Stoppen, Schauen, Zuspielen: Die Fürther Erfolgsgeschichte im frühen 20. Jahrhundert

Vorberichte

Wenn man an die 2. Bundesliga denkt, kommt einem sofort die SpVgg Greuther Fürth in den Sinn. Aber aus gutem Grund, schließlich haben die Mittelfranken mit 32 Saisons im Unterhaus schon so einiges miterlebt. Es gab aber auch Zeiten, in denen man die Grün-Weißen mit ganz anderen Sphären des Profifußballs verband. Bei "Gegner im Detail" betrachten wir heute genau diese Zeit des Fürther Fußballs.

Erste Erfolge

Die Kleeblätter tragen ihre Heimspiele traditionell im Sportpark Ronhof aus. Dieses Gelände ist schon seit 1910 das Zuhause der Fürther Kicker. Damals beschlossen die Mitglieder der Spielvereinigung, die Fläche in der Gemeinde Ronhof bei Fürth zu kaufen und fortan als Heimspielstätte zu nutzen. Aus heutiger Sicht ist es dabei kaum vorstellbar, dass die aktuelle Arena mit einer Kapazität von 16.000 Zuschauern noch genau dort steht, wo einst die größte deutsche Sportanlage ihr Zuhause hatte.  Eingeweiht wurde der Sportpark mit einem Spiel gegen den damaligen Deutschen Meister aus der Karlsruher Weststadt, den KFV. Der damalige englische KFV-Trainer William Townley wechselte ein Jahr später zu den Mittelfranken. Der Taktiker Townley gilt heute als einer der ersten professionellen Fußballtrainer in Deutschland. Vor seiner Übersiedlung auf das europäische Festland war gezieltes Training zur individuellen Verbesserung der Spieler, sowie eine genaue strategische Marschroute noch unüblich. Zudem wurde die Aufstellung meist vom Mannschaftskapitän festgelegt. Nach Townleys Stationen in Prag und Karlsruhe lehrte er nun also seine Auffassung vom Spiel mit dem runden Leder bei der Fürther Spielvereinigung. Seine taktischen Vorgaben waren dabei klar formuliert: stoppen, schauen, zuspielen. Was heute als selbstverständlich gilt und schon den kleinsten Nachwuchskickern beigebracht wird, eröffnete den Mannschaften des Briten im frühen 20. Jahrhundert ganz neue Wege das Spiel anzugehen. Der Erfolg ließ bei den Kleeblättern daher nicht lange auf sich warten: in den ersten beiden Amtsjahren des Trainers konnte man die bayerische Meisterschaft für sich entscheiden. In der darauffolgenden Saison lotste Townley den ihm schon aus KFV-Zeiten bekannten Julius Hirsch nach Fürth. Mit ihm als Mannschaftskapitän erreichten die Kleeblätter 1914 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft und trafen im Finale auf den VfB Leipzig. In einer ausgeglichenen Begegnung konnte der Fürther Karl Franz in der 153. Spielminute das „Golden Goal“ zum Sieg erzielen – der erste deutsche Meistertitel war perfekt. Die SpVgg Fürth war nun endgültig an der Spitze des deutschen Fußballs angekommen. Die sportliche Euphorie wurde mit dem Beginn des 1. Weltkriegs allerdings rasch untergraben. William Townley flüchtete aus Angst vor einer Inhaftierung in seine britische Heimat und viele Spieler der Grün-Weißen mussten ihren Frontdienst antreten. Neben dem Fußball wurde auch der Sportpark in Mitleidenschaft gezogen: bei einem Brandbombenangriff der Alliierten wurde die hölzerne Tribüne zu Schutt und Asche.  
Nach Kriegsende entwickelte sich der Fußball in Franken dann schnell zu einem der besten in der noch jungen Republik. Allerdings hatten die Kleeblätter in dieser Zeit meist das Nachsehen im Vergleich zum Lokalrivalen aus Nürnberg.

Innerfränkische Rivalität 

Ein gutes Beispiel, um die Dominanz des fränkischen Fußballs, aber auch die erbitterte Feindschaft zwischen Club und Spielvereinigung zu demonstrieren, ergab sich im April 1924. Der Nationalmannschaftskader für ein Testspiel gegen die, bis dato aus deutscher Sicht noch unbesiegten, Niederländer bestand nur aus Spielern der Fürther und des 1.FCN. Die fünf Rot-Schwarzen und die sechs Grün-Weißen reisten zwar im selben Zug zum Spiel an, trennten sich aber räumlich in unterschiedlichen Waggons. Selbst in der Kabine saßen die Nationalspieler wohl auseinander und beschränkten die Kommunikation nur auf das allernötigste. Während der Partie war auf dem Platz aber nichts mehr von der Rivalität zu spüren. Durch einen frühen Treffer des Fürthers Karl Auer konnte die DFB-Auswahl die Partie mit 0:1 für sich entscheiden. Nach dem Spiel feierten die Fürther noch auf dem Feld ihren Torschützen, während sich die Nürnberger Repräsentanten schnurstracks in die Kabine begaben.  

Comeback des Coaches 

Im Mai 1926 kehrte Meistertrainer Townley nach Fürth zurück. Schon knapp einen Monat später fanden sich er und seine Mannen im Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen die Berliner Hertha wieder. Mit einem überlegenen 4:1-Erfolg im Frankfurter Waldstadion gewannen die Fürther die zweite Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte. Im Zuge einer Spanienreise gelang es der Spielvereinigung sogar den großen FC Barcelona zu besiegen. Die Grün-Weißen waren somit eine der besten Vereinsmannschaften der Welt und ein internationales Aushängeschild des deutschen Fußballs. Die dritte und letzte deutsche Meisterschaft gewannen die Fürther 1929 – erneut gegen Hertha BSC – zwar ohne William Townley, aber mit dessen taktischen Leitfaden. 
Ein Jahr später übernahm der Engländer zum dritten Mal das Traineramt bei den Kleeblättern und gewann mit ihnen noch einmal die süddeutsche Meisterschaft, bevor er 1932 zum letzten Mal den Verein verließ. 
Nach dem 2. Weltkrieg konnten die Franken nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen. Sportlich bewegte man sich von dort an zwischen Erst- und Zweitklassigkeit. Inzwischen sind die Fürther auf dem ersten Platz in der ewigen Zweitliga-Tabelle, tun aktuell aber alles dafür den Vorsprung auf den Zweiten St. Pauli zu verringern, indem man in die Bundesliga aufsteigt. Christian Eichners Mannschaft wird dem Kontrahenten, gegen den man vergangene Saison den Klassenerhalt klar machen konnte, aber keine Schützenhilfe geben wollen. Wir können also gespannt sein, welche Mannschaft sich morgen im Sportpark Ronhof durchsetzen wird. Anpfiff der Partie ist um 13:00 Uhr.


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