#Interview

Zlatan Bajramovic über seine Arbeit und die KSC GRENKE-aKAdemie

aKAdemie

Ex-Fußballprofi Zlatan Bajramovic ist seit Juli 2018 Trainer der U19 des Karlsruher SC. Der 40-Jährige sprach exklusiv über seine Arbeit mit der A-Jugend, seine Ziele und die aktuelle Lage der KSC GRENKE-aKAdemie.

Was sind deine Ziele mit der U19 für diese Saison?
Die Ziele des KSC sollten immer sein, die höchstmögliche Spielklasse mit den Jugendmannschaften zu erreichen und zu halten. Das wird von Jahr zu Jahr schwerer, wenn man sieht wie früh junge Spieler von anderen Vereinen angeworben werden und man seine Top-Spieler nach nur einer, oder zwei Saisons wieder verliert. Nichts desto trotz bleiben wir immer am Ball und arbeiten an uns und mit der ‚Vision Wildpark‘ auch an der Perspektive unseres Nachwuchsleistungszentrums.

Seit der Saison 2018/2019 bist du Trainer der U19. Wie hast du deine persönlichen Werte und Überzeugungen in die Mannschaft einfließen lassen?
Ich glaube jeder Trainer arbeitet ein Stück weit anders. Was ich direkt verändert habe, sollen lieber andere entscheiden (lacht). Die Mannschaft verändert sich ständig. Spieler kommen, Spieler gehen. Ich versuche immer eine gute Mischung aus Spaß und Ernst zu finden. Mir ist es sehr wichtig, dass die Jungs das Spiel in sich verstehen, sich ständig weiterentwickeln und immer auf höchstem Niveau spielen.

Wie schafft es der KSC Nachwuchsspieler im Verein zu halten und ihnen eine realistische Chance im Profifußball zu ermöglichen?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Je größer die Diskrepanz zwischen Nachwuchs- und Profibereich, desto schwerer fällt jungen Spielern der Schritt in den A-Kader. Die Tatsache, dass die zweite Mannschaft nicht mehr auf dem Niveau spielt, wie vor zwei Jahren, macht die Sache nicht leichter. Vielen Jugendspieler hilft der Zwischenschritt in der U23, um ein Jahr Erfahrung bei den Herren zu sammeln, aber eben nicht auf Top-Niveau. Sie trainieren also mit den Profis, spielen aber in der Regional-, oder Oberliga. Mannschaften, die eine U23 unterhalten, haben die Möglichkeit, gut und gerne 40-50 Prozent der A-Jugendspieler zu übernehmen und sie so weiter auszubilden. Natürlich gibt es auch immer mal wieder dieses eine Top-Talent, dass den Sprung direkt in den Profikader schafft, aber da sprechen wir nicht mehr von 40-50 Prozent. Unterm Strich versuchen wir unseren Nachwuchs so gut wie möglich auf die weitere Karriere vorzubereiten.

Wo siehst du die Chancen für das Nachwuchsleistungszentrum im Zuge des Stadionneubaus und der ‚Vision Wildpark‘?
Ich sehe mit Sicherheit sehr große Chancen. Du kannst bei jungen Spielern und Talenten immer punkten, wenn du ein neues Stadion und ein neues Nachwuchsleistungszentrum präsentieren kannst. Auch in der Verpflichtung neuer Spieler für den Profikader sehe ich Vorteile. Die neue Spielstätte leistest dann natürlich zusätzliche Überzeugungsarbeit.

Wie stolz macht dich das, dass immer mal wieder A-Jugendspieler bei den Profis trainieren und bei Tests auch auf dem Platz stehen dürfen?
Stolz macht mich das nicht unbedingt, für mich ist das selbstverständlich. Wir haben keine zweite Mannschaft, das heißt wir müssen die Jugendspieler bei den Profis einsetzen. Ich würde mich freuen, wenn das in Zukunft noch öfter der Fall wäre und meine Jungs bei Tests, bei welchen nicht alle Profis zum Einsatz kommen, mehr Minuten sammeln können. Abgesehen von den Spielen wünsche ich mir mehr Trainingszeit der U19 bei den Profis, das motiviert die Jungs und schenkt ihnen Selbstvertrauen. Außerdem können sie dadurch erkennen, was ihnen zum Profi noch fehlt. Das sehen die Jungs meist erst dann, wenn sie ins kalte Wasser geworfen werden.

Wo siehst du das Nachwuchsleistungszentrum in zehn Jahren?
(Lacht) Das sind gern gestellte Fragen an Leute die Zukunftsvisionen haben. Ich bin Trainer, ich denke von Spiel zu Spiel und weiß wie schwer die Ziele zu erreichen sind, die wir uns kurzfristig setzen. Wir müssen uns auf den Klassenerhalt der U19 und U17 konzentrieren und das nicht nur jetzt, sondern auch in zehn Jahren. Das wichtigste wird meiner Meinung nach immer sein, dass die Jungs die höchste Spielklasse halten und sich immer mit den besten ihres Alters messen können.

Wie war das damals bei dir Zlatan - wie hast du den Sprung zu den Profis gemeistert?
Bei mir war das damals nicht anders als heute. Ich habe in der U17 des FC St. Pauli gespielt und wurde anschließend nicht in die A-Jugend übernommen. Zunächst landete ich in der A2, wo ich mich entwickeln konnte und dann nach drei oder vier Monaten schließlich doch in den A1-Kader berufen wurde. Ich spielte zwei gute Jahre in der A-Jugend und wurde dann Teil der U23. Wir hatten damals eine sehr starke Truppe und gerade wir jungen Spieler konnten an den älteren wachsen. Während ich zwei Jahre Praxis in der zweiten Mannschaft sammeln konnte, passierte ein schleichender Übergang und ich fand immer mehr den Weg zu den Profis. Die Verbindung zwischen U23 und A-Kader war für mich entscheidend. Ich genoss das Training der Profis und konnte Spielzeit in der Regionalliga sammeln. Ich bekam immer mal wieder Einsatzminuten bei den Profis, bis ich irgendwann fest zum Aufgebot der Bundesligamannschaft gehörte. Auch bei meinen weiteren Stationen, sprich dem SC Freiburg, Schalke 04 und der Eintracht Frankfurt, konnte ich mich nach überwundener Verletzung über die zweite Mannschaft immer wieder zurück in den A-Kader kämpfen.


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