Sebastian Freis und Michael Bischof geben Einblicke in den KSC-Transfersommer
Der “Deadline-Day” ist vorbei, der KSC-Kader vollständig. Wie lief die Transferphase aus Sicht des KSC? Was ist gut gelaufen und wie hat sich der Markt dargestellt? Nach welchen Profilen wurde geschaut? Und wie liefen die Transfers ab? Sebastian Freis, Bereichsleiter Profis und Michael Bischof, Bereichsleiter Entwicklung, Scouting und Analyse, erklären den Karlsruher Transfersommer.
KSC: Hallo ihr beiden! Das Transferfenster ist in Deutschland nun geschlossen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Kader?
Sebastian: Wir sind sehr zufrieden mit den Transfers über den Sommer. Wir haben den Kader verjüngt und gleichzeitig die Qualität hochgehalten. Wir wollen einen guten Mix aus jungen, hungrigen und erfahrenen Spielern im Team haben. Zugänge wie Robin Heußer und Luca Pfeiffer, aber beispielsweise auch Bambasé Conté und die Festverpflichtung von David Herold zeigen das auf. Auch die Ergebnisse aus den ersten Spielen und die Art und Weise unserer Auftritte bestätigen uns in der Annahme, einen leistungsfähigen Kader zusammengestellt zu haben.
Michael: Die Herausforderung bei jungen Talenten besteht insbesondere darin, früh an ihnen dran zu sein und den Kontakt zu pflegen. Denn die Kämpfe um die großen deutschen Talente sowie auf bestimmten Positionen, vor allem in der Offensive, sind hart. Da sind auch Bundesligisten mit wesentlich größeren Budgets dabei, junge Talente früh zu verpflichten, um ihnen dann oftmals über Leihgeschäfte die nötige Spielpraxis zu bieten. Auch das ist ein sehr wichtiger Markt für uns. Die große Herausforderung besteht für uns darin, den richtigen Moment zu erwischen, wo wir noch Zugriff auf einen Spieler haben und er gleichzeitig so weit ist, dass er unsere Mannschaft sportlich sinnvoll ergänzt und verstärkt. Dabei ist es sehr wichtig, einen nachhaltigen und gut dokumentierten Scoutingprozess zu verfolgen und immer wieder den Kontakt zum Spieler sowie seinem Umfeld zu pflegen.
KSC: Das Thema Leihgeschäfte wird von vielen immer wieder öffentlich diskutiert. Warum sind Leihgeschäfte für den KSC denn sinnvoll?
Sebastian: Wir haben in der vergangenen Saison mit Paul Nebel, Igor Matanovic und Herold drei sehr erfolgreiche Leihen gehabt. Mit Herold konnten wir einen wichtigen Spieler im Anschluss fest verpflichten. Auch in diesem Sommer haben wir mit Lasse Günther, Andrin Hunziker, Luca Pfeiffer und Conté Spieler auf Leihbasis zu uns geholt, von denen wir uns viel versprechen. Ist bei den Leihgeschäften eine Kaufoption vereinbart, gibt uns das den Vorteil, dass wir den Spieler im Detail kennenlernen und zu klar kommunizierten Konditionen entscheiden können, ob wir die Option ziehen. Auch wenn wir keine Kaufoption bei Leihspielern haben, ist das Geschäft sinnvoll. Denn so bekommen wir Spieler, auf die wir sonst keinen Zugriff hätten – denken wir nur an Nebel und Matanovic in der vergangenen Saison. Wirtschaftlich sind Leihen durch Gehaltssubventionen, eine mögliche Weiterverkaufsbeteiligung oder auch die U23-TV-Geld-Regelung für uns sehr attraktiv.
KSC: Was sind denn die entscheidenden Kriterien bei einem Transfer für euch?
Michael: Das hängt grundsätzlich erstmal von der Position und dem Bedarf ab, den wir haben. Für jede Positionsgruppe gibt es verschiedene Punkte, die uns bei einem Spielerprofil wichtig sind. Wir definieren gemeinsam mit den Trainern die Eigenschaften, die aus unserer Sicht den Kader ergänzen und verstärken würden und achten dann im Scouting auf technisch-taktische sowie physische Eigenschaften, welche der Spieler optimalerweise abdecken soll. Durch mehrfache Live- und Video-Sichtungen sowie dem Hinzuziehen relevanter Daten entscheidet sich, ob ein Spieler in unser erstelltes Profil passt. Darüber hinaus versuchen wir, sein Entwicklungspotenzial einzuschätzen. Ein nicht verhandelbarer Faktor ist für uns die charakterliche Eignung. Wir haben beim KSC eine sehr intakte Kabine mit vielen tollen Charakteren und wollen das weiter fördern, indem wir charakterlich passende Spieler verpflichten.
KSC: Und wie läuft das Erkennen von potenziellen Neuverpflichtungen bis zu den Transferverhandlungen ab?
Michael: Jeder Scout hat einen ihm zugeteilten Markt, den er überblicken und updaten muss. Beim Scouting setzten wir sowohl auf Live-, als auch auf Videoscouting. Dazu gibt es noch ergänzende Informationen aus dem Datenscouting. So entsteht eine Liste an Spieler, in der sowohl Talente als auch Kader- und Sofortlösungen festgehalten sind. Parallel laufen Gespräche mit Sebastian Freis, Christian Eichner, Matthias Wallenwein und mir, um den Bedarf und die gesuchten Profile zu definieren. Es werden Gespräche mit Beratern und den Spielern geführt und diese gezielt gescoutet, wenn Interesse besteht. So haben wir eine große Liste an möglichen Alternativen, die genau durchleuchtet wird. Abschließend entscheiden wir, ob wir Verhandlungen aufnehmen möchten. Die vergangene Transferphase hat gezeigt, wie wichtig es ist, auf möglichst alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Durch eine gute Vorbereitung hatten wir zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, sinnvoll reagieren und agieren zu können.
KSC: Wie weit ist denn der Trainer in diesen Prozess eingebunden?
Sebastian: Zu Beginn der Kaderplanung für eine neue Spielzeit wird gemeinsam mit dem Trainerteam der Bedarf und die vakanten Kaderpositionen definiert. Dabei wird besprochen, mit welchen Spielerprofilen diese Positionen besetzt werden sollen. Sobald durch den Scouting-Prozess ein klares Bild über die Alternativen auf dem Markt vorhanden ist, nehmen wir das Trainerteam wieder ins Boot, um die ursprünglichen Vorstellungen mit dem Angebot am Markt abzugleichen. Der Spieler muss dabei möglichst genau in das gesuchte Profil passen und gleichzeitig die charakterlichen Anforderungen erfüllen. Entlang unserer klar definierten Strategie haben wir das in diesem Sommer hervorragend gelöst bekommen.
KSC: Danke für eure Zeit!