"Es darf nie monoton werden"
Im letzten Teil des Athletiktrainer-Interviews berichtet Nadine Gayer unter anderem über den Einfluss der Leichtathletik auf den Fußball und die Wichtigkeit des Athletiktrainings für junge Spieler. Die Studentin der Sportwissenschaft schreibt derzeit ihre Abschlussarbeit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und kommt selbst aus der Leichtathletik. Nach einem sechsmonatigen Praktikum im KSC-Talentteam betreut die 24-Jährige mittlerweile das Athletiktraining der Mannschaften von U13 bis U15.

Nadine, du bist für die Talente aus dem Aufbaubereich zuständig. Wie wichtig ist Athletiktraining schon im jungen Alter?
Es ist extrem wichtig, denn die Kinder haben heutzutage einfach nicht mehr die Möglichkeit sich so zu bewegen, wie das früher der Fall war. Das Athletiktraining ermöglicht unseren Jungs daher allgemeine, vielseitige motorische Bewegungsformen kennenzulernen und zwar auf ausgeprägte Art und Weise. Diese Bewegungsformen sind nur schwer in den späteren Jahrgängen zu erlernen.
Inwieweit unterscheidet sich das Training innerhalb der Jahrgänge?
In den Mannschaften der U13 und U14 arbeiten wir überwiegend an Koordination und Schnelligkeit. Hierzu gehören auch die angesprochenen allgemeinen motorischen Übungen. Denn wie viele der Kinder können heute noch das Körpergefühl für eine Rolle vorwärts oder einen Handstand entwickeln? Vor allem für das Neuerlernen bzw. Verbessern bestimmter Bewegungsabläufe, so also auch im Fußball, ist ein entsprechendes Körpergefühl von entscheidender Bedeutung. Unter Berücksichtigung der heutigen Umweltbedingungen ist es schwierig für Kinder sich dies beiläufig anzueignen. Da unsere U15 in der höchst möglichen Liga ihrer Altersklasse spielt, legen wir innerhalb dieser Mannschaft zusätzlich viel Wert auf die allgemeine Kräftigung und die Schnellkraftfähigkeit.
Und wie nehmen die Jungs das Athletiktraining an?
Einem Fußballer den Ball wegzunehmen ist recht schwierig. Wenn ich deshalb eine Übung spielerisch oder mit Wettkampfcharakter verpacken kann, dann mache ich das auch. Es darf einfach nie monoton werden, eine große Bandbreite an Übungen ist wichtig. Außerdem lege ich viel Wert darauf, dass die Jungs verstehen, wieso wir das machen. Ich erkläre den Sinn einer jeden Übung deshalb ganz genau. Das funktioniert sehr gut, denn die Mannschaften haben Spaß am Training und fühlen sich offensichtlich wohl. Das ist für mich das allerwichtigste.
Du selbst kommst aus der Leichtathletik. Was können die anderen Athletiktrainer von dir lernen und umgekehrt?
Für mich persönlich ist es unglaublich spannend, Fußballern mit Hilfe meines bestehenden Know-hows aus der Leichtathletik weiterzuhelfen. Ich habe den B-Trainer im Sprint gemacht und mir daher ein relativ großes Informationsrepertoire im Sprint-, Schnelligkeits- und Schnellkraftbereich angeeignet. Während ich also eher leistungsorientiert bin, kann ich, was die funktionelle Gymnastik betrifft, noch einiges von den Kollegen lernen.
Welche Erwartungen hast du an deine Jungs aus dem Aufbaubereich?
Innerhalb der U15 erhoffe ich mir, dass die Werte aus der Leistungsdiagnostik gehalten oder sogar verbessert werden. Man muss berücksichtigen, dass wir hierbei von einem sehr guten
Niveau sprechen. Da die Spanne zwischen kräftigen und schmächtigen Spielern im Aufbaubereich doch recht groß ist, wünsche ich mir außerdem, dass die noch körperlich unterlegenen Spieler wissen sich einzusetzen und zu wehren. Doch besonders wichtig finde ich, dass sich jeder Einzelne bewusst ist, welche Chance er hier hat, immer wieder von neuem Gas gibt und sich nie auf seiner Leistung ausruht. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht.