Gegner im Detail zu Hansa Rostock

Von der BSG Empor zum FC Hansa – die Umsiedlung einer Mannschaft

Vorberichte

Obwohl der FC Hansa Rostock der mitgliederstärkste Verein Mecklenburg-Vorpommerns ist, gibt es den Club in seiner heutigen Form erst seit 1965. Wie genau es zur Gründung kam, warum ein gesamter Verein deshalb knappe 500 km umzog und was das eigentlich alles mit dem früheren DDR-Fußball zu tun hatte, könnt ihr bei „Gegner im Detail“ nachlesen.

In den 50er Jahren gab es in der damaligen DDR-Oberliga fünf dominierende Vereine, zu denen auch die BSG Empor Lauter zählte. Von Mannschaften aus dem hohen Norden oder Berlin fehlte in der Liga zu dieser Zeit jede Spur. Lauter beispielsweise war ein kleiner Ort, knappe drei Kilometer von Aue entfernt. 1954 eröffnete trotz dessen das Ostseestadion in Rostock. Die SED-Bezirksleitung und die Sportfunktionäre wurden sich jedoch schnell einig, dass in das neue Stadion auch eine neue Mannschaft ziehen musste. Karl Mewis, erster Sekretär der SED Bezirksleitung Rostock, soll deshalb auf die Idee gekommen sein, eine der erzgebirgischen Oberliga-Mannschaften an die Ostsee zu verlagern. In Lauter sträubten sich die Leute jedoch vor der Umsiedlung und drohten im Vorfeld mit einem Boykott der anstehenden Volkskammerwahlen.

Umzug eines Vereins

Die Sachsen starteten daraufhin erst einmal ganz normal in die Saison 1954/55, doch nach dem achten Spieltag stand die Entscheidung der DDR-Sportführung: die Mannschaft wird in der kommenden Woche nach Rostock umgesiedelt. Die Spieler wurden unter anderem mit doppeltem Monatsgehalt und Neubau-Wohnungen überzeugt. Trotz dieser Anreize wechselten Teile des Teams so schnell wie möglich den Verein. In der Nacht, als die restliche Mannschaft sowie der Staff im Zug saßen, blockierten Dutzende Lauter-Fans die Bahngleise. Drei Stunden lang wurden die Gleise von der Polizei geräumt, vorher verließen jedoch noch drei weitere Lauterer den Zug, sodass am Ende nur zwölf Spieler mit ihrem Trainer in Rostock ankamen. Sofort wurden sie in die Mannschaft integriert und bereits am 10. Spieltag lief das Team gegen Chemie Karl-Marx-Stadt in der DDR-Oberliga auf. Das Spiel endete mit einem 0:0, die Saison schlossen die Rostocker auf dem neunten Rang ab. Im FDGB-Pokal erreichte die Mannschaft sogar das Finale. Dieses wurde nach Verlängerung jedoch gegen den SC Wismut-Karl-Marx-Stadt, ebenfalls ein umgesiedelter Verein aus der Nähe von Aue, verloren.

Der Fußball im Fokus

1965 kam es zur Umstrukturierung des SC Empor Rostock aufgrund eines DTSB-Beschlusses. Der Deutsche Turn- und Sportbund war die zentrale Massenorganisation des DDR. Der Fußball erhielt eine Sonderstellung im Leistungssportsystem, aus vielen Clubs wurde die Fußballabteilung herausgelöst. So kam es auch beim SC Empor Rostock zum Wandel, am 28. Dezember 1965 wurde deshalb im Kultursaal der Deutschen Post der FC Hansa Rostock gegründet. Aufgrund einer Volksumfrage entschied man sich für den Namen „Hansa“ und das Symbol der Kogge. Hansa lässt sich dabei als eine Anlehnung an den Begriff „Hanse“ interpretieren. Die Hanse waren Kaufleute, die vor allem aus Norddeutschland stammten und wirtschaftlich, politisch sowie kulturell zusammenarbeiteten. Da Rostock direkt an der Nordküste liegt, ist die Verbindung zur Kogge offensichtlich.

Double, Bundesliga und der große Zuwachs

Seitdem war das Team mal mehr, mal weniger erfolgreich. Besonders das letzte Jahr in der DDR-Oberliga blieb den Fans des FCH dabei wohl in Erinnerung. In der Saison 1990/91 schlossen sie die Liga auf dem ersten Platz ab, sind damit letzter und amtierender Meister der DDR. Außerdem standen sie im Pokalfinale gegen den Eisenhüttenstädter FC Strahl und gewannen dieses mit 1:0. Ein Double-Gewinn zum Saisonabschluss, was die Hansa sich lange erträumt hatte, wurde in diesem Jahr Realität. Nach der Wende qualifizierten sich der FC Hansa zusammen mit Dynamo Dresden als erste DDR-Vereine für die Bundesliga. Mittlerweile ist der Verein der mitgliederstärkste Club Mecklenburg-Vorpommerns und obwohl die ganz großen Erfolge ausblieben, in ganz Deutschland bekannt.


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