Sportpsychologie zur Leistungssteigerung im Fußball – unnötig oder sinnvoll?

aKAdemie

"Fußball ist Kopfsache", heißt es seit Generationen hinweg im fachkundigen Volksmund. Da ist was dran. Denn anders lässt es sich nicht erklären, dass einige Mannschaften immer wieder fortlaufend als Gemeinschaft vermeidbare Fehler unterschiedlichster Art machen, obwohl sie eigentlich mehr leisten können. Wer im Kopf frei ist, kann auf dem Fußballplatz einfach viel mehr leisten, egal ob im Breiten- oder Spitzensport. So arbeiten heute nicht ohne Grund immer mehr Profivereine ganz eng mit einem Sportpsychologen zusammen.

Eine Allzweckwaffe, denn er kann in den unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz kommen - sei es im Bereich Probleme zu lösen, psychische Gesundheit / Stabilität zu erreichen oder im Bereich Leistungssteigerung und Optimierung. Zum Beispiel geht es darum den Druck von den Spielern zu nehmen, damit sich diese auf das Wesentliche im Wettkampf konzentrieren können.

Was ist eigentlich mentale Stärke?

Mentale Stärke ist im Fußball die Eigenschaft, ungeachtet der vorherrschenden Wettkampfbedingungen volle Leistung bringen zu können. Dabei werden im besten Fall das aktuelle Ergebnis, Erfahrungen aus vergangenen Niederlagen, die gegnerischen Fans, das Wetter, die Platzverhältnisse und alle anderen Einflussfaktoren ausgeblendet.

Das kann längst nicht jeder Spieler im Profigeschäft und Nachwuchsbereich. Im Gegenteil, viele Akteure stehen sich oftmals selber im Weg. Sie sind nicht in der Lage ihr volles Leistungsvermögen abzurufen, weil sie mental nicht trainiert sind und ihnen dadurch die notwendige Stabilität fehlt. Sie sind letztendlich im Kopf durch irgendetwas blockiert.
Laut einiger Experten ist der Erfolg auf dem Fußballplatz auf einem bestimmten professionellen Niveau zu rund 80 % reine Kopfsache. Denn wer frei und befreit in ein Spiel geht, nicht ständig an andere Dinge denkt, kann sich besser auf das Match konzentrieren. Übrigens müssen gerade Torhüter psychisch auf der Höhe sein, um Erfolg haben zu können. Sie müssen immer auf der Höhe sein und sich zu jeder Zeit bestmöglich konzentrieren, egal auf welchem Niveau sie spielen, ob Kreisklasse oder Champions League. Ist ein Keeper auch nur ein wenig im Kopf abwesend, macht er Fehler und diese fallen bei ihm bekanntlich immer schwerer ins Gewicht.

Den Gang zum Mentaltrainer sollte man nicht scheuen

Wer sich schnell von den äußeren Bedingungen rund um das Fußballspiel beeinflussen lässt, sollte sich nicht scheuen, zu einem Mentaltrainer zu gehen. Heutzutage haben die meisten Profivereine einen solchen fest angestellt, sodass dieser den Spielern zu jeder Zeit zur Verfügung steht.
Es macht Sinn, diesen wenigstens einmal im Monat zu besuchen. Die Spieler können mit ihm ganz entspannt in lockerer Atmosphäre sprechen.

Spätestens seit dem Fall Robert Enke vor einigen Jahren wird klar, wie wichtig es sein kann, seine Gefühle mit jemandem besprechen zu können. Denn der ehemalige Nationaltorwart hatte Probleme, die kaum ein Fan kannte. Letztlich waren diese so groß, dass er keinen anderen Ausweg sah und sich das Leben nahm. Das ist sehr tragisch und sollte nie wieder vorkommen. Ein Sportpsychologe hilft anderen Betroffenen dabei, alle schwierigen Situationen zu meistern. Denn nicht selten geht es um mehr als nur um Fussball.

Wie arbeitet ein Sportpsychologe?

Ein Mentaltrainer arbeitet zunächst einmal auf der verbalen Ebene mit den Spielern und Trainern. Wenn diese irgendwelche Probleme haben oder auch einfach sehr viel Druck auf ihnen lastet, können sie ihm dies mitteilen. Gerade in der rauen und gläsernen Welt des Fußballs ein wertvolles Gut. Der Sportpsychologe hört erst einmal zu und versucht dann, gemeinsam mit dem Gegenüber eine Lösung zu finden. Unterschiedliche Themenfelder prägen den Arbeitsalltag: Probleme im und um das Team, der eigenen Leistung, dem Trainer oder der eigenen Gesundheit, den Fans, dem eigenen Leben und Persönlichkeit, der Presselandschaft oder auch einfach mit den Ergebnissen. Somit ist ein Coach für den Kopf eine sichere verlässliche Anlaufstelle, die er immer ansteuern kann. Nicht selten reicht schon ein offenes Ohr und einfach einmal auszusprechen, was einen belastet, um die eigene Leistung binnen kurzer Zeit nochmals zu verbessern.

Manchmal sind allerdings auch etwas größere und längere Maßnahmen erforderlich, um die Situation zu klären und die Probleme des Spielers aus der Welt schaffen zu können. Dabei kann der Sportpsychologe unterschiedliche Methoden anwenden, um dem Betroffenen zu helfen, wie zum Beispiel Einzel- oder Gruppenübungen. Letztere sind dann sinnvoll, wenn das komplette Team einfach blockiert ist und nicht die volle Leistung bringen kann. Ein sehr bekanntes Beispiel ist Borussia Dortmund im letzten Jahr unter Jürgen Klopp. Obwohl die Mannschaft in den Jahren zuvor fast alles gewonnen hatte, stand sie zum Ende der Hinrunde auf dem letzten Tabellenplatz. Auch wenn es einige Abgänge gab, war der BVB sicherlich besser als dieser Stand aussagte.

