Gegner im Detail: FC Schalke 04

Raúl, Stan & Elgert - drei S04-Legenden

Vorberichte

Zum ersten Mal seit dem 28.04.1984 treffen der Karlsruher SC und der FC Schalke 04 in der 2. Fußball-Bundesliga aufeinander. Damals endete die Partie des 34. Spieltags im Parkstadion mit einem 3:3-Unentschieden, wodurch der KSC als Meister in die Bundesliga aufstieg - auf Platz 2: S04. Seitdem hat sich bei beiden Clubs sehr viel getan. Bei "Gegner im Detail" schauen wir auf drei Schalker Personalien, die den Ruhrpott-Club davor und danach entscheidend prägten.

An Gott kommt keiner vorbei… 

…außer „Stan“ Libuda! Diese drei Wörter ergänzten Schalke-Fans einst auf Plakaten in Gelsenkirchen, die für eine religiöse Veranstaltung warben. Aber wer war dieser übermenschliche „Stan“? 

Fangen wir mal ganz vorne an: Libuda wuchs im Gelsenkirchener Arbeiterviertel Haverkamp auf und erlernte ab 1952 unweit von dort das Fußballspielen beim S04. Schon in jungen Jahren zeigte sich bei dem Rechtsfuß ein exzeptionelles Talent am runden Leder. Daher spielte Libuda auch regelmäßig in den Juniorenmannschaften des DFB, unter anderem an der Seite von KSC-Legende Horst Wild.  
„Stan“, der bürgerlich eigentlich Reinhard hieß, bekam seinen Spitznamen in Anlehnung an den ehemaligen englischen Dribbelkünstler Sir Stanley Matthews. Dieser stürmte zur Mitte des 20. Jahrhunderts für den FC Blackpool und Stoke City. Sein Markenzeichen war es im Eins-gegen-Eins mit dem Ball am Fuß rechts anzutäuschen und dann links vorbeizuziehen. Libuda beherrschte diesen Trick nicht nur aus dem Effeff – er perfektionierte ihn. Woche für Woche ließ der Rechtsaußen gestandene Bundesliga-Verteidiger dastehen wie Schuljungen, die ihren Bus verpasst haben.

In seinen ersten vier Profi-Jahren auf Schalke dribbelte sich der charakterlich als äußerst sensibel geltende Libuda in die Herzen der Fans, der sportliche Erfolg blieb allerdings aus. Nachdem die Königsblauen die Spielzeit 1964/65 sogar nur auf dem letzten Tabellenplatz beendeten, sah Libuda die Zeit gekommen sein Schuhwerk künftig andernorts zu schnüren. Da der Außenstürmer aber gleichzeitig nicht umziehen wollte blieben für ihn nicht viele Optionen übrig: Libuda wechselte zum schwarz-gelben Erzrivalen. Nach vier erfolgreichen Jahren beim BVB war das Heimweh zu seinem Herzensklub aber wohl zu groß, weswegen „der verlorene Sohn“ an die Glück-Auf-Kampfbahn zurückkehrte. In seiner zweiten Zeit bei den Königsblauen gelang es ihm als Kapitän die titellose Durststrecke der Schalke zu beenden, als er 1972 den S04 zum DFB-Pokalsieg führte. Einer der größten Erfolge seiner fußballerischen Laufbahn war jedoch dicht gefolgt von einem der düstersten Tiefpunkte. 

Aufgrund heftiger Verstrickungen in den Bundesliga-Skandal ein Jahr zuvor wurde Libuda zunächst lebenslang vom DFB gesperrt. Er und viele seiner Teamkollegen hatten im Vorhinein zum 28. Spieltag gegen die höchst abstiegsbedrohten Arminen aus Bielefeld Geld dafür angenommen, dass Schalke das Spiel verliert. Die Strafe wurde nachträglich zwar auf zwei Jahre gelindert, nichtsdestotrotz war das für Libuda der Anfang des Abstieges - sowohl sportlich als auch sozial. Nach seiner Sperre versuchte der 26-fache Nationalspieler noch einmal in der Bundesliga bei Schalke Fuß zu fassen, kam in drei Jahren aber nur auf 15 Einsätze.

Im Anschluss an seine Karriere kehrte Libuda in das Arbeiterviertel Haverkamp zurück und hielt sich mit Arbeiten in einer Papierveredelungsfirma, sowie einem kleinen Tabak-Laden über Wasser. Private Probleme und Krankheiten machten es dem Ruhrpott-Original schwer. Im Alter von gerade einmal 52 Jahren verstarb „Stan“ Libuda an einem Schlaganfall. Aufgrund seiner unglaublichen Fähigkeiten am Ball und seinen Verdiensten im königsblauen Dress, aber auch wegen seines tragischen Weges von unten nach oben und wieder zurück wird der Virtuose am runden Leder auf Schalke ewig in Erinnerung blieben. 

