Rot-Weiß Oberhausen zu Gast
Am Sonntag gastiert Rot-Weiß Oberhausen ab 13.30 Uhr im Wildparkstadion. Alle Infos zum Gegner des KSC gibt es hier auf www.ksc.de.

Von Andreas Kleber
Wer im Fußball dieser Tage von längst vergangenen Zeiten schwärmt, gerät schnell in den Verdacht ein Nostalgiker, oder gar noch schlimmer, ein Romantiker zu sein. Ohne ein hochmodernes Stadion, welches mindestens 50 000 Zuschauern Platz bietet und darüber hinaus mit unzähligen VIP-Lounges ausgestattet ist - so jedenfalls die gängige Meinung - geht im Profifußball heutzutage nichts mehr. Dabei gibt derzeit das Beispiel Rot-Weiß Oberhausen Anlass zur Hoffnung, dass Erfolg im Millionengeschäft Fußball auch mit längst verschüttet geglaubten Tugenden und einem Stadion möglich ist, in dem ein Club wie der FC Bayern München vermutlich nicht einmal seine täglichen Trainingseinheiten bestreiten würde.
In der knapp 215 000 Einwohner zählenden Metropole im Herzen des Ruhrpotts hat sich in den vergangenen Jahren eine Fußballkultur entwickelt, die an die Anfänge dieses Spiels erinnern und die den Charme einer traditionellen Wettkampfstätte mit einbezieht. Nach der Ära des langjährigen Präsidenten Hermann Schulz haben nicht wenige den Niedergang des Clubs prophezeit. Aber gerade in dieser schweren Zeit haben sich Menschen gefunden, die die Ärmel hochgekrempelt und das getan haben, was man aus der Region kennt: Sie haben gemeinsam angepackt, sich auf das Machbare konzentriert und aus der Not eine Tugend gemacht. Nach dem tiefen Fall in die Oberliga Nordrhein gelang RWO 2008 die Rückkehr in die 2. Liga. Mit einem Etat von gerade einmal 3,3 Millionen Euro (der Schnitt lag bei etwa acht Millionen) wurden die „Kleeblätter“ von der Konkurrenz teilweise mitleidig belächelt und Experten stempelten den zu dieser Zeit „ärmsten Zweitligist“ zum Absteiger Nummer eins ab. Und tatsächlich lieferte sich der Traditionsclub bis zum 33. Spieltag einen zähen Kampf mit dem Abstiegsgespenst, welches aber Dank eines 1:0-Heimerfolgs gegen den SC Freiburg in die Flucht geschlagen werden konnte. Leidenschaft und Siegeswille hatte Trainer Jürgen Luginger zuvor von seinen Jungs gefordert.
Genau jene Werte, die RWO auch heute noch verkörpert und die sich ganz nebenbei auch noch hervorragend vermarkten lassen. Längst gibt es im Fanshop der Westfalen Duschgel, T-Shirts und Schals mit der Aufschrift „Nach der Maloche“, „Malocher“- und „Echte Kumpel“ beziehungsweise „Maloche lohnt“ zu kaufen. Die Marketingstrategen des Clubs haben aus dem Wettbewerbsnachteil ein Image gebastelt, das die Kumpelwerte vergangener Tage anpreist. Die gekreuzten Bergmannshämmer gehören längst ebenso zur Corporate Identity wie das etablierte Kleeblatt.
„Glück!“ steht auf einem anderen T-Shirt aus dem RWO-Fanshop und böse Zunge behaupten, dass das momentan voll auf die Mannschaft um Interimskapitän Markus Kaya zutrifft, die gegen Aachen, Duisburg und Koblenz jeweils knapp mit 1:0 die Oberhand behielt. Beobachter dieser Begegnungen haben jedoch eine Oberhausener Mannschaft gesehen, die hochkonzentriert ihrer Arbeit nachgegangen ist, sich den entscheidenden Treffer hart erarbeitet und trotz einer Vielzahl weiterer guter Chancen nicht mehr ins Schwarze getroffen hat.
Aus diesem Grund hat es kaum etwas mit Glück zu tun, dass RWO so gut in die Saison gestartet ist. Insider wähnen den Ist-Zustand als Bestätigung einer Entwicklung, die vom sportlichen Leiter Hans-Günter Bruns – quasi aus der Not heraus - vor drei Jahren eingeleitet wurde. Der etwa 1 200 Mitglieder zählende Verein stand vor dem finanziellen Ruin und musste möglichst schnell und billig viel erreichen. Während der ehemalige Nationalspieler Bruns die sportlichen Belange in die Hand nahm, kümmerte sich der Vorstand um Hajo Sommers, Thorsten Binder und Thomas Dietz um die Finanzen. Die „Maloche“ der Verantwortlichen hat sich ausbezahlt, denn RWO mischt – zumindest vorerst – wieder im Club der Großen mit.
Dennoch verlangen knappe Kassen auf Dauer Kontinuität und vor allem kreative Ideen. Noch immer besteht der Kader zu knapp zwei Dritteln aus Spielern, die für Oberhausen bereits in der Oberliga gegen den Ball getreten haben und aus Akteuren wie etwa Heinrich Schmidtgal (Bochum), Oliver Petersch (Leverkusen) oder Daniel Gordon (Dortmund), denen bei ihren bisherigen Vereinen der Sprung in die erste Mannschaft nicht gelungen ist. Man darf durchaus gespannt sein, was die Luginger-Elf in dieser Spielzeit noch zu leisten im Stande ist. Läuft alles normal, sollten die jungen Wilden aus dem Westen der Republik mit dem Abstieg in diesem Jahr aber nichts zu tun bekommen.