Fortuna Düsseldorf: Am Tor zur Bundesliga
Für viele der sogenannten Experten ist Fortuna Düsseldorf die Überraschungsmannschaft der Saison. Eigentlich aber überrascht es nicht wirklich, dass der Traditionsverein bislang eine so hervorragende Runde spielt.

Von Andreas Kleber
Nachdem die Rheinländer lange Zeit in der fußballerischen Versenkung verschwunden waren, schafften sie 2009 die Rückkehr in die 2. Bundesliga und belegten auf Anhieb einen kaum für möglich gehaltenen vierten Tabellenplatz. Nur unwesentlich schlechter schnitt der deutsche Meister von 1933 in der vergangenen Spielzeit ab, als er nach 34 Spieltagen den siebten Rang belegte. Bereits in der zurückliegenden Runde hätte es mit dem Aufstieg in die 1. Liga durchaus klappen können, wäre da nicht die eklatante Auswärtsschwäche gewesen. Während die Fortuna in der Heimtabelle mit 40 Punkten den ersten Tabellenplatz belegte, reichte es in der Fremde gerade einmal zu drei Siegen und vier Unentschieden, was in der Summe Rang 13 bedeutete.
Deutlich besser sieht es da schon in der laufenden Saison aus, wo die Düsseldorfer in der Auswärtstabelle momentan mit 19 Zählern und nur einer Niederlage in des Gegners Stadion den vierten Platz belegen. Und da sich die Mannschaft von Trainer Norbert Meier ihre Heimstärke bewahrt hat, ist das bisherige gute Abschneiden nur die logische Konsequenz. Bei aller Euphorie im Umfeld - die Mitgliederzahl erhöht sich täglich und im Schnitt pilgern etwas mehr als 29.000 Zuschauer zu den Heimspielen – meiden die Verantwortlichen des Herbstmeisters um Manager Wolf Werner das Wort „Aufstieg“ momentan noch wie der Teufel das Weihwasser. Ein klein wenig deutlicher wurde da Ende Januar schon Rechtsverteidiger Christian Weber: „Wir haben eine gute Chance das zu schaffen, wovon wir alle nicht reden wollen.“
Einer, der ganz wesentlichen Anteil am Höhenflug der Fortunen hat, ist Stürmer Sascha Rösler. Bereits dreimal ist der 34-Jährige, der in dieser Saison schon elf Tore erzielte, in die 1. Bundesliga aufgestiegen (Ulm, Aachen, Mönchengladbach). „Niemals hätte ich damit gerechnet, dass es für mich noch einmal so gut läuft. Es ist ein Traum, den ich in vollen Zügen genieße“, sagte der in Tettnang geborene Schwabe in einem Interview mit dem „kicker“. Selbst von verbalen Giftpfeilen wie sie jüngst der Trainer von Eintracht Frankfurt, Armin Veh, in Richtung Rösler abfeuerte, lässt sich der Angreifer, der von seinem Umfeld als „richtig netter Kerl“ beschrieben wird, nicht aus der Bahn werfen. „Manchmal erkenne ich mich selbst nicht wieder, wenn ich mich im Fernsehen spielen sehe. Aber meine Art zu spielen ändere ich in meinem Alter sicher nicht mehr“, so Rösler, dem von seinem Trainer eine „positive Dreckigkeit“ bescheinigt wurde, mit der er seine Gegenspieler des Öfteren an den Rand des Wahnsinns treibt.
Eine weitere Größe im starken Konstrukt des Aufstiegskandidaten ist Mittelfeldakteur Maximilan Beister, der mit neun Treffern gemeinsam mit Jens Langeneke (9/alles Elfmeter) auf Platz zwei der internen Torschützenliste liegt. Allzu lange werden Fans aber keine Freude mehr an der Spielkunst des 21-jährigen Youngsters haben, der vom Hamburger SV (Vertrag bis 2013) ausgeliehen ist. Beister, der vor allem durch seine Tempodribblings in den Vordergrund gerückt ist, hat sich auf die Wunschzettel vieler Erstligisten gespielt, aber die besten Karten scheint Borussia Mönchengladbach zu besitzen, wenngleich der HSV bereits angekündigt hat, sich nicht kampflos geschlagen zu geben.
