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Wie das Trainer-Lizenzsystem des DFB funktioniert

Profis

Sirus Motekallemi ist seit dieser Saison nicht nur neuer Co-Trainer der KSC-Profis. Der gebürtige Karlsruher hat quasi eine Doppeltätigkeit inne, er absolviert nämlich seit dieser Woche zusätzlich einen Lehrgang, um die A-Lizenz für Fußballtrainer zu erhalten. Das nehmen wir zum Anlass, uns das Ausbildungssystem des Deutschen Fußballbundes (DFB) etwas genauer anzuschauen.

Aktuell ist der Terminkalender von Sirus Motekallemi wahrscheinlich ziemlich voll. Beim KSC ist der ehemalige U17-Trainer seit dieser Saison einer der engsten Ansprechpartner von Christian Eichner bei den Profis. Doch damit nicht genug: Der 33-Jährige hat sich dazu entschlossen, daneben noch seine A-Lizenz zu machen – das ist der zweithöchste Trainerschein, den es in Deutschland gibt. Um überhaupt bis dorthin zu kommen, musste er buchstäblich bereits einige Stufen erklimmen. Während das Trainer-Ausbildungssystem früher nämlich noch pyramidenförmig verlaufen ist, nennt es der DFB nun „Entwicklungstreppe“.

Los geht es mit der C-Lizenz. Der Lehrgang umfasst 120 Lerneinheiten und dauert 2-4 Monate. Schwerpunkte sind die Vermittlung von Spaß an individuellen und mannschaftlichen Fortschritten, fußballerisches Lernen durch gesteuerte Spielformen, die Schaffung eines positiven Mannschaftsklimas und die Vertiefung der Entwicklung der eigenen Trainerpersönlichkeit. Mit dem erfolgreichen Abschluss steht dem Training auf Kreis- und Bezirksebene nichts mehr im Wege.

Der nächsthöhere Schein ist die B-Lizenz. Hier liegt der Fokus der Lehrelemente auf dem Aufbau einer positiven und leistungsorientierten Atmosphäre, der individuellen Förderung der Spieler, dem Setzen bestimmter taktischer Trainingsschwerpunkte, der Spielanalyse und dem Spielercoaching sowie der weiteren Entwicklung der eigenen Trainerpersönlichkeit. Auch hier dauert es 120 Lerneinheiten und 2-4 Monate bis zum Abschluss. Danach dürfen Teams bei den Männern bis zur 5. Liga und bei den Frauen bis zur Regionalliga (3. Liga) trainiert werden. Dazu kommen alle Jugendteams, ausgenommen die höchsten beiden Ligen der A- und B-Junioren sowie die B-Juniorinnen-Bundesliga. Eine Tätigkeit als DFB-Stützpunkttrainer ist nun ebenfalls möglich.

Möchte der Trainer oder die Trainerin die Treppe noch weiter nach oben laufen, gibt es nun zwei Möglichkeiten: Mit der B+-Lizenz weitermachen oder direkt die A-Lizenz angehen. Erstere richtet sich vor allem an die Talentförderung beim DFB und im leistungsorientierten Jugendfußball. Schwerpunkte der 160 Lerneinheiten sind das Rollenverständnis als Förderer von Jugendfußballern, die Planung und Steuerung von Spiel und Training mit Fokus auf individueller Förderung und ein altersgerechtes und entwicklungsorientiertes Coaching. Der Lizenz-Erwerb dauert 3-4 Monate. Der Abschluss berechtigt zum Trainieren von Jugend-Regionalligisten (2. Liga) sowie an Eliteschulen des Fußballs/Sports, außerdem kann als Honorartrainer*in im Nachwuchsbereich eines Landesverbandes trainiert werden.

