Ein Hexenkessel: Die frühere Spielstätte des KSC an der Honsellstraße

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Vor dem Umzug ins 1955 fertiggestellte Wildparkstadion trug der damalige KSC seine Spiele noch im Stadion an der Honsellstraße aus. Bernd Schietinger war damals schon als Junge dabei. In unserem Interview erzählt der 78-Jährige von der damaligen Spielstätte, dem Fußball in Karlsruhe und den Veränderungen seit dieser Zeit.


Herr Schietinger, Sie waren damals schon bei Spielen des KSC im Stadion an der Honsellstraße. Zu welcher Zeit war das?

Das war Anfang der 50er Jahre. Schon mit zehn Jahren bin ich mit meinem Papa dort ins Stadion gegangen und bis ich 14 Jahre alt war noch viele Male. Wenn der VfB in Karlsruhe gespielt hat, kam auch mein Onkel, der Stuttgart-Anhänger war. Dann sind wir alle zusammen ins Stadion gegangen und ich durfte sogar mit auf die Haupttribüne. Sonst waren wir nämlich immer auf der Gegentribüne oder hinter dem Tor.

Wie sah das Stadion an der Honsellstraße damals aus, auch im Vergleich zu heutigen Stadien?

Das war ein Stadion wie es heute ‚ganz normale Fußballvereine‘ haben, zum Beispiel in Ettlingen. Es gab eine überdachte Holztribüne mit Sitzplätzen auf der Westseite, auf der gegenüberliegenden Seite waren Stehränge mit nur einigen wenigen Sitzplätzen. Was mir aber besonders in Erinnerung geblieben ist, sind die Kartenhäuschen, die vorne standen. Man musste ja teilweise lange anstehen morgens oder wann immer man eben dort hin kam, um seine Karten zu erwerben. Zum Beispiel wenn Schweinfurt in Karlsruhe gespielt hat, der SV Waldhof oder Nürnberg, dann ist man die Kaiserallee vom Mühlburger Tor aus bis raus marschiert. Da waren richtige Völkerwanderungen unterwegs zu diesen Spielen.

Links im Bild ist ein Ausschnitt des damaligen Stadions an der Honsellstraße im heutigen Stadtteil Karlsruhe-Mühlburg zu sehen

Man sagt über das Stadion an der Honsellstraße heute, dass es ein wahrer Hexenkessel war. Stimmt das?

Ja, es war eben alles sehr, sehr eng. Es gab keine Aschenbahn. Man konnte quasi hinter dem gegnerischen Tormann Rabatz machen. Aber nur, wenn man das Spielfeld gesehen hat vor lauter Rauch. Das war immer etwas, was mich sehr gestört hat: Die viele Raucherei der Leute im Stadion. Ich kann mich auch nicht groß an einen Ordnungsdienst oder so etwas erinnern. Aber die Atmosphäre war im Großen und Ganzen immer friedlich. Außer natürlich, wenn der VfB zu Gast war, da mussten dessen Anhänger – wie heute auch – schon etwas vorsichtig sein.

Wie hat sich die Stimmung dann nach dem Umzug ins neue Wildparkstadion verändert?

Ich habe damals ja den Übergang erlebt vom FC Phönix und dem VfB Mühlburg zum KSC. Und auch den Bau des damals neuen Wildparkstadions in den 50er Jahren. Die Stimmung im alten Stadion an der Honsellstraße und im dann neuen Wildparkstadion lässt sich für mich gar nicht vergleichen. An der Honsellstraße gab es eine ungemeine Nähe zu den Spielern, dagegen hat die Aschebahn im Wildpark aus meiner Sicht eine Art Trennwand aufgebaut. Das habe ich immer etwas bedauert. Beim VfB Mühlburg war man vorher eben hautnah dran, man konnte sich sogar mit dem Linienrichter unterhalten, wenn man wollte. Der Abstand ist dann auf einmal schon riesig gewesen im Vergleich.

Wie war für Sie der Fußball und die Spieler aus diesen Zeiten?

Die Spieler damals waren einfach von uns. Das waren zu einem Großteil Karlsruher oder sie kamen hier vom Land. Manche kannte ich sogar schon von den Landvereinen, bevor sie zum KSC gegangen sind und dadurch hat man sich ganz anders mit dem Club identifiziert. Wenn ich zurückdenke an Ossi Traub, Ernst Kunkel, Heinz Beck, Walter Baureis, … ich kann heute noch die Mannschaft aufzählen. Und der allerbeste Spieler war natürlich Kurt Sommerlatt. Ich kam ja genauso wie er aus Blankenloch. Wenn er dann dort auf dem Platz war und trainiert hat und ich war als C-Jugend-Spieler nebenan, das war einfach toll. Da hatte man ein ganz anderes Verhältnis zum Fußball und auch zu den Spielern.

Was sagen Sie zum Bau des neuen Wildparkstadions, der gerade voranschreitet?

Über den Stadionneubau bin ich gut informiert, besonders durch meinen langjährigen Freund Martin Wacker. Von dem, was ich gesehen habe, wird das eine fantastische Sache - dem Fußball dann wieder viel näher. Dort wird ganz automatisch eine besondere Stimmung aufkommen.

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