Stoll: "Für uns zählt nur der Heimsieg"

Profis

Nach auskurierter Oberschenkelblessur durfte KSC-Urgestein Martin Stoll auf dem Betzenberg sein Comeback feiern. Wir haben mit dem Innenverteidiger über die aktuelle sportliche Krise, die Rückkehr Oliver Kreuzers und das bevorstehende Heimspiel gegen Greuther Fürth gesprochen.

Martin, der Coach bewertete den Auftritt auf dem Betzenberg als Mutmacher. Teilst du diese Einschätzung?
Grundsätzlich pflichte ich dem Trainer in seiner Bewertung bei, gleichzeitig muss uns allen klar sein: Wir müssen dringend anfangen zu punkten und das am besten gleich dreifach. Es war in den letzten Wochen des Öfteren der Fall, dass wir ganz ordentliche Leistungen gezeigt haben, für die wir uns nicht belohnt haben. Mittlerweile sind wir aber an dem Punkt angelangt, an dem es nur noch um Zählbares geht. Es muss dringend wieder ein Dreier her, damit wir von der Stelle kommen. Da ist jeder einzelne von uns gefragt, an die Leistungsgrenze und wenn nötig auch darüber hinaus zu gehen.

Wie gut hat es getan, zum ersten Mal seit drei Spielen kein Gegentor kassiert zu haben?
Das hat auf jeden Fall sehr gut getan und jedem in der Truppe nochmal gezeigt, dass wir weiterhin in dieser Liga bestehen können, wenn jeder Einzelne seinen Job erledigt. Wenn man kein Gegentor zulässt, schafft man automatisch eine gute Grundlage dafür, Spiele zu gewinnen. Wir hoffen, dass auch am Freitag bei uns wieder die Null steht, aber nur hinten. Vorne wollen wir es gegen Fürth besser machen als auf dem Betzenberg.

Du hast nach auskurierter Oberschenkelverletzung dein Comeback feiern dürfen. Wie sehr hat es dich gefreut, wieder auf dem Platz gestanden zu haben und bist du körperlich wieder bei 100 Prozent?
Für mich ist es immer wieder eine Ehre und ein tolles Gefühl, für den KSC aufzulaufen. Ich hätte das liebend gerne bereits im Derby gegen den VfB getan, aber das hat leider nicht sollen sein. Zum Glück habe ich die „Gabe“, dass ich in der Regel keine lange Anlaufzeit brauche – wenn der Trainer mich braucht, dann funktioniere ich meistens auch.

In der Viererkette gab es im bisherigen Saisonverlauf – auch verletzungsbedingt – viele Wechsel in den Startformationen. Inwiefern erschwert das die Abstimmung in der Defensive?
Ich sehe das nicht als großes Problem. Die Aufgaben in der Viererkette sind klar verteilt, jeder von uns hat seine Position oft genug gespielt, um zu wissen, was er zu tun hat. David Kinsombi uns Jordi Figueras müssen sich als Neuzugänge natürlich noch immer ein wenig zurechtfinden, aber im Wesentlichen klappt die Abstimmung mit ihnen schon ganz gut. Mit Bjarne Thoelke bin ich ja schon seit anderthalb Jahren vertraut.

Du hast in deiner Zeit beim KSC viele Höhen, aber auch Tiefen miterlebt – wie gefährlich ist aktuelle sportliche Lage?
Wir dürfen nicht die Augen verschließen vor der Realität und die spiegelt sich in den nackten Zahlen wider. Zwölf Punkte nach 14 Spielen ist keine zufriedenstellende Ausbeute. Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns bis zur 40-Punkte-Marke. Dessen sind wir uns bewusst, daher müssen wir jetzt wirklich von Spiel zu Spiel zu denken. Es wird für uns alle eine schwierige, aufreibende Saison werden. Aber ich bin positiv gestimmt und habe vollstes Vertrauen in unsere Truppe.

In der vergangenen Woche hat sich der Club von Sportdirektor Jens Todt getrennt. Wie hat die Mannschaft das aufgenommen?
Es ist immer eine schwierige Situation, wenn eine für den Club und die Mannschaft so wichtige Personalie wie die des Sportdirektors kurzfristig ausgetauscht wird. Aber es gibt nun mal Entscheidungen, die vom Verein gefällt werden müssen. Das ist Teil dieses harten Geschäfts. Ich habe Jens Todt in den vergangenen drei Jahren kennen und schätzen gelernt und werde ihn ausschließlich positiv in Erinnerung behalten.

Todts Nachfolger ist mit Oliver Kreuzer ein im Wildpark altbekanntes Gesicht. Du hast Kreuzers erste Amtszeit beim KSC miterlebt. Wie hast du ihn als Sportdirektor in Erinnerung?
Oliver Kreuzer war derjenige, der mich 2012 aus Dresden zurück in den Wildpark gelotst hat. Daher freue ich mich darauf, ihn wiederzusehen. Ich denke, er hat in seiner ersten Amtszeit hier einen guten Job gemacht und eine Mannschaft zusammengestellt, die den KSC über mehrere Jahre hinweg geprägt hat. Ich hoffe, dass er daran anknüpfen kann und dass ihm das ein zweites Mal gelingt.

Du hast im März dieses Jahres deinen Vertrag bis 2018 verlängert. Wenn der ausläuft, wirst du 35 Jahre alt sein. Wirst du dann die Kickschuhe definitiv an den Nagel hängen oder kannst du dir auch eine Verlängerung vorstellen?
Es war von Kindesbeinen an mein größter Wunsch, Profifußballer zu werden. Dass ich diesen Traumjob tagtäglich ausüben darf, erfüllt mich nach wie vor mit Stolz und Freude. Das möchte ich noch so lange wie möglich erleben. Wenn der Körper mitmacht und ich mich in zwei Jahren noch genauso fit fühle wie zurzeit, kann ich mehr sehr gut vorstellen, noch ein weiteres Jahr dranzuhängen. Aber das muss natürlich auch der Verein wollen (lacht).

Am Freitag steht das nächste Heimspiel gegen Fürth an. Warum lief es mit dem Ende der Heimserie gegen Nürnberg in den letzten Heimauftritten nicht mehr so rund wie zuvor?
Es ist schwierig, konkrete Gründe dafür ausfindig zu machen und zu benennen. Genauso schwierig wie zu erklären, warum wir davor so lange ungeschlagen blieben. Wir müssen gegen Fürth dafür sorgen, dass wir gemeinsam mit den Fans auf den Rängen wieder zusätzliche Energie entfachen, die uns nochmal pusht und die entscheidenden Prozentpunkte liefert, um letztlich auf der Siegerstraße zu landen.

Angesichts der Tabellensituation kann das Ziel nur Heimsieg lauten, oder?
Definitiv. Für uns zählt nur der Heimsieg. Den Druck müssen wir uns selbst auferlegen. Wir müssen jetzt anfangen, zuhause die nötigen Punkte einzufahren – unabhängig davon, welcher Gegner in den Wildpark kommt.

Worauf wird es auf dem Platz ankommen, um die Punkte im Wildpark zu behalten?
Wir müssen im Wesentlichen an die Tugenden anknüpfen, die wir bereits gegen Kaiserslautern an den Tag gelegt haben. Heißt, wir müssen in allererster Linie wieder mit aller Konsequenz in die Zweikämpfe gehen und die Fürther von Beginn an spüren lassen, dass für sie am Freitag nichts zu holen sein wird. Über gewonnene Zweikämpfe verschafft man sich dann auch die nötige Sicherheit für das Spiel nach vorne. 

Das Interview führte Amin Mir Falah


Match
Center
- : -