Gegner im Detail

Von Revolution bis Tradition: Wissenswertes zu Holstein Kiel

Vorberichte

Zwei lange Wochen musste der Ball in der 2. Bundesliga ruhen. Nun ist die Länderspielpause endlich vorüber und der KSC spielt wieder zuhause. Bevor wir Holstein Kiel am 6. Spieltag im BBBank Wildpark empfangen, werfen wir bei „Gegner im Detail" einen Blick auf Historie und Tradition unseres kommenden Gegners.

Besondere Namen 

„Im heutigen Spitzenspiel der Oberliga Nord begegnen sich der 1. FC Süderbrarup und der Gastgeber Holzbein Kiel.“ Dieses Zitat stammt aus dem 1990 erschienenen Kultfilm „Werner Beinhart!“ des Comiczeichners Brösel. Bis auf die absoluten Fußball-Insider hatten vor der erstmaligen Ausstrahlung des Streifens wohl nur wenige den deutschen Fußballmeister von 1912 auf dem Schirm. Denn damals war Holzbein…. ähhh Holstein im Amateurfußball angesiedelt und traf neben der Süderbraruper-Elf auch noch regelmäßig auf Gegner wie den TSV Osterholz-Tenever oder den VfL Hasetal Herzlake.  
Diese Zeiten sind inzwischen vorüber. Der verunglimpfte Vereinsname blieb vielen aber weiter im Gedächtnis, nicht zuletzt auch, weil Werners Bezeichnung der Kieler immer wieder in Teilnehmerfeldern zahlreicher Freizeitturniere in der ganzen Republik vorzufinden ist. 

Der tatsächliche Vereinsname „Holstein“ ist einmalig im deutschen Profifußball. Als „Holstein“ bezeichnet man den südlichen Teil des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Namensgeber für diese Region ist der Sachsenstamm der Holsten, übersetzt Waldbewohner. Das entspricht allerdings eher weniger dem natürlichen Habitat von KSV-Maskottchen „Stolle“. Störche halten sich nämlich lieber in Wassernähe oder hoch über den Dächern in ihren Nestern auf. Die Zugvögel treten schon fast seit der Vereinsgründung im Jahre 1900 regelmäßig als Spitzname für Holstein Kiel in Erscheinung. Die Herkunft dessen ist allerdings nicht eindeutig. Manche Quellen führen die Bezeichnung auf das optische Erscheinungsbild der KSV-Mannschaft zurück, denn die weiße Hose kombiniert mit den roten Stutzen erinnert an einen Klapperstorch. Die gängigere Herkunftsgeschichte begründet den Beinamen aber nicht mit der Kleidung, sondern in der nahe dem Holstein-Stadion gelegenen Gaststätte „Zum Storchennest“. Dort kehrten die Spieler in den frühen Jahren des Vereins wohl vor und nach den Trainingseinheiten des Öfteren ein. 

Tradition an der Förde 

Mit dem Wandel der Zeit und der damit einhergehenden stetigen Entwicklung im Fußballsport blieben mancherorts die traditionellen Werte auf der Strecke. Damit so etwas bei der KSV Holstein nicht passieren kann, gründeten die Kieler das „Gremium Traditionsclub“.  
Dieses setzt sich zusammen aus ehemaligen Spielern, ehrenamtlich Engagierten und Fans, den der nördlichste Proficlub Deutschlands ganz besonders am Herzen liegt.  
Gemäß der Vereinssatzung hat das Gremium die Aufgaben die Partizipation älterer Mitglieder zu fördern, bei internen Differenzen zu schlichten, das Präsidium und den Aufsichtsrat zu unterstützen und allen voran die Tradition im Verein zu pflegen.  

Fußball-Revoluzzer aus dem Norden 

Wir schreiben das Jahr 1928. In Norddeutschland ist das Ligasystem in elf regionale erstklassige Ligen eingeteilt – an eine Bundesliga ist noch lange nicht zu denken. Seit dem Ausspielen der ersten Deutschen Fußballmeisterschaft 1903 konnte gerade einmal in drei Saisons eine norddeutsche Mannschaft (zweimal HSV, einmal Holstein Kiel) die begehrte Viktoria-Trophäe gewinnen. Als Grund für dieses schlechte Abschneiden sahen die Spitzenvereine aus dem Norden die enorme Zerstückelung des Spielbetriebs in kleine regionale Ligen. Zum einen erbrachten die Partien gegen kleine lokale Mannschaften den Topvereinen aus Norddeutschland keine Leistungsförderung und zum anderen wirkten die Begegnungen für Zuschauer eher uninteressant, wodurch nur vergleichsweise geringe Ticketeinnahmen erzielt wurden.  
Die Spitzenclubs aus dem Norden strebten daher größere Ligen mit einem höherem Niveau an, wie sie bereits in Süddeutschland existierten. Die kleineren Vereine stemmten sich aber mehrheitlich gegen die Liga-Reform, weswegen der Norddeutsche Fußball-Verband die Ideen nicht umsetzen konnte. 
Die Topvereine um HSV und Holstein Kiel wollten sich mit dieser Absage aber nicht zufriedengeben. Es folgte ein Zusammenschluss aus insgesamt zehn Mannschaften, die sich in der Spielzeit 1928/29 in einer eigenen Liga organisierten. Die „Runde der Zehn“ entwickelte sich schnell zu einer Fußball-Bewegung, die dem bisherigen System und der Kontrolle der Verbände ein Ende zu bereiten drohte. Der NFV war nun gezwungen zu handeln, um seine Zugpferde nicht ein für allemal zu verlieren.  
Als gemeinsame Lösung ergab sich die Dezimierung der regionalen Ligen von elf auf sechs. Ab dem Sommer kehrten die zehn Clubs also wieder in das Verbands-System zurück und entwickelten sich fortan weiter. Meister der „Runde der Zehn“ wurde übrigens der Hamburger SV vor Holstein Kiel auf Platz zwei. 

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Der größte Erfolg der KSV-Geschichte ist zweifelsohne der Gewinn der deutschen Meisterschaft im Jahre 1912. Das besondere an der Kieler Meister-Mannschaft war, dass die Spieler zum allergrößten Teil schon seit der Vereinsgründung zehn Jahre zuvor gemeinsam kickten. Der Kieler Fußballclub wurde 1902 nämlich als Schülerverein gegründet. Eine Dekade später fanden sich die langjährigen Teamkameraden dann im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft wieder, welches sie mit 1:0 gegen den Karlsruher FV um Spitzenspieler Julius Hirsch für sich entscheiden konnten. 
Bis zur Einführung der Bundesliga 1963 spielte Holstein stets in der höchsten Spielklasse – und das auch erfolgreich. Die regionalen Ligen dominierten die Kieler meist nach Belieben und in den norddeutschen Wettbewerben holte man sechsmal die Meisterschaft und siebenmal den Pokal. 
Nach der verpassten Qualifikation für die Bundesliga musste man sich in der nördlichsten Großstadt Deutschlands mit der Regionalliga zufriedengeben. Von dort an ging es für den KSV langsam, aber stetig bergab mit Tiefpunkten in der Oberliga Nord.  
Seit der Saison 2013/14 sind die Kieler Störche ununterbrochen im deutschen Profifußball vertreten und standen bereits zweimal kurz vor einem Bundesliga-Aufstieg. Jedoch verpasste man sowohl 2018 als auch in der vergangenen Saison den direkten Aufstieg. Somit ging es zweimal in die Relegation, in der man zuerst gegen den VfL Wolfsburg und dann gegen den 1. FC Köln scheiterte. 


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