Gegner im Detail zum FC Schalke 04

Der Schalker Kreisel

Vorberichte

Aktives Freilaufen, flache Pässe und ein gutes Dribbling – Das machte den FC Schalke in den 30er-Jahren aus. Wem der Verein diese Spielphilosophie zu verdanken hat und welche Clublegenden sie perfektionierten, erfahrt ihr in dieser Woche bei Gegner im Detail.  

Der schottische Fußball in Deutschland 

Wer Ballmann heißt, dem wurde das Kicken bereits in die Wiege gelegt. Wohl auch deshalb waren Friedrich und Hans dafür bestimmt, den Schalker Fußball zu revolutionieren. Die Geschichte der beiden Jungs startete zum Entsetzen vieler königsblauer Fans in Dortmund. Von dort aus zog die Familie nach Großbritannien, wo die zwei Brüder das Kicken nach schottischem Vorbild lernten. Ganz anders als in England wurde der Fokus auf Technik gelegt und somit das flache Kurzpassspiel und typisch schottische Dribbling in den Vordergrund gerückt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging es für die Familie wieder zurück nach Deutschland, sodass die Ballmann-Brüder 1919 ihre Art des Fußballspiels nach Gelsenkirchen brachten – der Schalker Kreisel entstand. Friedrich und Hans waren mit dabei, als sich Westfalia Schalke im selben Jahr noch dem Turn- und Sportverein Schalke 1877 anschloss. Mit dem Schalker Kreisel und den beiden Fußballern wurde der Verein immer erfolgreicher – davon war wohl auch Fritz Szepan beeindruckt, denn er spielte zu Zeiten der Ballmann-Brüder als Jugendspieler auf Schalke und verinnerlichte die Art des Fußballspielens wie kein Zweiter. Das Erbe von Friedrich und Hans blieb damit auch nachdem sie ihre Fußballschuhe an den Nagel hingen im Club erhalten.  

Schalke kreiselt durch Deutschland 

Die „Reinliche Scheidung“ zwang den Verein 1924 zur Trennung des Fußball- und Turnverbands, da Fußballabteilungen von Turnvereinen nicht mehr an Wettkämpfen des DFB teilnehmen durften. Mit Hilfe von Papa Unkel, dem ersten Vereinspräsidenten des FC Schalke 04, wurde am 05. Januar der „Fußballklub Schalke 04 e.V.“ gegründet. Endlich konnte die Mannschaft am Spielbetrieb teilnehmen und sein Können unter Beweis stellen. Der Verein kreiselte und stieg immer höher, sodass 1926 der Aufstieg in die Ruhrliga gelang und auch die Ruhrmeisterschaft folgte. In der 2-3-5-Formation war es das Ziel, so viele Spieler wie möglich in die gefährliche Zone zu bringen und damit für Chancen zu sorgen. Das typische Schalker Kreiseln funktionierte nur mit aktivem Freilaufen, flachen Pässen und guten Dribblings. Anfällig war diese Spielphilosophie nur, wenn die gegnerische Mannschaft die Taktik auch bespielen konnte. Doch auch die Anfälligkeit für viele Gegentore bekam die Mannschaft ab den frühen 30er-Jahren unter Kontrolle. Der bereits erwähnte Fritz Szepan war zusammen mit Ernst Kuzorra das Zentrum der taktischen Vorlage. Beide hatten sehr unterschiedliche Aufgaben: Während Fritz als feiner Techniker ein starkes Kombinationsspiel aufwies, war Ernst, den alle nur „Clemens“ nannten, eher für sein Dribbling und seinen Zug zum Tor bekannt.  

Der FC Schalke 04 wurde immer erfolgreicher und nahm 1933 am Finale um die Deutsche Meisterschaft teil. Die Partie gegen Fortuna Düsseldorf verloren die Königsblauen zwar, doch kein Jahr später standen sie erneut im Finale. Damals ging es gegen den 1. FC Nürnberg, in den 30er-Jahren ein absoluter Topclub in Deutschland. 45.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten einen echten Fußballkrimi, denn bis kurz vor Schluss standen die Zeichen auf einen Sieg der Clubberer. In der 88. Spielminute dann das Unglaubliche: Fritz Szepan traf zum 1:1-Ausgleich, nur damit Ernst Kuzorra in der 90. Spielminute den Sieg der Schalker mit dem Treffer zum 2:1 perfekt machen konnte. Als erste Mannschaft aus dem Ruhrgebiet wurde der FC Schalke 04 1933/34 Deutscher Meister. Viele Jahre kreiselten die Schalker daraufhin noch durch die Fußballstadien und feierten neben weiteren Deutschen Meisterschaften auch Pokalerfolge. Szepan beendete seine Karriere 1949, ein Jahr später folgte auch Kuzorra und der Schalker Kreisel löste sich damit immer weiter auf. Ganz vergessen wird man ihn jedoch nie, denn das Mitgliedermagazin des Vereins trägt den Namen im Titel und erinnert so auch nach einer langen Zeit noch an die besondere Art des Fußballspiels.  


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