Hoheneder: "Stand kurz vor der Querschnittslähmung"
Bei seinem ersten Montagsspiel in dieser Saison trifft der KSC auf RB Leipzig. Niklas Hoheneder, Ex-KSC-Spieler, spielt für die Sachsen in der Innenverteidigung. Ein Interview mit dem Österreicher über Karlsruhe, seine schlimme Verletzung und die Stärken des KSC.

Niklas, Leipzig ist am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Wolfsburg rausgeflogen. Jetzt geht es am Montag nach Karlsruhe. Ist die Mehrbelastung ein großer Nachteil?
Es kommt darauf, wie man dazwischen trainiert. Wir versuchen natürlich, das Tempo etwas rauszunehmen. Ich denke, das bekommt der Trainer gut hin und findet eine gute Mischung.
Bevor du nach Leipzig gewechselt bist, hast du ein halbes Jahr in Karlsruhe gespielt. Leider endete die Saison mit dem Abstieg. Welche Erinnerungen hast du an den KSC?
Ich habe mich in Karlsruhe sehr wohl gefühlt. Dass es sportlich schlecht lief, ist ein fader Beigeschmack. Aber die Stadt war sehr toll und ich habe viele nette Leute kennengelernt. Schade, dass es nur ein halbes Jahr war.
Hast du denn noch Kontakte in die Fächerstadt?
Aus der damaligen Mannschaft sind nur noch Dennis Kempe, Dirk Orlishausen und Gaetan Krebs da. Sonst habe ich ab und zu noch zu Steffen Haas Kontakt, oder auch Timo Staffeldt oder Alexander Iashvili.
Für dich ging die jetzige Saison eigentlich gut los, hast dich dann aber im dritten Spiel verletzt. Was ist passiert?
Ich bin bei einem Kopfballduell unterlaufen worden, habe die Orientierung verloren und bin mit dem Kopf voran aus zwei Metern auf den Boden gefallen. Die Ärzte haben gesagt, ich stand ganz kurz vor der Querschnittlähmung. Der Nervenschaden ist bis heute nicht ausgeheilt und das wirkt sich auf meine Einsatzzeiten aus.
Wie sahen deine folgenden Wochen aus?
Ich hatte zum Glück nie Schmerzmittel nehmen müssen. Ich war nur zu einer Kontrollnacht im Krankenhaus, mir ging es aber gut. Das Problem war, dass ich meinen Arm nicht mehr heben konnte. Das ging sicherlich drei Monate.
Und heute?
Ich habe an der Schulter komplett die Muskulatur verloren. Da war nur noch Haut und Knochen. Mit der linken Hand konnte ich nicht mal mehr Einkaufstüten tragen. Der Aufbauprozess läuft immer noch. Ich kann noch nicht alle Muskeln aktivieren.
Am 15. Spieltag hast du trotzdem den Sprung zurück in die Mannschaft geschafft. Hattest du Angst, nie wieder spielen zu können?
Das nicht. Es stand mal kurz im Raum, aber nach einem Test beim Neurologen war klar, dass der Nerv wieder wird und nicht irreparabel geschädigt war. So war es gegen Sandhausen ein richtiges Gänsehautgefühl, wieder auf dem Platz zu stehen.
Jetzt hast du in der Rückrunde bisher zugeschaut. Wie siehst du die Konkurrenzsituation in Leipzig?
Vor dem Winter war die Personalsituation in der Abwehr angespannt. Ich musste gehandicapt spielen. Der Trainer war mit meiner Leistung auch zufrieden. Jetzt spiele ich nicht, bin aber schon viel weiter als noch vor zwei Monaten. Der Verein hat auf vielen die Verletzungen reagiert und mit Rodnei einen Verteidiger nachverpflichtet. Da herrscht jetzt große Konkurrenz. Und die Jungs, die gerade spielen, machen das gut.
RB hat den Aufstieg ein bisschen aufgegeben. Was ist deiner Meinung nach noch drin in dieser Saison?
Der Sieg gegen Union war wichtig und wir haben wieder den Fußball aus der Vorrunde gezeigt. Das wollen wir konstant hinbekommen. Der Einbruch soll jetzt ein Ende gefunden haben. Auch gegen Wolfsburg haben wir gut gespielt, aber der Gegner war zu stark. Es war ein intensives Jahr für ein junges Team.
Der KSC hat sein erstes Montagsspiel seit einer halben Ewigkeit: Was macht da den Reiz aus?
Wenn man in der Woche Champions League schaut: Es sind immer Flutlichtspiele. Das ist eine tolle Atmosphäre und in der zweiten Liga ist es ein besonderer Fokus, weil es ein Einzelspiel ist und viele im Fernsehen zuschauen. Da kribbelt es durchaus etwas mehr.
Was macht den KSC so stark, dass er auf Platz vier steht?
Ich glaube, sie sind nahezu perfekt eingespielt. Jeder weiß, was der Andere macht. Sie wirken als Truppe sehr homogen. Ich durfte Herrn Kauczinski für ein Spiel kennenlernen und ich schätze ihn als Mensch und Trainer sehr. In dieser Form muss der KSC oben mitspielen.
Rouwen Hennings hat in den letzten sieben Spielen sieben Mal getroffen. Warum ist er ein unangenehmer Gegenspieler für einen Innenverteidiger wie dich?
Er ist ein Brecher-Typ. Ich habe gegen ihn noch nicht gespielt, aber er geht dahin, wo es weh tut. Wenn du einen Lauf hast, dann fällt dir der Ball auch genau auf den Fuß. Hennings ist robust, den kann man schwer wegschieben. Wir werden auf jeden Fall aufpassen.
Das Gespräch führte Fabian Herbers