Valentini: "Wir sind auch heimstark!"

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Am Sonntag (13.30 Uhr) ist der 1. FC Nürnberg beim Karlsruher SC zu Gast. Für einen ein ganz besonderes Spiel – denn dann wird Wildparkprofi Enrico Valentini auf den Verein treffen, in dem er groß geworden ist. Doch damit nicht genug in Sachen familiärer „Vorbelastung“, denn Enricos Schwester Luana Valentini arbeitet beim Club - als stellvertretende Pressesprecherin. Wir haben uns mit den beiden über das bevorstehende außergewöhnliche Aufeinandertreffen unterhalten – und über die kuriose Konstellation, Enricos erste Schritte im Fußball und das Spiel am Sonntag gesprochen.

Enrico, wenn der KSC auf den 1. FC Nürnberg trifft, für wen drückt die Familie Valentini dann die Daumen?
Enrico: Mir natürlich.

Alle?
Enrico: Klar sind in meiner Familie viele Club-Fans, aber die werden mir die Daumen drücken.

Luana, wirst du denn deinem Bruder die Daumen drücken? Oder wie gehst du mit dieser verzwickten Situation um?
Luana: Ich bin innerlich natürlich hin und her gerissen. Aber ich bin auch professionell und hoffe auf einen Nürnberger Sieg. Die Situation ist für mich nicht ganz so leicht, aber es gibt ja immer auch ein Rückspiel. Ich selbst stehe nicht auf dem Platz, sondern unsere Jungs vom 1. FC Nürnberg. Dann steht hoffentlich auch mein Bruder in der KSC-Aufstellung und jeder geht zufrieden aus dem Spiel.

Wer kommt denn alles aus der Heimat mit, Enrico?
Enrico: Da kommen einige. Meine Eltern, unsere Schwester Roberta, Verwandte und viele Freunde.

Wer hat die Karten besorgen müssen?
Enrico: Das habe ich erledigt. Viele haben mich gefragt, ob ich Karten für das Spiel besorgen könne und das habe ich dann natürlich gerne gemacht.
Luana: Ich habe auch schon Anfragen für das Rückspiel. Da darf ich mich dann darum kümmern.

Habt ihr schon Wetten abgeschlossen?
Luana: Nein, haben wir nicht. Und das werden wir auch nicht.

Wie intensiv verfolgst du die Karriere deines Bruders?

Luana: Absolut intensiv. Wir tauschen uns häufig aus. Zumal er mir auch grundsätzlich immer eine schöne Perspektive geben kann, was einen Profisportler angeht. Schließlich arbeite ich mit denen täglich zusammen. Auch bei Enricos wichtigen Entscheidungen, zum Beispiel zum KSC zu wechseln, war ich auch involviert, wie die ganze Familie.

Über was wird dann noch gesprochen?
Enrico: Wir reden sehr viel über Fußball.
Luana: Es geht um alle Ligen, die wir verfolgen, also auch die Bundesliga oder die Serie A. Natürlich reden wir auch über die Nationalmannschaften. Wir sind ständig in Kontakt.

Die Fans vom 1. FCN gelten als sehr leidenschaftlich. Wie sind sie mit dem Abstieg umgegangen?
Luana: Es war definitiv ein Schock für die Fans. Auf der anderen Seite war aber auch ein Bewusstsein da, dass nach einer Hinrunde ohne Sieg die Vorzeichen nicht optimal waren, um die Klasse noch zu halten. Das endgültige Bewusstsein war erst am letzten Spieltag da, bis zum Schluss war der Klassenerhalt ja immer noch möglich. Aber nach dem Umbruch im Kader ist hier eine Aufbruchsstimmung entstanden. Die Uhren wurden wieder auf Null gestellt. Klar sind alle enttäuscht und wollen wieder in die Bundesliga. Aber sowohl zuhause als auch auswärts ist die Unterstützung nach wie vor erstklassig.

Enrico, wie sehr hängt dein Herz noch am Club, bei dem du die gesamte Jugendabteilung durchlaufen hast?
Enrico: Der Abstieg tut schon sehr weh. Ich gönne dem Club von ganzem Herzen die Bundesliga. Ich habe sehr lange für den Verein gespielt und auch in „Zabo“, dem Viertel, meine Wurzeln. Mein Herz schlägt für den 1. FC Nürnberg und das wird auch immer so bleiben. Bis eben auf die 90 Minuten am Sonntag und die beim Rückspiel, da muss das ruhen. 

Der Abstieg bedeutete aber auch: Du kannst gegen deinen Heimatverein spielen…

Enrico: Klar, für mich ist es sehr schön, gegen den Club spielen zu dürfen. Das gab es noch nie, ein absolutes Novum. Ich bin deswegen sehr gespannt auf das Spiel.

