Schuster: "Kauczinski ein hervorragender Trainer"

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Von 1991 bis 1997 spielte er beim KSC und reifte zum Nationalspieler. Heute ist Dirk Schuster Trainer bei Darmstadt 98 und empfängt die Karlsruher am Freitag (18.30 Uhr) am Böllenfalltor. Schuster über die Stärken des KSC, den Aufschwung der Lilien und die größten Momente seiner Wildpark-Zeit.

Dirk Schuster, Sie waren am Sonntag im Wildpark beim Heimsieg des Karlsruher SC gegen Erzgebirge Aue. Was haben Sie dort gesehen?
Eine engagierte KSC-Mannschaft, die mit allen Mitteln versucht hat, das Spiel zu gewinnen. Sie hat Aue an die Wand gespielt und nicht zur Entfaltung kommen lassen. Der KSC hat mich mit Ballsicherheit überzeugt und war nach Standardsituationen sehr gefährlich. Er hat das Spiel verdient gewonnen.

Das letzte Mal stand der KSC den Lilien in der dritten Liga gegenüber und gewann in letzter Sekunde durch ein Traumtor von Hakan Calhanoglu. Was hat sich seitdem geändert?
Dass beide Mannschaften jetzt eine Liga höher spielen. Aber sonst nicht viel. Beide spielen eine gute Rolle in der Liga und stehen defensiv sehr stabil. Wie damals werden nur Nuancen das Spiel entscheiden. Ich denke, dass der KSC auswärts sich leichter tut, dafür spricht auch die Punkteausbeute. Wie damals ist das Umschaltspiel ihre große Stärke. Der große Unterschied ist, dass Calhanoglu am Freitag gegen uns keinen Freistoß mehr reinhaut.

Darmstadt 98 konnte damals die 3. Liga sportlich nicht halten, blieb aber wegen Offenbachs fehlender Lizenz in der Liga. Im Jahr darauf haben sie den Aufstieg gepackt mit einer Mannschaft, die eigentlich für die Regionalliga geplant war. Wie ist so etwas möglich?
Das stimmt so nicht. Die Mannschaft war nicht für die Regionalliga geplant. Wir haben uns bis zur Entscheidung, dass die Kickers Offenbach keine Lizenz bekommen, alle Türen offen gelassen. Wir haben keine Transfers getätigt und die aktuellen Spieler waren nicht mehr unter Vertrag. Erst nach dem Beschluss haben wir als vorletzte Mannschaft die Kaderplanung aufgenommen. Der MSV Duisburg war ja noch später dran. Die Mannschaft, die wir zusammengestellt haben, hatte unser Vertrauen, dass sie fähig ist, in der dritten Liga mitzuspielen. Das waren viele Spieler, die arbeitslos oder aussortiert waren. Die Begehrten waren alle schon weg. Dies war unser großer Wettbewerbsnachteil.

Deswegen kam der Aufstieg umso überraschender?
Der Aufstieg war sicher nicht das Ziel. Wir wollten die Klasse halten und die dritte Liga als Geschenk behalten. Darmstadt sollte Profifußball zu sehen bekommen. Dann hat das eine Eigendynamik bekommen, was in einer spektakulären Relegation und dem Aufstieg endete.

Sie haben in den Neunzigern lange für den KSC gespielt. Wie fühlt sich das an, gegen diese Mannschaft als Trainer anzutreten?
Ich will am Freitag das Optimale herausholen. Dann spielt der Gegner keine große Rolle. Die Abläufe bleiben die gleichen.

Was war ihr schönstes Erlebnis als KSC-Spieler?
Eigentlich die gesamte Zeit in Karlsruhe. Da waren die schönen Europapokalspiele mit dem KSC. Dann durfte ich als KSC-Spieler in der Nationalmannschaft spielen. Und natürlich war auch die Pokal-Saison mit dem Finale in Berlin ein großes Highlight. Die Mannschaft war toll und ich konnte mich als Spieler immer weiter entwickeln. Winnie Schäfer hat damals einen richtig guten Job gemacht.

Hat Sie Winnie Schäfer geprägt, auch Trainer zu werden?
Eher weniger. Ich habe mich damals kaum mit der Sache befasst, irgendwann einmal in das Trainergeschäft einzusteigen. Ich war Fußballer und wollte Erfolge feiern.

Seit knapp drei Jahren entwickelt sich der KSC stetig bergauf. Was zeichnet diese Mannschaft aus?
Sie haben mit Markus Kauczinski einen hervorragenden Trainer, der es immer wieder schafft, trotz eines wirtschaftlichen Nachteils die Mannschaft so zu formen, dass sie den Wiederaufstieg in die zweite Liga geschafft hat und seitdem tolle Leistungen zeigt. Deswegen gehören sie für mich wieder zu den Kandidaten für den Aufstieg.

Darmstadt hat 24 Punkte gesammelt und steht auf Platz 3. Wurden die Lilien zu sehr unterschätzt?
Ja, sicherlich. Die meisten Experten hatten uns ja als Absteiger Nummer 1 auf dem Zettel. Uns hatte man die zweite Liga nicht zugetraut, aber das ist ja irgendwo auch verständlich. Bisher haben wir die richtige Antwort auf dem Platz gegeben.

Ändert das die Ziele?
Nein. Wir kämpfen nach wie vor um den Verbleib in der Liga. Wir wollen in Darmstadt auch nächste Saison Zweitligafußball anbieten. Wir haben eine gesunde Basis geschaffen. Wenn wir das erreichen, haben wir noch mehr erreicht, als der Aufstieg letzte Saison. Wir sind in der Etat-Tabelle ganz hinten und haben nur einen Trainingsplatz, der sich meist in einem recht schlechten Zustand befindet. Daher ist der Klassenerhalt unser Ziel, wobei der ein oder andere Rückschlag noch kommen kann.

Der KSC ist offensiv variabel, die Tore sind unter vielen Torschützen aufgeteilt. Macht es das schwer, Ihr Team darauf einzustellen?
Mit Torres, Yamada oder Hennings steht vorne eine enorme Qualität. Auch van der Biezen und Micanski sind sehr gute Stürmer. Dazu hat auch Yabo schon oft getroffen. All diese Spieler können Spiele entscheiden. Deswegen müssen wir hochkonzentriert und voller Spannung sein, um dem KSC wenige Chancen zu bieten. Dazu müssen wir am Freitag auch selbst nach vorne guten Fußball zeigen.

Das Gespräch führte Fabian Herbers


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