Auf Kohle geboren… 

…und mit Emscherwasser getauft. So beschreibt sich eine weitere Gelsenkirchener Legende. Lange bevor er diesen Status annahm, machte Norbert Elgert 1975 den Sprung in die Bundesliga - natürlich bei Schalke 04. Nach zwischenzeitlich drei Jahren bei Westfalia Herne kehrte Elgert 1978 ins Parkstadion zurück und erzielte in 84 Partien 18 Treffer. Das war allerdings noch lange nicht das Ende seiner königsblauen Geschichte. Denn nach seiner aktiven Karriere blieb Elgert dem Fußball treu und stieg direkt ins Trainergeschäft ein. An der Seitenlinie überzeugte der Trainer mit Mähne im Nachwuchs- und Amateurbereich, wodurch Rudi Assauer auf ihn aufmerksam wurde. Der damalige Schalke-Manager lotste Elgert zurück zum S04, wo er ihm das Traineramt der U19 anvertraute. Seitdem gewannen die Knappen dreimal die A-Jugendmeisterschaft und seit der Einführung der Junioren-Bundesliga 2003 siebenmal die westdeutsche Meisterschaft.

Elgert baute mit der Knappenschmiede eine der renommiertesten und erfolgreichsten Nachwuchsabteilungen Deutschlands auf. Dabei formte der Gelsenkirchener zahlreiche Talente, die den Königsblauen zeitweise gute Leistungen auf dem Feld, sowie volle Kassen durch Millionenerlöse einbrachten. Mike Hanke, Mesut Özil, Manuel Neuer, Julian Draxler, Leroy Sané oder Philipp Hofmann sind nur einige namhafte Akteure, die in Elgerts U19 spielten.

Der königliche Knappe 

Bei der Legende Raúl sprechen die Zahlen für sich: 324 Tore in 741 Spielen für Real Madrid, dreifacher Champions League-Sieger und fünfmal Spaniens Fußballer des Jahres. Nach 17 erfolgreichen Jahren bei den Königlichen verließ der Stürmer-Star die Stadt der königlichen Paläste und Plätze, um für zwei Jahre im Ruhrpott zwischen Hütten und Zechen zu kicken. Der Wechsel löste in der gesamten Bundesliga, allen voran natürlich in Gelsenkirchen eine riesengroße Euphorie aus. In seinem ersten Jahr zeigte der Spanier direkt seine internationale Klasse, indem er mit fünf Treffern entscheidenden Anteil an Schalkes Halbfinal-Lauf in der Königsklasse hatte. Erst gegen Manchester United war Schluss für die Ruhrpott-Kicker.

Auch im nationalen Pokal lief es für die Knappen ausgezeichnet. Nach Siegen gegen Aalen, den FSV Frankfurt, Augsburg und den Club aus Nürnberg trafen die Königsblauen im Halbfinale des DFB-Pokals auf den FC Bayern München. Die Rollen waren im Duell mit dem amtierenden Meister klar verteilt. Nichtsdestotrotz verschwendete Schalke keine Zeit, um vor das Tor der Bayern zu kommen. In der 15. Minute erarbeiteten sich die Königsblauen einen Eckstoß von der rechten Seite. Der bullige Flügelspieler Jefferson Farfan schnappte sich die Kugel und wuchtete das Leder ins Strafraumzentrum. Dort stieg Benedikt Höwedes am höchsten und leitete per Kopf an den langen Pfosten weiter. In der Zwischenzeit entwischte „El Señor“ seinem Bewacher Anatolij Tymoshchuk und köpfte geschickt an Torwart Kraft vorbei ins Tor – 1:0 S04. Da im restlichen Verlauf der Partie keine weiteren Treffer erzielt wurden, bedeutete Rauls Kopfball ins Glück den Finaleinzug für seine Schalker. Im Berliner Olympiastadion demontierte der S04 dann den zweitklassigen MSV Duisburg mit 5:0. Der erste große Titel seit neun Jahren war perfekt!

In derselben Spielzeit landete man in der Bundesliga-Abschlusstabelle zwar nur auf Platz 14, dafür schaffte man in der Folgesaison als Dritter den Sprung zurück in die Champions League. Nach den beiden Saisons im Ruhrpott zog der Fan-Liebling weiter nach Katar, wurde davor aber noch mit einem Abschiedsspiel in der ausverkauften Veltins-Arena gehuldigt. In seinen insgesamt 98 Pflichtspielen im königsblauen Trikot erzielte Raúl 40 Tore. Aufgrund dieser beeindruckenden Quote, aber auch wegen seiner sympathischen und leidenschaftlichen Art wurde der inzwischen 44-jährige in die Ehrenkabine – eine Ruhmeshalle verdienter Schalker – aufgenommen. 


Match
Center
- : -