Köstner soll Spielern das Siegen lehren

(eis) Eine große Überraschung war es nicht mehr, als der Karlsruher SC am Dienstagnachmittag die Verpflichtung von Lorenz Günther Köstner als neuen Cheftrainer bekannt gab. Bereits am vergangenen Sonntag reiste der 50 Jährige, der beim badischen Zweitligisten einen Kontrakt bis zum 30. Juni 2004 unterschrieb, nach Lübeck um dort den nächsten Gegner der Blauweißen unter die Lupe zu nehmen.Als "reizvoll" bezeichnet der gebürtige Oberfranke seine neue Aufgabe und hofft dem KSC mit seiner Energie und Erfahrung den Klassenerhalt in Liga zwei bescheren zu können.

"Am Mittwoch Abend habe ich Lorenz Günther Köstner zum ersten Mal angerufen", schildert Sportmanager Rolf Dohmen, wie es zur Kontaktaufnahme mit dem neuen Übungsleiter kam.
"Dohmen war gleich sehr ehrlich zu mir. Ich weiß, dass kein Geld für neue Spieler vorhanden ist, glaube aber dennoch den Ligaverbleib packen zu können." Köstner geht frohen Mutes ans Werk und wird bereits morgen früh das Training der Wildparktruppe leiten. Zur Hand geht ihm dabei Nachwuchskoordinator Marco Pezzaiuoli, der beim Auswärtsspiel in Ahlen für die sportlichen Geschicke des KSC verantwortlich war. Obwohl Fußballtrainer für gewöhnlich ihren eigenen Assistenten mit an die neue Arbeitsstelle bringen, muss Köstner angesichts der finanziell angespannten Situation auf diesen Luxus verzichten. "Es ist wohl jedem Cheftrainer lieber einen ihm Vertrauten als zweiten Mann haben, dann steht man nicht als Einziger in einer völlig neuen Umgebung da. Aber ich denke, dass ich mit Marco Pezzaiuoli gut zurecht kommen werde." Zudem ergänzt der Coach: "Es ist klar, dass der Vertrag ohne ein finanzielles Entgegenkommen meinerseits nicht zu Stande gekommen wäre ohne das Vereinsbudget zu sprengen"

Warum sich der Verein unter zahlreichen Kandidaten für Lorenz Günther Köstner entschied? "Weil er der Beste ist", entgegnet Rolf Dohmen schmunzelnd. "Unsere Gespräche waren sehr offen und wir wussten schnell, dass er optimal zu uns passt."
Der Neuankömmling freut sich zwar über derartige Vorschusslorbeeren, wendet den Blick aber gleich auf die anstehenden Aufgaben: "Wir müssen am Sonntag den ersten Saisonsieg einfahren, damit wir unserem Ziel einen Schritt näher kommen." Denn der Fußballlehrer weiß aus Erfahrung, "dass es ein sehr schwieriger Weg wird und es lange dauern kann, bis man sich wieder in sicheren Gefilden fortbewegt." Deshalb bittet Köstner auch explizit um die Unterstützung der blauweißen Anhängerschaft. Das Vereinsumfeld habe Zeiten hinter sich, die mit der momentanen sportlichen Situation nicht vergleichbar sind. "Diese Erinnerung ist in den Köpfen und dort soll sie auch bleiben", erklärt der Coach, nur dürfe man diese keineswegs der jetzigen Mannschaft oder dem Trainer anheften.

Obwohl Köstner bereits zwei Saisonspiele im heimischen Wildpark von der Tribüne aus verfolgte, über Veränderungen im Spielsystem oder personellen Bereich möchte der Neue noch keine konkreten Aussagen treffen: "Darüber muss ich mir noch Gedanken machen. Stefan Kuntz hat die Viererkette ja erst Ende der vergangenen Saison eingeführt, wir werden sehen, ob ich diese beibehalte."
Im selben Atemzug lobt der 50 Jährige die Verdienste seines Vorgängers, der den KSC aus der Regionalliga zurück in den bezahlten Fußball geführt hatte und vergangenen Mittwoch wegen der prekären sportlichen Situation beurlaubt wurde. "Aber natürlich werde ich auch persönlich Kontakt zu Stefan Kuntz aufnehmen und mit ihm sprechen."

In den nächsten Tagen stehen für den frischgebackenen Chefcoach zahlreiche Einzelgespräche auf dem Programm, in denen er seine Mannschaft kennen lernen möchte. Doch schon jetzt gibt der Trainer einen Appell an seine Schützlinge aus: "Ich erwarte von jedem Hingabe, Leistungsbereitschaft und Loyalität jeder muss bereit sein für den anderen zu laufen und zu kämpfen."
An der Zusammensetzung des Kaders wird der Deutsche Fußballmeister von 1975 vorerst nichts ändern. Zwar sei ihm die enorme Wichtigkeit der Nachwuchsförderung bewusst, doch sei es der falsche Weg diese jetzt in den Vordergrund schieben zu wollen: "Der KSC hatte schon immer eine gut funktionierende Jugendarbeit, doch jetzt müssen wir uns auf den Klassenerhalt konzentrieren schließlich finanziert der Profifußball auch den Nachwuchs."

Bis Lorenz Günther Köstner eine Wohnung in Karlsruhe gefunden haben wird, muss er mit einem Hotelzimmer vorlieb nehmen, ein Wohnortwechsel ist für ihn jedenfalls unabdingbar: "Das ist für mich keine Frage, auf der Autobahn ginge mir zu viel Zeit und Energie verloren."

Vergleichbar mit dem KSC der letzten Saison ist in den Augen Köstners der kommende Heimspielgegner, der VfB Lübeck. Getragen von der Aufstiegseuphorie habe der VfB besonders bei Auswärtspartien durch ein starkes Offensivspiel überzeugt. Nichts desto trotz hält der Coach aber an seiner Marschroute fest: "Am Sonntag ist der erste Sieg fällig."


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