Interview zum Vereinsjubiläum

Wellenreuther: "Die Menschen sollen stolz sein können auf ihren KSC"

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Am heutigen Dienstagabend feiert der KSC seinen Festakt zum 125-jährigen Vereinsjubiläum im Karlsruher Konzerthaus. ksc.de hat zuvor mit Präsident Ingo Wellenreuther im Interview über die Situation des Vereins, die aktuellen Projekte des KSC und die Zukunft der Blau-Weißen gesprochen.

ksc.de: Herr Wellenreuther, der KSC hat in den 125 Jahren seines Bestehens eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation des Vereins?
Wellenreuther: Vor fünf Jahren, zum 120-jährigen Jubiläum, hatten wir unseren Festakt unter das Motto „Kämpfen, leiden, siegen“ gestellt. Ich glaube, dass diese Überschrift damals wie heute sehr passend ist, weil sie die lange und bewegte Geschichte unseres Vereins gut trifft. Wir können auf zahlreiche Höhepunkte, aber auch Rückschläge zurückblicken und uns an gute und schlechte Zeiten unseres KSC erinnern.

Aktuell war es natürlich ganz wichtig, dass wir im Sommer die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft haben. Wir haben zwei harte Jahre in der 3. Liga überstanden und währenddessen nicht aufgegeben, sondern aktiv die Zukunft des KSC gestaltet.

Ein zentraler Baustein für die Zukunft des KSC ist der Stadion-Neubau. Eine über 20-jährige, oft leidige Diskussion, konnte erfolgreich beendet werden. Das neue Stadion im Wildpark kommt, die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange. Wie wichtig ist dieser Schritt für den KSC?
Das neue Stadion ist überlebenswichtig für den Verein. Das haben wir im Präsidium immer wieder öffentlich betont. Nur mit einem neuen Stadion und einer zukunftsfähigen Infrastruktur ist Profifußball in Karlsruhe dauerhaft möglich. Es freut uns, dass die Mehrheit des Karlsruher Gemeinderats dies ebenfalls so gesehen hat und grünes Licht für den Stadion-Neubau im Wildpark gegeben hat.

Am 17. November des vergangenen Jahres war es endgültig geschafft: Wir konnten nach einer über 20-jährigen Debatte um einen Stadion-Neubau die notariellen Verträge mit der Stadt Karlsruhe unterzeichnen. Bereits kurz danach sind die Bagger angerollt. Das war sicher für viele Mitglieder, Fans und Freunde des KSC nochmal ein ganz wichtiger Schritt, denn damit war klar: Das neue Stadion ist 64 Jahre nach der Eröffnung des Alten im Entstehen.

Sie sind seit mehr als 40 Jahren regelmäßig bei den Heimspielen dabei. Da wird das Stadion sicher auch zu einer Art Heimat. Wie emotional war der Abschied vom alten Wildpark im November 2018 für Sie?
Das war wirklich ein besonderer Tag für die KSC-Familie mit einer unvergesslichen Stimmung. Viel mehr Emotion geht nicht. Unsere Valencia-Helden und andere Vereinslegenden wie Heinz Ruppenstein oder der leider wenige Monate später verstorbene „Weiße Blitz“ Heinz Fütterer auf dem Rasen und die Bengalo-Show rund um das Spielfeld - das war schon etwas ganz Besonderes. Wenn ich mir heute die Videos dieses Nachmittags anschaue, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Ich bin mir sicher, dass es allen Mitgliedern der KSC-Familie auch so geht.

Der Stadion-Neubau ist ein Punkt, aber auch auf anderen Gebieten tut sich viel im Verein. Ausgliederung und Markenkampagne sind nur zwei Stichworte…
Wir haben insbesondere das letzte Jahr genutzt, um parallel zu dem zeit- und arbeitsintensiven Projekt Stadion-Neubau auch auf anderen Gebieten den KSC fit zu machen für die Zukunft.

Wir haben einen neuen Slogan entwickelt, der ausdrückt, was viele mit dem KSC als Verein verbinden: „KSC. Meine Heimat.“ Dahinter können wir uns alle aus Überzeugung versammeln und mein Eindruck ist, dass unser neuer Slogan sehr gut angenommen wird.