Aber nicht nur der sich anbahnende Aufstieg und der Abgang von Beister sind Themen, über die man während des Feierabendbiers in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt angeregt diskutiert. „Kommt er nun oder kommt er nicht?“ und „Und wenn er kommt, wann kommt er dann?“ sind wohl die Fragen, die sich die Düsseldorfer Fans aktuell am häufigsten stellen. Die Rede ist von Raúl González Blanco, seines Zeichens erfolgreichster Stürmer der Champions League aller Zeiten und derzeit in Festanstellung beim FC Schalke 04. Zwar betont der spanische Superstar immer wieder, dass er sich auf Schalke wohl fühlt, dennoch könne er sich vorstellen, seine Karriere in Düsseldorf ausklingen zu lassen. Woher rührt die Liebe zur Fortuna? Seit der Madrilene bei den „Königsblauen“ spielt, wohnt er mit seiner Familie in Düsseldorf. Und die lebende Real-Legende wird nicht müde zu betonen, wie wohl er und seine Lieben sich in der Stadt fühlen, die „ein bisschen wie Madrid“ ist.
Inzwischen ist der 34-Jährige sogar zum Fan der Rot-Weißen mutiert, die er, so oft es geht, bei Heimspielen lautstark unterstützt. „Wenn wir mit Schalke unterwegs sind, setzt Raúl alles daran Fernsehbilder der Fortuna zu bekommen“, verriet sein guter Freund und Teamkollege Christoph Metzelder jüngst. Kein Wunder ist es daher, dass die Verbundenheit von Raúl, dessen Sohn Hugo in der U10 der Fortuna stürmt, bei Düsseldorfs Vorstandsvorsitzenden Peter Frymuth verständlicherweise auf Gegenliebe stößt: „Natürlich können wir nicht so tun, als wenn wir das nicht wahr nehmen. Und schließlich soll man im Fußball ja bekanntlich niemals nie sagen.“
Fakten zur Fortuna:
Die Anschrift
Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895
Toni-Turek-Haus
Flinger Broich 87
40235 Düsseldorf
Telefon: (02 11) 23 80 10
Telefax: (02 11) 23 27 71
Internet: www.fortuna-duesseldorf.de
E-Mail: service@fortuna-duesseldorf.de
Das Gründungsdatum
5. Mai 1895
Die Vereinsfarben
Rot-Weiß
Die Mitgliederzahl
9.500
Die größten Erfolge
Deutscher Meister 1933
Deutscher Pokalsieger 1979, 1980
Deutscher Amateurmeister 1977
Das Stadion
Esprit-Arena (54.400 Zuschauer)
Das Präsidium
Peter Frymuth (Vorstandsvorsitzender)
Paul Jäger (Vorstand Finanzen)
Wolf Werner (Vorstand Sport)
Der Trainer
Norbert Meier, geb. 20.09.1958 in Reinbek
(292 Bundesligaspiele / 16 A-Länderspiele)
Spielerstationen:
TSV Reinbek
Voran Ohe Hamburg
VfL Lohbrügge
FC St. Pauli
ASV Bergedorf 05
SV Werder Bremen
Borussia Mönchengladbach
Trainerstationen:
1992-1996 Borussia Mönchengladbach (A-Jugend)
1996-1997 Borussia Mönchengladbach II
1997-1998 Borussia Mönchengladbach
1998-2001 Borussia Mönchengladbach II
2001-2002 Bayer Leverkusen (B-Jugend)
2003-2005 MSV Duisburg
2006-2007 Dynamo Dresden
Seit 1.1.2008 bei Fortuna Düsseldorf
Der Kapitän
Andreas Lambertz
Die Zugänge
Robbie Kruse / Melbourne Victory (AUS)
Robert Almer / Austria Wien (AUT)
Villyan Bijev / FC Liverpool (ENG)
Juan Antonio Gonzalez Fernandez / Real Madrid B (ESP)
Timo Furuholm / Inter Turku (FIN)
Adam Matuschyk / 1. FC Köln
Jules Schwadorf / Bayer Leverkusen
Tobias Levels / Borussia Mönchengladbach
Markus Krauss / VfB Stuttgart II
Tugrul Erat / eigene Jugend
Jeron Hazaimeh / eigene Jugend
Die Abgänge
Tiago Coelho Branco Calvano / Newcastle United Jets (AUS)
Patrick Zoundi / 1. FC Union Berlin
Marcel Gaus / FSV Frankfurt
Marco Königs / Preußen Münster
Maximilian Schulze Niehues / Preußen Münster
Michael Melka / Rot-Weiß Oberhausen
Claus Costa / VfL Osnabrück
Adriano Grimaldi / SV Sandhausen
Marco Christ / SV Wehen Wiesbaden
Karim Aouadhi / vereinslos
Sandor Torghelle / vereinslos
Das letzte Spiel
In der Hinrunde unterlag der KSC den Fortunen am 10. September mit 2:4 (1:2). Während für Düsseldorf Jens Langeneke (12./FE), Sascha Rösler (20.) sowie Thomas Bröker (67.+75.) die Tore erzielten, trafen für den KSC Bogdan Müller (43.) und Louis Clement Ngwat-Mahop (80.). Das Spiel in der Esprit-Arena verfolgten 27.230 Zuschauer.