Gegner im Detail

Pokal-Sensation am Autobahnkreuz: Als die Sportfreunde Lotte die Großen ärgerten

DFB-Pokal

Zum ersten Mal seit 2016 ist der KSC wieder im Profi-Topf der DFB-Pokalmannschaften vertreten. Losfee und Ex-Kicker Thomas Broich zog bei der Auslosung die Sportfreunde Lotte als Erstrundengegner der Badener. Die Fußballer aus dem Tecklenburger Land haben sich erst zum vierten Mal in ihrer Geschichte für den Wettbewerb qualifiziert, zuletzt 2016/17. Diese letzte Pokal-Saison sollte für die Sportfreunde eine ganz besondere werden und Lotte auf die deutsche Fußballlandkarte bringen.

Es war einmal…

…vor gar nicht allzu langer Zeit in einer Kleinstadt namens Lotte.
Vor dem Sommer 2016 war die 14.000-Seelen-Gemeinde in der Nähe von Osnabrück wohl primär durch Verkehrsmeldungen auf der A1 bekannt. Dann aber folgte bei den Sportfreunden ein Erfolg dem nächsten. Mit 15 Punkten Vorsprung auf Tabellenplatz zwei stieg man erstmals in die 3. Liga auf. Außerdem gewann man das Qualifikationsspiel zum DFB-Pokal gegen die Sportfreunde Siegen mit 2:0. Als den Lottern dann auch noch der große SV Werder Bremen zugelost wurde, war die Freude groß am Autobahnkreuz.
Das Bundesliga-Ensemble um Top-Neuzugang Max Kruse reiste logischerweise als klarer Favorit ans Stadion am Lotter Kreuz, die Sportfreunde verpassten dem sechsmaligen Pokalsieger jedoch früh eine kalte Dusche. Nach einer Ecke kam Matthias Rahn an den Ball und versenkte die Kugel im rechten Knick zur Führung. Vom zwischenzeitlichen Ausgleich durch Junuzovic ließ sich Lotte nicht verunsichern und spielte weiterhin konsequent ihr Spiel. Nach einer schönen Kombination durch die Werderaner-Reihen schoss Andre Dej in der zweiten Hälfte dann den 2:1-Endstand. Das so selten ausverkaufte und mit 10.000 Plätzen eigentlich viel zu große Stadion am Lotter Kreuz brach in Jubelströmen aus – der erste Riese war gefallen. Der Einzug in die 2. Hauptrunde des Pokals war für die Sportfreunde Lotte nicht nur ein historisches Ereignis, sondern spülte auch wichtiges Geld in die Kassen des Fußballzwerges.

Neue Runde – Neues (Los-)Glück

Das dachte sich womöglich Bayer 04 Leverkusen, als nach dem Landesligisten SC Hauenstein in Runde eins die Sportfreunde Lotte als nächster Gegner feststanden. Die Partie startete erwartungsgemäß mit einem frühen Treffer des Champions League-Teilnehmers durch Kevin Volland. Kurz nach der Halbzeitpause leistete sich Roberto Hilbert allerdings einen folgeschweren Fauxpas, der den Ausgleich nach sich zog. Die Sportfreunde verkauften sich gut gegen den zweifach klassenhöheren Gegner, kamen aber nur selten eigeninitiativ vors Leverkusener Tor. Als Tim Wendel in der 78. Spielminute dann mit Gelb-Rot vom Platz flog, standen die Vorzeichen schlecht auf ein Lotter Weiterkommen. Aber wie Otto Rehhagel einst schon feststellte, hat der Pokal nun mal seine eigenen Gesetze. Nach der regulären Spielzeit hatte die Partie noch immer keinen Sieger gefunden, also ging es in die Verlängerung. In dieser schnürte Volland seinen Doppelpack, als er seine Mannschaft mit 25 Restminuten auf der Uhr wieder in Führung brachte. Die dezimierten Westfalen gaben sich aber nicht auf und kämpften sich in Unterzahl in das Spiel zurück. Dieser Kraftakt wurde in der 105. Minute mit Kevin Freibergers Ausgleichstreffer belohnt. So ging es dann nach 120 langen Minuten ins alles entscheidende Elfmeterschießen.
Vom Punkt aus zeigten beide Parteien ihre Nerven. Nauber und Freiberger vergaben auf Lotter Seite, Aranguiz und Volland machten es ihnen gleich. Nach fünf Elfmetern stand es Unentschieden und es ging ins Sudden Death. Der Leverkusener Julian Baumgartlinger trat an und fand in Lotte-Keeper Benedikt Fernandez seinen Meister. Vorteil Sportfreunde. Als nächstes war Luka Tankulic an der Reihe. Ein kurzer Anlauf des Offensivspielers gefolgt von einem wuchtigen Schuss in die linke obere Ecke machten die Sensation perfekt. Nach den Bremern war nun auch für die Mannschaft mit dem Bayer-Kreuz auf dem Trikot Endstation am Lotter Kreuz.