Im Juni 2019 haben wir einen weiteren Quantensprung in der 125-jährigen Vereinsgeschichte gemacht. Dank der übergroßen Zustimmung unserer Mitglieder haben wir die Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs, dazu gehören insbesondere der Profibereich sowie die U17 und die U19, in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien beschlossen. Damit haben wir eine entscheidende Weiche für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins gestellt.

Vorbereitet wurde die Ausgliederung ganz transparent in einem eigens gegründeten Ausgliederungsausschuss unter Beteiligung aller Vereinsorgane, den Mitgliedern sowie Fachleuten und Vertretern aller Interessensgruppen. Der Ausschuss hat sich kürzlich noch einmal getroffen und über die Modalitäten und den Zeitpunkt eines möglichen Aktienverkaufs beraten. Eine endgültige Entscheidung dazu soll frühestens Mitte Oktober 2019, nach der Mitgliederversammlung des KSC e.V., getroffen werden.

Der KSC hat in der Vergangenheit immer wieder große Namen hervorgebracht. Wie wichtig ist eine funktionierende Nachwuchsarbeit des Vereins?
Für einen nachhaltigen sportlichen Erfolg spielt eine gute Nachwuchsarbeit eine immens wichtige Rolle. Das entspricht unserer Vereinsphilosophie. Dafür stehen neben den Vereinsikonen Oliver Kahn und Mehmet Scholl, auch einige weitere Spieler, die den Sprung in die Bundesliga geschafft haben wie Michael Sternkopf, Lars Stindl, Hakan Calhanoglu, Kevin Akpoguma, Robert Bauer, Timon Wellenreuther, Christian Eichner, Timo Staffeldt, Florian Dick, Sebastian Freis, Martin Stoll oder jüngst Florent Muslija. Unser Nachwuchsleistungszentrum ist übrigens bereits seit vielen Jahren durch den DFB mit der höchsten Kategorie bewertet.

Die Basis für die Ausbildung unserer eigenen Talente sind starke Partner. Deshalb freuen wir uns über das Engagement vieler regionaler Unternehmen, an der Spitze der Grenke AG, mit der wir im Rahmen einer langfristig angelegten Partnerschaft künftig die Entwicklung und Begleitung der KSC-Nachwuchstalente auf ihrem Weg zum Profifußball, aber auch bei der persönlichen und schulischen Entwicklung fördern wollen.

Auch auf diesem Gebiet ist eine zukunftsfähige Infrastruktur essentiell, die wir mit unserer „Vision Wildpark“ entwickeln möchten. Wir wollen ein top-modernes Nachwuchsleistungszentrum mit weiteren Trainingsplätzen entstehen lassen auf unserem erweiterten Gelände rund um die Germania und die Fasanengartenmauer. Dass unsere Mitglieder und Fans dieses Vorhaben im Rahmen einer Fananlage mit 2,5 Millionen Euro unterstützen, freut uns umso mehr.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahre gesetzt?
Wir haben nach dem Aufstieg im Sommer immer betont, dass wir demütig bleiben werden. Zunächst wollen wir in den nächsten Jahren in der 2. Bundesliga die Klasse halten und uns dort wieder etablieren. Das neue Stadion wird uns nach seiner Eröffnung im Sommer 2022 sicherlich neue Möglichkeiten bieten. Dann wollen wir versuchen, den Blick auch langsam wieder nach oben zu richten. Aber alles Schritt für Schritt.

Wenn sich der Präsident im Jubiläumsjahr etwas wünschen dürfte, was wäre das?
Dass sich erstens alle, die sich für unseren KSC engagieren - egal ob haupt- und ehrenamtlich - das weiterhin mit viel Leidenschaft und vollem Einsatz bei bester Gesundheit tun. Dass wir zweitens im Verein, wie in den letzten Jahren geschehen, auch weiterhin so gut zusammenhalten. Geschlossenheit ist immer der Grundstein für den Erfolg. Und dass drittens die Menschen in Karlsruhe und der Region stolz sein können auf ihren KSC.


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