Somit kann es auch hier sein, dass es sich um ein psychisches Problem handelte. Denn wenn immer wieder Misserfolge entstehen, gehen die Spieler im Fussball schon mit einem schlechten Gefühl in die nächste Partie. Denn bei einem so großen Verein wie Borussia Dortmund spielen die Sportler nicht nur für sich, sondern auch für Millionen an Fans. Das kann schnell zu einem Problem werden, wenn es einfach nicht läuft. Das mehr in dem Team steckte, zeigt der BVB in der erwähnten Saison noch, als er am Ende auf einem internationalen Platz landete.

Welcher Trainingseffekt lässt sich durch gezieltes sportpsycholisches Training erreichen?

Sportliche Techniken werden im sogenannten Bewegungsgedächtnis des Menschen gespeichert. Um diese immer wieder und möglichst schnell abrufen zu können, sollte deshalb im Fußballtraining auch mental gearbeitet werden. Denn bei den unterschiedlichsten Methoden und Techniken können die Spieler üben, die im Spiel erforderlichen Bewegungsabläufe besser abzurufen. Das kann ihnen im Wettkampf mitunter den entscheidenden Vorteil bringen. Gerade in technikbetonten Sportarten, wie dem Fußball, profitieren die Sportler von einem gezielten Mentaltraining nachweislich.

Kopf und Körper sollten stets ein starkes Team bilden

Oben wurde bereits erwähnt, das sich beim Fußball extrem viel im Kopf abspielt. Daher sollte schon bei der Ausbildung der Spieler in der Jugend alles mögliche dafür getan werden, dass sie sich wohl fühlen und sich keine unnötigen Gedanken auf dem Platz machen müssen. Wer einfach nicht richtig bei der Sache ist, gefährdet sich und die anderen schneller. Das gilt es natürlich zu vermeiden - ist man ambitioniert unterwegs. Der Kopf kann den gesamten Körper auf jedem Niveau des Fußballspiels massiv beeinflussen. Zum Beispiel, wenn ein Spieler eine wichtige Ecke oder gar Elfmeter verschießt, wird er, wenn er psychisch nicht gefestigt ist, beim nächsten Mal darüber nachdenken und eventuell nicht mit der nötigen Motivation und Konzentration an die Sache herangehen. Durch ein zielführendes gezieltes Mentaltraining lassen sich auch diese Extremsituationen auf individueller und Teamebene nachhaltig verbessern.

Denn immerhin hat ein Elfmeter auch sehr viel mit Glück zu tun und jeder Mensch kann einmal einen Fehler machen. Klar keine Frage. Daher sollte der Schütze einfach weiter machen und den nächsten Strafstoß schießen. Doch das ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Teilweise muss der Mentaltrainer hierfür sehr lange arbeiten und bestimmte Denkmuster aufbrechen, um die Ängste und Sorgen des Spielers zu beseitigen. Wer an einen Elfmeter herantritt mit dem Gedanken, dass er diesen hoffentlich nicht verschießt, wird sehr wahrscheinlich scheitern. Besser ist es, die Situation positiv anzugehen und sich über die besondere Chance, eine weitere gefährliche Ecke oder einen Strafstoß zu verwandeln, zu freuen.

Was wird alles beim Mentaltraining gemacht?

Es eignen sich zahlreiche Themen für das gezielte sportpsychologische Training im Fußball. Dazu gehören unter anderem:

- Die Aufarbeitung und Einordnung der aktuellen sportlichen Situation
- Das Ziel- und Wertemanagement
- Persönlichkeitsentwicklung Spieler / Team
- Klassisches Teambuildung
- Visualisierungsübungen
- Themenbereiche der Entspannung
- Modellieren + Optimierung der eigenen Spielweise, Leistungsoptimierung
- Abbau von Ängsten + Druck
- Mentale Stabilität + Gesundheit
- Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
- Schlafgewohnheiten ändern
- Fokussierung
- Ernährung analysieren und anpassen
u.v.m.


Fazit zur Sportpsychologie im Fußball

Ein Sportpsychologe ist in der heutigen Zeit nicht mehr aus der Welt des professionell agierenden Fußballs des 21. Jahrhunderts wegzudenken. Immer mehr talentierte und gestandene Spieler sowie auch Trainer trauen sich andere wertvolle Wege zu gehen, um ihre Leistung weiter zu steigern oder zurecht auch einfach mal über ihre Gedanken, Ideen, Sorgen, Probleme und Ängste völlig frei und vertraut zu sprechen.
Denn schon die kleinste Blockade im Kopf kann die Leistungsfähigkeit des Einzelnen und gesamten Teams maßgeblich beeinflussen. Krisen, Konflikte oder Verletzungen sind die Folgen.

Deshalb sollten die jungen Sportler schon in der Ausbildung lernen, dass sie über ihre Themen, Gedanken und Probleme sprechen können. Ob mit dem Freund, dem Trainer, Sportpsychologen oder der Mama. Sie müssen nicht alles mit sich selber ausmachen. Ihre persönliche Entwicklungs- und Leistungskurve begünstigt es zudem nur. Die sportpsychologische Arbeit sollte im deutschen Fußball weiter an Anerkennung gewinnen, fester Bestandteil der Trainingsarbeit sein - ähnlich wie die Taktik oder Athletik. Dadurch kann die Sportpsychologie eine wichtige Stütze beim Erreichen der Vereins- und Teamziele sein.


Match
Center
0:1