Kempe: „Die Automatismen greifen immer besser“

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Mit einer Oberschenkelverletzung zu Beginn der Saison außer Gefecht gesetzt musste sich Dennis Kempe bis zum fünften Spieltag gedulden, ehe er im Heimspiel gegen St. Pauli sein Saisondebüt feiern durfte. Seither stand der Linksfuß in den vergangen vier Ligaspielen dreimal in der Startelf. Im Interview mit ksc.de spricht der Abwehrspieler über den bisherigen Saisonverlauf, den Konkurrenzkampf und ein womöglich erneut bevorstehendes Duell mit dem Bruder.

Dennis, zwei pflichtspielfreie Wochen liegen hinter euch. Woran habt ihr in dieser Zeit gearbeitet?
Wir hatten zwei Wochen Zeit, um uns intensiv auf Nürnberg vorzubereiten. Wir haben viel im athletischen Bereich gearbeitet und darauf geachtet, genügend Regeneration zu haben.  Im Training war klar zu erkennen, dass die Mannschaft gut drauf ist. Das macht mich zuversichtlich.

Ihr hattet euch mit einem 1:1 gegen Düsseldorf in die Länderspielpause verabschiedet und zuvor gegen Aue den lang ersehnten ersten Saisonsieg eingefahren. Geht es nach den anfänglichen Schwierigkeiten allmählich aufwärts?
Wir hatten schon einen großen Umbruch im Sommer. Einige Spieler haben uns verlassen, ein komplett neues Trainerteam hat übernommen. Wir hatten zwar eine lange Vorbereitung, aber in dieser Zeit kann man natürlich nicht alle Automatismen einstudieren. Ich glaube, man hat in den letzten Spielen – zuletzt auch in Düsseldorf – sehen können, dass wir uns auf dem Platz immer besser verstehen und die Automatismen auch immer besser greifen.

Mit etwas mehr Glück wäre in Düsseldorf auch ein Sieg möglich gewesen. Hat euch das im Nachlauf noch beschäftigt?
Man ärgert sich schon, wenn man sieht, welche Chancen wir liegengelassen haben. Kurz vor Schluss hatten wir eine riesige Möglichkeit zum 2:1. Die dann ungenutzt zu lassen, ist schon ärgerlich. Damit hadert man unmittelbar nach dem Spiel. Aber insgesamt betrachtet können wir mit der Leistung, die wir dort gezeigt haben, zufrieden sein.   

Die ersten Ligapiele hast du aufgrund einer Oberschenkelverletzung verpasst. Wie groß war die Erleichterung, als du gegen St. Pauli dein Saisondebüt feiern konntest?
Es war ein super Gefühl, endlich wieder auf dem Rasen zu stehen. Es ist natürlich immer ein bisschen schwierig, wenn man direkt mit einer englischen Woche startet und drei Tage später in Hannover erneut durchspielt. Da habe ich schon einen kleinen Kräfteverschleiß verspürt. Aber mittlerweile merke ich, dass sich die harte Vorbereitung und auch das harte Rehaprogramm bezahlt machen.

Bist du in puncto körperliche Fitness wieder bei 100 Prozent?
Definitiv. Die ersten zwei Wochen nach der Verletzung waren zwar etwas schwierig, was die Spritzigkeit angeht, aber jetzt habe ich wieder das gewohnte Gefühl für die Zweikämpfe und auch die Handlungsschnelligkeit ist wieder voll da. Ich fühle mich topfit.

Du kämpfst mit Ylli Sallahi um den Starplatz auf der linken Abwehrseite. Wie bewertest du euren Konkurrenzkampf im Hinblick auf die kommenden Spiele?
Wir haben auf dieser Position große Qualität im Kader. Ylli und ich sind grundsätzlich zwei verschiedene Spielertypen. Da hängt die Entscheidung des Trainers letztlich auch davon ab, welche Ausrichtung er der Mannschaft vorgibt und wer von uns besser zum Gegner passt. Ich denke, wir beide wissen, dass keiner von uns alle restlichen Spiele von Beginn an bestreiten wird, sondern wir beide unsere Einsätze bekommen werden. Den Konkurrenzkampf gibt es bei uns auf jeder Position, dem muss man sich als Profi auch stellen können.

Vor einem halben Jahr hast du deinen Vertrag bis 2018 verlängert. Du fühlst dich beim Club und in der Stadt offenbar pudelwohl.
Der KSC ist mittlerweile meine längste Station im Profibereich. Ich habe mich hier von Beginn an wohl gefühlt, auch wenn meine erste Saison hier rein sportlich betrachtet mit dem Abstieg in die 3. Liga denkbar schlecht verlief.  Aber selbst danach habe ich sofort gemerkt, dass hier im Verein etwas entstehen kann und dass ich einen wichtigen Teil dazu beitragen kann und das ist mir und der Mannschaft in den letzten Spielzeiten doch ganz gut gelungen.

Im Juni bist du erneut Vater geworden, deine Tochter kam zur Welt. Welche Rolle spielt die Familie bei der Karriereplanung?
Wir haben uns als Familie über die letzten Jahre hier in der Stadt Strukturen und Kontakte aufgebaut, die natürlich mit einfließen bei einer solchen Entscheidung. Auch im Hinblick auf die Zeit nach der Karriere. Wir sind hier mittlerweile richtig heimisch geworden und sind froh, die nächsten Jahre erstmal in Karlsruhe zu bleiben.

Am Sonntag kommt der Club aus Nürnberg in den Wildpark gereist. Dabei könnte es mal wieder zum Bruderduell Kempe vs. Kempe kommen. Ist das für euch zwei noch immer etwas Besonderes?
Die Konstellation selbst ist für uns zwar nichts mehr Neues, wir haben ja in den letzten Jahren bereits ein paar Mal gegeneinander gespielt. Aber am Sonntag könnte es zum ersten Mal dazu kommen, dass wir uns direkt auf dem Platz begegnen, wenn mein Bruder im rechten Mittelfeld aufläuft. Bislang sind wir uns auf dem Platz immer aus dem Weg gegangen – ob bewusst oder unbewusst, weiß ich nicht (lacht).

Nürnberg hat mit acht Punkten bislang genauso viele gesammelt wie der KSC. Wie schätzt du die Franken als Gegner ein und worauf wird es ankommen, um sie zu knacken?
Ich glaube, sie erleben gerade einen kleinen Aufschwung, nachdem sie die letzten beiden Spiele nach mäßigem Saisonstart gewonnen haben. Die Nürnberger sind als Gegner immer gefährlich. Sie haben im offensiven Bereich viel Qualität, auf die wir gefasst sein müssen. Wir wissen aber auch um unsere Stärken in der Defensive. Wir müssen daher kompakt stehen und über schnelle Umschaltbewegungen unsere Angriffe starten, um gefährlich vors Tor zu kommen. Wichtig wird auch sein, im Abschluss kaltschnäuziger zu werden. Dann haben wir allerbeste Chancen, den nächsten Heimsieg einzufahren.

Das Gespräch führte Amin Mir Falah


Match
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3:2