Glubb“ benannt wird, ist nicht eindeutig geklärt. Eine mögliche Entstehungsgeschichte geht zurück auf die erfolgreiche Anfangszeit der Rot-Schwarzen, als die Franken im europäischen Fußball das Maß der Dinge waren. Für alle fußballinteressierten Engländer stellte die Aussprache von „1. FC Nürnberg“ allerdings eine sprachliche Hürde dar, weswegen die Bezeichnung auf „The Club“ gekürzt wurde. Daraus ergab sich in der fränkischen Adaption dann der „Glubb“.  
Gemäß einer anderen Geschichte entstand der Spitzname, ebenfalls zu Zeiten der sportlich erfolgreichen Anfangszeit, aufgrund der Bezeichnung „Meisterclub“. Dies war ein gängiger Titel für den Deutschen Meister, als sich der Fußballsport noch in den Kinderschuhen befand. Die dritte Version begründet den „Glubb“ in der fränkischen Mund-Bequemlichkeit die überflüssigen Silben einfach auszulassen. Welche der drei Geschichten nun tatsächlich stimmen mag: Der „Glubb“ ist jedem Fußballfan ein Begriff. Grund dafür sind nicht zuletzt die insgesamt neun Meistertitel und vier Pokalsiege in der 123-jährigen Vereinsgeschichte. Alleine in den 1920er-Jahren konnten die Rot-Schwarzen fünfmal am Saisonende die begehrteste Salatschüssel im deutschen Fußball in die Höhe recken. Der letzte Meistertitel liegt inzwischen allerdings schon 55 Jahre zurück.  

Grandios im Triumph, grandios im Scheitern 

Zu diesem letzten Meisterstück des FCN gibt es eine bittere Anekdote. Nachdem die Nürnberger in der Spielzeit 1967/68 die Bundesliga-Saison auf dem ersten Platz beendeten, ging es für den amtierenden Meister im Folgejahr eine Etage tiefer. Diese Sensation gelang davor und danach keinem weiteren Deutschen Meister. Ein ähnliches Szenario ergab sich in der vor 15 Jahren, als der FCN nach einer starken Saison den DFB-Pokal ins Frankenland holte. Der erste Titelgewinn seit dem Meistertitel 1968 wurde von den Rot-Schwarzen furios gefeiert – endlich war man wieder in erfolgreichem Gefilde angekommen! Der sehnsüchtig erwartete Pokalsieg war allerdings nicht der Startschuss für ein neues, goldenes Club-Zeitalter, sondern nur das kurzfristige Hoch, gefolgt von einem Tief. Auf den Titel folgte erneut der Gang ins Unterhaus des deutschen Fußballs. Die Fans der Franken bezeichnen diesen Vorfall rückblickend als "Deppen-Double". 
Der 1. FC Nürnberg bewies in seiner langen, traditionsreichen Geschichte ein Händchen für das Unerwartete – sowohl positiv, als auch negativ betrachtet. Unerwartete Triumphe rissen die gesamte Region in ihren Bann und kreierten Stück für Stück den Mythos FCN, die unerwarteten Misserfolge standen dem jedoch in nichts nach. Repräsentativ hierfür steht die Fahrstuhl-Statistik des Clubs: Mit acht Bundesliga-Auf- und neun Abstiegen sind die Nürnberger Rekordhalter in beiden Kategorien.  

Die Legende lebt! 

Den letzten Bundesliga-Abstieg mussten die Club-Fans am Ende der Saison 2018/19 verkraften. Anstatt des anvisierten Wiederaufstieges fand sich der FCN aber im knallharten Abstiegskampf wieder. Der 34. Spieltag ebendieser Saison dürfte allen KSC-Fans dabei noch in bester Erinnerung sein. Unsere Blau-Weißen, damals ebenfalls akut abstiegsgefährdet, benötigten bei den FCN-Rivalen aus Fürth einen Sieg und waren zudem auf die Schützenhilfe von Holstein Kiel im Parallelspiel gegen Nürnberg angewiesen. Nach 90 packenden Fußball-Minuten stand es dann fest: Unser KSC siegte beim Kleeblatt mit 2:1, während der Club in Kiel nur Unentschieden spielte. Damit beendeten wir die Saison auf dem rettenden Ufer und Nürnberg musste in der Relegation nachsitzen. In den beiden Entscheidungsspielen hieß der Gegner FC Ingolstadt 04. Das Hinspiel im Max-Morlock-Stadion lief für den Club dabei denkbar gut, Fabian Nürnberger traf doppelt zum 2:0-Endstand. Die optimale Ausgangslage schien bereits nach der halben Miete, doch im vier Tage später stattfindenden Rückspiel wurde die Leidensfähigkeit von all jenen, die es mit dem Club halten auf einen echten Härtetest gestellt. Nach Ende der regulären Spielzeit lagen die Oberbayern mit 3:0 in Front, der FCN mit einem Fuß in Liga Drei. Wie bereits zuvor festgestellt hat der FCN nun einmal das Gespür für das Unerwartete. In der sechsten Minute der Nachspielzeit, als der zweite Abstieg in Folge schon beinahe besiegelt war, schlug die Geburtsstunde einer neuen Club-Legende. Fabian Schleusener grätschte das Kunstleder in allerletzter Sekunde in die Maschen und brachte die aufgrund der Corona-Pandemie zuhause vor den Bild- und Ton-Endgeräten mitfiebernden Clubberer zur Ekstase! Durch die damals noch geltende Auswärtstorregel hielt der FCN sensationell in der Nachspielzeit der Relegation die Klasse. Somit fand Schleuseners sportlich schwierige Zeit in Franken ein schönes Ende.  

Nachdem „Schleuse“ zu unserem KSC zurückkehrte und erstmals wieder im Max-Morlock-Stadion gastierte, wurde unser Top-Stürmer entsprechend rühmlich gefeiert und nachträglich für seinen legendären Nicht-Abstiegs-Treffer geehrt.  

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der 1. FC Nürnberg ein Club der Besonderheiten ist. Mal besonders erfolgreich, mal besonders erfolglos, aber immer am Maximum der Emotionen. Passend dazu auch das Credo der FCN-Fans: „Der Glubb is a Depp, aber ich moch ern!“ 


Match
Center
- : -