Die Erfolgsfaktoren von Lila-Weiß

Neu in Liga 2: VfL Osnabrück

Der VfL Osnabrück ist wieder da! In einem Saisonfinale, das an Dramatik wohl kaum zu überbieten ist, machten die Lila-Weißen die Rückkehr in die 2. Bundesliga perfekt. Somit geht es für unseren KSC in der kommenden Spielzeit erstmals seit dem Osnabrücker Abstieg 2021 wieder an die Bremer Brücke. Im dritten Teil unserer Gegnervorschau nehmen wir die Niedersachsen unter die Lupe und blicken auf die Erfolgsfaktoren des VfL.

Das letzte Aufeinandertreffen mit den Osnabrückern ergab sich in der Zweitliga-Saison 2020/21 noch in Baustellenumgebung.

Mehr als „nur“ der große Bruder

Ertönt der Name Schweinsteiger, so schießen einem jeden Fußballfan sofort zich Bilder in den Kopf. Traumtor bei der WM 2006 im Spiel um Platz drei, der verschossene Elfmeter im „Finale Dahoam“, der leidenschaftliche Kampf im Finale von Rio 2014…

Wenn man derzeit aber in Osnabrück nach einem denkwürdigen Schweinsteiger-Moment fragt, dürfte sich die Antwort womöglich eher auf die sechste Minute der Nachspielzeit am 38. Spieltag der abgelaufenen Saison und der damit verbundenen Zweitliga-Rückkehr des VfL beziehen. Tobias Schweinsteiger, großer Bruder des Weltmeisters, Champions League-Gewinners, siebenfachen Pokalsiegers und achtmaligen deutschen Meisters Bastian, trainiert das Profi-Team des VfL seit September letzten Jahres. Für den ehemaligen Mittelstürmer ist das Engagement in Osnabrück der erste Cheftrainer-Posten im Profifußball. Schweinsteiger übernahm das Zepter am siebten Spieltag nach dem Abgang von Daniel Scherning. In einer seiner ersten Amtshandlungen etablierte er im Osnabrücker Spiel eine offensive 4-3-3-Formation und brachte den Club von dort an Stück für Stück auf die Erfolgsspur.

Schweinsteigers Neu-Formation zeichnete sich durch die schnelle Verlagerung des Spiels auf die wieselflinken Flügelspieler nach Ballgewinn aus. Aufgrund der offensiven Ausrichtung gerieten die Niedersachsen nach eigenem Ballverlust jedoch des Öfteren durch gegnerische Kontervorstöße in Bredouille. Die Dreierreihe sorgte im Angriff somit für ordentlich Power, defensiv hatte Lila-Weiß dafür immer wieder mit Unterzahl in Umschaltsituationen zu kämpfen. Der Offensivfußball war somit die größte Stärke, zeigte sich allerdings auch als eine Schwachstelle im Spiel gegen den Ball.

Damit die Spielidee des 41-jährigen Fußballlehrers in der höheren Liga nach seinen Vorstellungen umgesetzt werden kann, verzeichnete Osnabrück bereits einige Neuzugänge für die kommende Saison. In der Offensive wurde der VfL dabei in Lars Kehl von der Freiburger Reserve, Charalambos Makridis von Absteiger Regensburg und Kwasi Wriedt von Holstein Kiel fündig. Letzterer trug bereits in der Saison 2016/17 das lila-weiße Trikot und verstärkt die Niedersachsen nun per Leihe. Wie es im Fußball aber so ist, sind die Neuzugänge nötig, um Abgänge zu kompensieren. Besonders schmerzhaft sind die Verluste von Linksaußen Ba-Muaka Simakala, der mit 19 Treffern Osnabrücker Toptorschütze der Aufstiegssaison war und von Sven Köhler im defensiven Mittelfeld. Während Simakala den umgekehrten Weg wie Wriedt antritt und Holstein Kiel verstärkt, läuft Köhler künftig für den dreifachen dänischen Meister Odense BK auf.

Mythos Bremer Brücke

Ein weiterer und auf keinen Fall zu unterschätzender Erfolgsfaktor ist die Heimstätte des VfL. Das Stadion an der Bremer Brücke bietet den Lila-Weißen bereits seit 1938 ein Zuhause. Im Gegensatz zu vielen anderen Stadien im Profifußball ist die Bremer Brücke sehr städtisch gelegen, wodurch über die Jahre eine tiefe Verwurzelung zur Stadt entstand. Umringt von Schrebergärten und Wohnhäusern fügt sich die Bremer Brücke in das Bild des Osnabrücker Arbeiterviertels Schinkel. Der Name des Stadions hat dabei einen denkbar schlichten Ursprung. Nahe der Sportanlage steht nämlich eine Eisenbahnbrücke, deren Gleise nach Bremen beziehungsweise auch wieder aus der Hansestadt hinaus führen.

Wenn man die Heimat der Lila-Weißen rein nach der Stadionkapazität bewertet, gehört die Bremer Brücke mit gerade einmal knapp 16.000 Plätzen in die untere Riege der 2. Bundesliga. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil das Osnabrücker Stadion vergleichsweise klein ist, kreieren die Tribünen in entscheidenden Situationen einen echten Hexenkessel, der für jeden Gegner äußerst unangenehm zu bespielen ist. Das beste Beispiel hierfür lieferte das besagte letzte Saisonspiel der abgelaufenen Saison – Stichwort „90.+6“. Der sensationelle Last-Minute-Aufstieg ging bei einigen Beteiligten übrigens wortwörtlich unter die Haut. Ein paar der Spieler und Trainer, darunter auch Chefcoach Tobias Schweinsteiger, ließen sich die Minutenanzahl des Treffers tätowieren.

Das Wohnzimmer der Lila-Weißen an der Bremer Brücke.
Links
Teil 1 der Gegner-Serie: SVWW
Teil 2 der Gegner-Serie: S04

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