Fußballstadt Karlsruhe

Fenster, Fans und Fußlümmelei – Wo alles seinen Anfang nahm

Club

Fangen wir einfach mal an: bei F wie Fächerstadt. F wie Fußballstadt. F wie Fusion. Am 16. Oktober 2022 ist es genau 70 Jahre her, dass sich der Karlsruher FC Phönix und der VfB Mühlburg zusammengetan haben – unter dem Namen Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e. V., kurz: KSC.

Dieser runden 70 wollen wir, passend zum 70. Thronjubiläum der Queen, die Krone aufsetzen: mit jeder Menge Aktionen und Angeboten, mit Dingen, die wir noch nicht verraten und solchen, die mit F wie Funktionsstoff und Fankollektion zu tun haben. Und mit einer Serie aus sechs Texten, die in die Geschichtsbücher gucken; nicht nur die des KSC, sondern der ganzen Fächerstadt und der fußballbegeisterten Region. Denn das ist sie, seit Anbeginn der Zeit des runden Leders in Deutschland: fußballbegeistert. Karlsruhe lebt, atmet, feiert Fußball, seit 1889. Seit einer zerbrochenen Fensterscheibe.

Der Schuss, die Scheibe

Walther Bensemann, über den wir in unserer Serie noch mehr erfahren werden, brachte den allerersten Fußball nach Karlsruhe. Im wahrsten Sinn des Wortes. Als Schüler des damals Großherzoglichen Gymnasiums, seit 1938 und bis heute: Bismarck-Gymnasium, konnte er nicht ohne dieses neuartige englische Spiel, das er in der Schweiz kennengelernt hatte. Und so traf eines Tages im September 1889 ein Paket für den Pennäler ein; drin: ein Ball. Flugs aufgeblasen, noch morgens vor Schulbeginn, dann in der 10-Uhr-Pause der Schuss, die Scheibe, oh weh … Schon hatte ein Fenster dran glauben müssen. Treffer, versenkt. Statt die Übeltäter jedoch zu bestrafen, tat Direktor Wendt, was er wohl damals für nicht sonderlich bemerkenswert oder geschichtsträchtig erachtete – er schickte die Schüler auf den Kleinen Exerzierplatz nebenan. Und machte die Gelegenheitskicker zu echten Fans der damals noch abwertend als „Fußlümmelei“ bezeichneten jungen Sportart. Vor allem die Turner fürchteten um ihren Ruf und ihre edle Bewegung, sprachen vom Fußball als „englischer Krankheit“. Dem begegneten die Karlsruhe Kicker mit einer gesunden Portion Ignoranz – und spielten weiter, auf ihrem geliebten Bolzplatz.

Ab 1860 Feuerwehr-Übungsplatz mit Schlauchturm, gelegen zwischen heutiger Moltkestraße und Knielinger Allee, diente besagter Exerzierplatz bereits Mitte der 1880er Jahre einigen Gymnasiasten (darunter auch Prinz Max von Baden) und ein paar Engländern einstweilen als Rugby-Platz, was aber schnell wieder im Sande verlief. Ob schon jene oder erst Bensemann und Kollegen 1889 den Spitznamen „Engländerplatz“ etablierten? Nicht überliefert. Aber geblieben ist er, der Name, zunächst im Volksmund, 1913 dann auch offiziell.

Offiziell wurde 1894 noch etwas anderes. Im Gründungsjahr des KSC überließ Großherzog Friedrich I. den Engländerplatz „der gesammten studierenden Jugend Karlsruhes als Spielplatz“. Das blieb lange so, auch noch, als die meisten Vereine Anfang des 20. Jahrhunderts eigene Spielfelder oder gar Stadien bauten.

Von 1933 bis 1946 wurde der einstige Exerzier- und Engländerplatz zum „Skagerrakplatz“ und diente als Aufmarschplatz. Fußball rückte in den Hintergrund und in weite Ferne, und auch nach Kriegsende wurde er nicht wieder von einem Fußballverein für den regulären Betrieb genutzt. 1945 bis 1950 diente er gar der Trümmerbeseitigung des Zweiten Weltkriegs, als Schuttabladestelle. 1946 bekam er zumindest seinen alten Namen wieder.

(Fast) noch mehr Ruhm und Ehre

In den Fokus rückte der älteste Fußballplatz Süddeutschlands erst wieder 2007, als er nach Umbau zur Heimat der Mensa Moltke der Hochschule Karlsruhe wurde, immer noch mit Spielfeld (um 90 Grad gedreht), später außerdem mit Gedenkstein des Badischen Fußballverbands und Sandsteinstele der Stadt. Diese erinnert – initiiert und finanziert vom Fanprojekt im Stadtjugendausschuss und von den Supporters Karlsruhe 1986 e. V., offiziell anerkannter Dachverband der KSC-Fans – an Fußballpionier Walther Bensemann und die besondere Rolle des Engländerplatzes. 

Aber vor dem Ende dieser ersten Geschichte noch einmal zurück zu den Engländern. Nur wenige Jahre nach Karlsruhes allererstem Kick sollte dem Engländerplatz im November 1899 besondere Ehre zuteil werden, als Austragungsstätte eines internationalen Vergleichs. Gegen wen? Na klar: England. Wie passend! Und wie schade, dass es dann doch nicht geklappt hat. Wie, was, warum? Mehr dazu in der nächsten Story unserer Reihe zur Fußballstadt Karlsruhe. Da geht’s ums U, wie Ur-Länderspiele, unter anderem.

Text: Sandra Walzer

 

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