Volle Lotte gegen 1860!

Das Pokal-Märchen von Lotte ging also weiter und das nächste Kapitel sollte gegen den TSV 1860 München geschrieben werden. Ebendiese Löwen waren es auch, die in der ersten Runde unseren KSC mit 2:1 aus dem Wettbewerb eliminierten.
Bevor die Achtelfinalpartie starten konnte, musste erst einmal eine acht Zentimeter dicke Schneedecke vom Platz geschippt werden. Der plötzliche Wintereintritt im Februar hatte die Sportfreunde bei der unmittelbaren Vorbereitung auf das Pokalspiel überrascht. Dank der Unterstützung zahlreicher Helfer startete das Spiel dennoch pünktlich um 18:30 Uhr. Und die Sensationsmannschaft aus dem Tecklenburger Land ließ gar nicht erst viel Zeit vergehen, bis sie dem Spiel ihren Stempel aufdrückte. Jaroslaw Lindner brachte den Drittligisten in der ersten Hälfte in Führung, Kevin Freiberger machte in der 58. Minute dann alles klar. Der schnelle Rechtsaußen umkurvte Löwen-Schlussmann Ortega und schob im Anschluss in aller Seelenruhe ins leere Tor ein. Der nächste große Name war somit bezwungen und das Ticket für das Viertelfinale gelöst.

Wetter verhindert Spiel in heimischer Festung

Im Kreis der letzten acht Mannschaften trafen die Sportfreunde Lotte auf Borussia Dortmund. Drei DFB-Pokalsiege, acht deutsche Meisterschaften und ein Champions League-Titel standen einem Westfalenpokal- und acht Kreispokalsiegen gegenüber. Der schwarz-gelbe Kader mit einem Gesamtmarktwert von knapp 400 Millionen Euro traf auf den der Lotter, der circa ein Hundertstel davon wert war. Mehr David gegen Goliath ging kaum. Zum Leid der Sportfreunde konnte die Begegnung aufgrund von Platzschäden bedingt durch die schlechten Witterungsverhältnisse nicht im heimischen Stadion am Lotter Kreuz stattfinden. Als Ausweichsplatz diente die Bremer Brücke in Osnabrück.
Im größten Spiel der Lotter Vereinsgeschichte schlug sich der Underdog in der ersten Halbzeit äußerst wacker. In den zweiten 45 Minuten zeigte der BVB dann aber seine individuelle Klasse und beendete das Pokalmärchen durch Treffer von Pulisic, Schürrle und Schmelzer.

Und die Moral von der Geschicht‘…

…unterschätze Lotte nicht!
Fünf Jahre später ist Lotte nun wieder für den wichtigsten deutschen Pokalwettbewerb qualifiziert. Der Kader ist ein anderer, der Trainer auch. Eines ist aber nach wie vor elementarer Bestandteil der SFL: das Stadion am Lotter Kreuz. Am Montagabend liegt es an Christian Eichners Mannschaft die Heimstätte der Sportfreunde nicht wie einst zur Festung werden zu lassen.
 


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