Bei der A-Lizenz schließlich geht es um die Einsatzbereiche Regionalligen, 2. Frauen-Bundesliga und Assistenztrainer in Profiligen – so wie Sirus zum Beispiel. Dieser Lehrgang ist schon deutlich umfangreicher, umfasst ganze 360 Lerneinheiten und dauert 6-8 Monate. Bestandteile sind das Verständnis und die Anwendung der Spielstruktur in Spiel, Training und Analyse, die Entwicklung einer eigenen Spielphilosophie und -prinzipien, die Planung und Steuerung von Spiel- und Trainingsprozessen, die strategische und situative Führung einer Mannschaft und der Umgang mit Interessensgruppen im Fußball (z.B. Medien oder Berater). Wenn Sirus diese Lizenz erworben hat, dann darf er im Vergleich zur B-Lizenz auch in der Frauen-, A- und B-Junioren-Bundesliga und Männer-Regionalliga trainieren. Dazu kommen als Tätigkeitsfelder noch Verbandssportlehrer in einem Landesverband und DFB-Stützpunktkoordinator. Sirus ist übrigens in bester Gesellschaft: Neben ihm absolvieren unter anderem auch Romina Konrad (Trainerin KSC-Frauen), Martin Stoll (U17-Trainer der KSC GRENKE aKAdemie und ehemaliger KSC-Profi) und Sandro Wagner den aktuelle A-Lizenz-Lehrgang.

Fällt die Entscheidung auf die B+-Lizenz dann kann entweder mit der A- oder A+-Lizenz fortgefahren werden. Zweitere dient der Ausbildung für Jugendtrainer im professionellen Kontext. Sie ist nochmal deutlich umfangreicher, umfasst 540 Lerneinheiten und dauert 10-11 Monate. Im Prinzip ist es eine Fortführung der B+-Lizenz und richtet sich ebenfalls an Jugendtrainer, jetzt aber im professionellen Kontext. Der Erwerb berechtigt zum Trainieren derselben Teams, wie mit der A-Lizenz.

Ganz oben auf der Entwicklungstreppe laufen die beiden beschriebenen Wege schließlich wieder zusammen: in der Pro Lizenz (bis vor Kurzem noch Fußball-Lehrer). Diese ist die höchste Trainer-Ausbildung und wird benötigt, um in den höchsten drei deutschen Männerligen oder eine Nationalmannschaft trainieren zu dürfen. Außerdem könnten danach DFB-Lizenzgänge selbst als Ausbilder geleitet werden. Die Dauer beträgt 12-15 Monate und beinhaltet 700 Lerneinheiten, ist also mit Abstand der längste und inhaltlich größte Lehrgang. Hier geht es um die Verfeinerung und Umsetzung der eigenen Spielvision, die professionelle Planung und Steuerung von Training und Spiel, die Entwicklung einer Hochleistungskultur und den Umgang mit weiteren Interessensgruppen (z.B. Sponsoren). Für jede Lizenz gibt es zudem noch Weiterbildungsangebote.

Bis einschließlich zur B-Lizenz liegt die Durchführung der Lehrgänge bei den Landesverbänden, ab dann übernimmt die DFB-Akademie. Der Ablauf ist immer relativ gleich: Auf Präsenzphasen, in denen die Theorie erlernt wird, folgen Wochen der praktischen Anwendung im Heimatverein. Diese wechseln sich ständig ab. Zur Kontrolle und Bewertung müssen die Teilnehmer zusätzlich bestimmte Zwischen- und Abschlussleistungen erbringen, sodass das Modul am Ende mit einer Note abgeschlossen wird. Bei der A-Lizenz zählen hierzu unter anderem eine Persönlichkeitsanalyse, mehrere Dokumentationen sowie eine Ausarbeitung und ein Vortag der eigenen Trainerentwicklung. Neben den Inhalten, die von Lizenz zu Lizenz komplexer und kleinteiliger werden, ist das „Entwicklungsmodell für Trainer*innen“ der inhaltliche rote Faden aller Aus- und Weiterbildungsangebote. Im Zentrum stehen die drei Bereiche Verständnis, Management und Entwicklung. Diese werden dann auf die vier Bausteine „Ich“, „Spiel & Spieler*in“, „Organisation“ und „System Fußball“ angewendet. Die Detailtiefe und Gewichtung der Bausteine soll in jeder Ausbildungsstufe an die alltäglichen Anforderungen der Trainer angepasst sein.


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