Seit dieser Saison spielst du für den KSC. Schon gut eingelebt in Karlsruhe?
Enrico: Auf jeden Fall. Mir geht es in Karlsruhe sehr gut, meine Freundin ist auch da und die Stadt ist sehr schön. Alles passt.

Wie hast du die Badener so kennengelernt?
Enrico: Naja, ich kenne ja den Sascha Traut schon seit vier Jahren. Da durfte ich schon einiges erleben. Aber die Badener sind sehr nette Menschen.

Trainer Markus Kauczinski fordert einen harten Konkurrenzkampf. Nimmst du das in der Mannschaft auch so wahr?
Enrico: Ja auf jeden Fall, aber das ist ja auch gut so. Die ersten Spiele habe ich jetzt alle von der Bank verfolgt, jetzt durfte ich letztes Wochenende zum ersten Mal von Beginn an ran. Hier beim KSC herrscht ein sehr harter Konkurrenzkampf, gerade auf meiner Position. Ich will mich aber weiterentwickeln und deswegen werde ich den Konkurrenzkampf jederzeit annehmen.

Du trägst die Rückennummer 22. Ist sie zugeteilt oder hat sie eine Bedeutung?
Enrico: Eigentlich trage ich am liebste die 11. Die war aber beim KSC schon an Dimi Nazarov vergeben. Die 22 ist sozusagen zwei Mal die 11.

Luana, kannst du uns erzählen, wie Enrico früher als Junge drauf war und wann hast du gemerkt: Der wird Fußballer?
Luana:  Wir sind wirklich direkt auf der anderen Straßenseite vom Club-Gelände aufgewachsen. Wir haben im zweiten Stockwerk gewohnt und Enrico hat immer aus dem Fenster beim Bambini-Training zugeschaut und wollte mitmachen. Unser Vater hat oft auf dem Nebenplatz mit ihm Fußball gespielt und so ist er auch zum Club gekommen, quasi beim Nebenherspielen. Enrico war zwar kleiner und jünger, aber auch sehr schnell. Das war in der F-Jugend. Unsere Schwester und ich sind auch immer mit zu Turnieren gefahren und haben alles mitbekommen. Damals hat Enrico gemeinsam mit Patrick Schönfeld ein kongeniales Duo gebildet, der auch eine enge Verbindung zum Club hat. Man hat aber früh gemerkt, dass Fußballprofi werden Enricos einziges Ziel war.

Ist das so?
Enrico: Absolut. Es gab keine andere Option.
Luana: Schulisch war er immer auf Stand, denn ihm war klar, dass immer was passieren konnte. Aber es gab kein anderes Ziel.

Hast du mal daran gezweifelt, dass es klappen könnte?

Enrico: Nein, niemals. Ich habe immer daran geglaubt.

Nürnberg wird eine schwere Aufgabe. Was ist euer Erfolgsrezept, damit die drei Punkte im Wildpark bleiben?
Enrico: Die drei Punkte sind sowieso das Wichtigste. Wir wollen zuhause endlich gewinnen, schließlich sind wir auch eine heimstarke Mannschaft. Auch wenn wir gegen Union Berlin und Heidenheim nicht gewonnen haben, sind wir doch sehr dominant aufgetreten. Es hat einfach das Glück gefehlt. Wenn wir aber so weiter machen wie bisher, werden wir es erzwingen und im Wildpark gewinnen.

Welcher Spieler sticht bei den Franken besonders heraus?
Enrico: Jürgen Mössmer. Ich habe mit ihm vier Jahre lang gemeinsam in Aalen gespielt. Er macht seine Sache sehr gut, auch wenn er beim Club noch ganz frisch ist. Der ist schon ein sehr guter Spieler.

Luana, die Stimmung ist in Nürnberg nach dem 4:0 gegen Union Berlin wieder besser. Was ist das Ziel der Nürnberger in dieser Saison?
Luana: Ziel muss es sein, so schnell wie möglich wieder in der Bundesliga zu spielen. Jedem war klar, dass die Mannschaft Zeit braucht und wir haben das Gefühl, dass sie sich langsam findet. Auch unsere Neuzugänge wie Daniel Candeias oder Ondrej Celustka haben sich schnell integriert. Die Niederlage gegen Düsseldorf war ein Rückschlag auf dem eingeschlagenen Weg, aber abgerechnet wird nicht nach fünf, sondern nach 34 Spieltagen.

Was passiert, wenn Enrico am Sonntag das entscheidende Siegtor für den KSC schießt?
Luana: Uff, ich hätte mich auf die Frage vorbereiten sollen. Das zu beantworten fällt mir sehr schwer. Selbst wenn ich am Sonntag nicht arbeiten müsste, hätte ich mich als Schwester und Zuschauerin auf die Tribüne gesetzt und mich nicht vom Club lösen können. Für uns sind die Punkte genauso wichtig wie für den KSC.

Das Gespräch führte Fabian Herbers

 

Zum Spielerprofil von Enrico Valentini >>


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