T. Kempe: "Der KSC spielt einen anderen Fußball"

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Am Sonntag (13.30 Uhr) ist der KSC bei Dynamo Dresden zu Gast. Dabei kommt es zum Bruderduell zwischen Tobias (Dynamo) und Dennis Kempe (KSC). Im Doppelinterview sprechen beide über das kommende Spiel, den Anderen und die Entwicklung des KSC.

Dennis, die erste Frage geht an dich: Mit dem 3:2 gegen Union Berlin habt ihr eure Heimserie weiter ausgebaut. Wie lautet dein Fazit?
Dennis: Ich denke, es war ein verdienter Sieg. Er hätte auch noch höher ausfallen können, aber durch zwei unnötige Elfmeter haben wir es nochmal spannend gemacht. Trotzdem haben wir ein gutes Spiel gezeigt, vor allem in der Offensive. Hinten haben wir auch wenig zugelassen. Da können wir nochmal drauf aufbauen.

Tobias, letztes Jahr hat dein Bruder mit dem Tor gegen Rostock den KSC wieder in die zweite Liga geschossen. Nun stehen die Badener auf Platz 5. Berechtigt?
Tobias: In dieser Saison hat der KSC viele Punkte geholt und steht auch verdient da oben. Es hatte keiner damit gerechnet, umso schöner ist es jetzt auch, wenn mein Bruder und der KSC so erfolgreich sind. Aber am Wochenende kommen wir. Schauen wir mal, wie es dann aussieht.

Du hast letzte Saison noch in Paderborn gespielt, jetzt kämpfst du mit Dresden gegen den Abstieg. War der Wechsel der Richtige?
Tobias: Das ist immer schwer zu sagen. Als ich gewechselt bin, wollte ich mehr spielen. In Paderborn hatte ich nicht mehr die Perspektive. Wir hatten uns mit dem Trainer für einen Wechsel geeinigt und da kam mir Dresden gerade recht. Hier spiele ich mehr, das ist für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig. Ich bin nicht sauer oder enttäuscht, dass ich nach Dresden gewechselt bin.

Wie intensiv verfolgt man den Bruder in der Zweiten Liga?
Dennis: Es ist natürlich schon was Besonderes, wenn zwei Brüder in einer Liga spielen, da gibt es noch die Benders. Man tauscht sich schon aus nach den Spielen. Ich fiebere auch mit meinem Bruder mit. Gerade in der schwierigen Situation in Dresden braucht es auch aufbauende Worte von mir, aber das ist als älterer Bruder auch normal. Man gibt sich Tipps und motiviert sich. Oder Tobi?

Tobias: Ich muss meinem Bruder keine aufbauenden Worte zusprechen, seine Tipps nehme ich gerne an. Es ist was Schönes, wenn wir am Wochenende gegeneinander spielen. Das macht viel mehr Spaß.

Dennis, du bist der Ältere. Hast du Tobias ganz klassisch mit auf den Bolzplatz genommen?
Dennis: In unserer Kindheit gab es nichts außer Fußball. Egal ob Regen oder Sturm. Das war noch nicht das Playstation-Zeitalter, wir waren immer draußen und haben jede Gelegenheit genutzt. Wir haben auch unserem Vater nachgeeifert und uns gerne mit Größeren gemessen.

Wann hat man gemerkt: Der Tobias wird ein Guter?

Dennis: Ich glaube, Tobi musste sich da erst mal finden. Am Anfang hatte er gar keine große Lust auf Fußball, da hat er andere Dinge ausprobiert. Tobi war immer sehr ehrgeizig und hat ein klares Ziel verfolgt. Natürlich haben wir beide versucht, und gegenseitig zu pushen. Da gab es auch mal Streitigkeiten. Aber man hat es immer nur gut gemeint.

Euer Vater war ebenfalls Fußballprofi. War bei Euch schnell der Wunsch da, auch Fußballer zu werden?
Tobias: Na klar. Unser Vater hat uns natürlich geprägt. Er hat uns auch mit ins Stadion genommen, da war ich aber noch kleiner. Er hat uns das Fußballspielen vorgelebt und wie Dennis sagt, wir haben jede freie Minute draußen verbracht und Fußball gespielt. Unser Vater war ein großes Vorbild.

Ihr habt beide bei Mönchengladbach in der Jugend gekickt, Tobias ist dann aber nach Bremen gewechselt. Warum?
Tobias: Wir waren mit der Auswahlmannschaft beim Länderpokal und da kam der Kontakt mit Werder Bremen. Eine Woche später war ich beim Probetraining. Für mich war das ein Riesenschritt. Aber Bremen hatte mich überzeugt und ich wollte einen weiteren Schritt machen. Es war der Richtige.

Dennis ist Linksverteidiger, Tobias eher der Offensivspieler. Da kann es am Sonntag (13.30 Uhr) zum ein oder anderen Duell kommen. Was sind die Stärken des anderen und wo kann man ihm vielleicht den Schneid abkaufen?
Dennis: Tobi ist technisch sehr versiert und ballsicher. Wie es bei offensiven Spielern so ist: Wenn man ihm den Spaß nimmt, wird es für einen Kreativspieler schwierig. Aber in diesem Punkt hat sich Tobi auch verbessert. Es gab Zeiten, da hat er schnell resigniert, heute macht er einfach weiter. Er zieht die Fäden im Mittelfeld bei Dresden, deswegen müssen wir ihn ausschalten.

Tobias: Danke an deine Worte, Bruderherz. Dennis ist ein gereifter Spieler und hat in den letzten beiden Saisons richtig gute Spiele gemacht. Er ist ein dynamischer Spieler mit viel Übersicht und einem schnellen Antritt. Dazu spielt er gute Pässe nach vorne in die Spitze. Wenn er mit nach vorne kommt, sollten wir seine Pässe in die Tiefe unterbinden und früh stören.

Dennis: Sonst wird es knapp für Euch.

Tobias: Warte mal ab, Dennis.
 
Tobias, beim KSC ist wohl „die Luft raus“, bei Euch geht es noch um alles – ein Vorteil?
Tobias:
Also der KSC hat auch noch drei Spiele und will noch alles gewinnen, ist doch klar. Wir stehen unter einem Druck, aber der ist positiv. Wir können damit umgehen, dazu haben wir unsere Fans im Rücken. Nach dem Spiel gegen Aue haben wir etwas gutzumachen und wollen ganz klar drei Punkte holen. Wir wissen auch, dass wir zuhause stark sind.
 
Dennis, wie kommt der KSC in Dresden zu drei Punkten in der Ferne?
Dennis: Ich glaube, wir werden auch keine Punkte herschenken. Wie Tobi sagt, für uns ist theoretisch auch noch was drin und wir schauen, dass wir das Spiel gewinnen. Wir wollen uns die theoretischen Chancen offen lassen. Jeder, der in Dresden schon gespielt hat, weiß, was da für eine Atmosphäre herrscht und wie die Dresdner Mannschaft von ihrem Publikum gepusht wird. Wir müssen dagegen halten, schon in der ersten Halbzeit und durch schnelles Umschaltspiel zu Toren kommen, wie in München.

Und worauf muss man achten, wenn man gegen den KSC spielt?
Tobias:
Der KSC spielt in der Rückrunde einen anderen Fußball. Vorher haben sie fast nur verteidigt und auf Konter gelauert. Die Stärke des KSC ist das Umschaltspiel. Da müssen wir aufpassen, aber wir sind gut vorbereitet. Dazu wird noch nichts verraten, aber wir sind alle heiß auf Sonntag!

Das Gespräch führte Fabian Herbers

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Match
Center
1:1