Neu in Liga 2: Hertha BSC
Nach zehn Erstliga-Saisons am Stück stieg Hertha BSC zum Ende der vergangenen Saison in die 2. Bundesliga ab. Damit geht es für unseren KSC in der kommenden Saison wieder zu unseren Freunden in die Hauptstadt. Im vierten Teil unserer Gegner-Serie blicken wir auf die alte Dame von der Spree, ein bekanntes Gesicht zwischen den Pfosten und ihren neu eingeschlagenen Weg.

Nur nach Hause...
…ging es für unseren ehemaligen Schlussmann Marius Gersbeck. Der gebürtige Berliner und langjährige Hertha-Jugendspieler kehrt nach vier Jahren am Adenauerring in die Hauptstadt zurück. Zweifelsohne war „Gersis“ Abgang für unserer KSC sowohl sportlich als auch menschlich ein Verlust, dennoch ist dieser Transfer wohl kaum jemandem so sehr zu gönnen, wie dem 28-jährigen Keeper.
Für Marius ist die Hertha mehr als nur ein Fußballclub - sie ist sein Fußballclub. Bereits im Kindesalter verfolgte er die Spiele der Blau-Weißen im Olympiastadion. Damals noch auf dem Schoß seines Vaters, später dann lautstark in der Ostkurve. Ab 2005 war Marius dann nicht mehr „nur“ Fan, sondern vertrat die Hertha-Fahne auch auf dem Platz. Einige Jahre folgte sein erstes und bisher einziges Profispiel für die alte Dame. Am letzten Hinrundenspieltag der Saison 2013/14 gastierte Berlin im Dortmunder Signal-Iduna Park beim BVB. Bereits nach sieben Minuten musste der 18-jährige Bundesliga-Debütant in Folge eines Abschlusses von Marco Reus hinter sich greifen, hielt seinen Kasten von dort an aber sauber. Nicht zuletzt wegen „Gersis“ bärenstarker Rettungstaten gegen die BVB-Stars Lewandowski und Mkhitaryan konnte die Hertha wenige Tage vor Weihnachten die mitgereisten Fans mit einem 1:2-Auswärtserfolg beschenken.
Nun ist Marius zurück in Spreeathen und hat beste Aussichten darauf, in der kommenden Saison einen seiner großen Lebensträume zu erfüllen: im Olympiastadion vor der Ostkurve für seinen Herzensclub im Tor stehen.
Berliner Weg
Mit über 3,5 Millionen Einwohnenden ist Berlin die mit Abstand größte Stadt Deutschlands. Dementsprechend gibt es in der Metropole auch eine Menge junger Menschen, die sich in den Fußballkäfigen der Stadt messen. Herthas Sportdirektor Benjamin Weber sieht in diesen „Söhnen der Stadt“ die Chance, einen neuen Berliner Weg zu gehen. Weber, zuvor Leiter der Berliner Nachwuchsabteilung, möchte das Potenzial der Hertha-Jugend nutzen, um den Club wieder in die richtige Spur zu leiten. Zudem ist es für den BSC auch aus wirtschaftlicher Perspektive von großer Bedeutung, auf die eigenen Talente zu setzen. Durch die schwierigen letzten Jahre haben die Blau-Weißen einiges an finanziellen Lasten angesammelt, weswegen kostspielige Transfers für den Neuaufbau derzeit nicht stemmbar sind.
Ein Blick in den Profikader der Berliner zeigt, dass sie es mit dem eingeschlagenen Weg sehr ernst meinen. Zwölf der 36 Spieler kommen aus der eigenen Jugend, mit Julius Gottschalk und Egon Greber unterschrieben zusätzlich zwei 16-jährige Talente vor Kurzem langfristige Verträge. Sinnbildlich für die sehr gute Jugendarbeit bei der Hertha ist die Tatsache, dass kein anderer Club so viele deutsche Jugendnationalspieler stellt, wie die Berliner.
Aber nicht nur auf dem Platz, auch abseits der weißen Kreidelinien vertraut man beim größten Club der Stadt auf Berliner. Neben Sportdirektor Weber sind auch Präsident Kay Bernstein und der Leiter des Lizenzbereichs Andreas „Zecke“ Neuendorf in Berlin aufgewachsen. Chefcoach Pál Dárdai fand zwar erst als Spieler den Weg nach Spreeathen, verbrachte dafür aber 15 Jahre seiner Profilaufbahn bei den Blau-Weißen. Nachdem Dárdai seine Fußballschuhe an den Nagel hing, ist er nun bereits seit zwölf Jahren in verschiedenen Trainerpositionen bei der alten Dame aktiv.
Die Hertha setzt bei dem Neuanfang nach dem Abstieg somit eindeutig auf Personalien mit Stallgeruch. Der Club besitzt auch außerhalb der Bundeshauptstadt eine enorme Strahlkraft, diese beleuchtete in den vergangenen Jahren allerdings eher die faltigen Seiten der alten Dame. Mit den Berlinern in den Führungspositionen sowie auf dem Spielfeld soll nun bodenständig und kontinuierlich gearbeitet werden, damit die Hertha bald wieder dort ist, wo sie hingehört.
Wiedersehen in Westend
Seit der Bundesliga-Gründung 1963 spielt Hertha BSC im größten Stadion der Stadt, dem Olympiastadion. Der Sporttempel im Berliner Stadtteil Westend fasst insgesamt über 74.000 Zuschauende und ist damit nach der Münchener Allianz-Arena und dem Dortmunder Signal Iduna-Park das größte Stadion der Republik. Offiziell gibt es im Olympiastadion übrigens keine Stehplätze, da die Sportanlage komplett bestuhlt ist. Dennoch werden einige Blöcke zu Stehplatz-Preisen verkauft und sind auch als solche nutzbar.
Durch die hohe Kapazität bietet die Herthaner Heimstätte mit knapp 7.500 Plätze, davon 2.500 Steher, auch einen sehr großen Gästebereich. In diesem werden sich Mitte November am 13. Spieltag die Karlsruher Auswärtsfahrer einfinden, um gemeinsam mit der Herthaner Anhängerschaft vor, während und nach dem Spiel die besondere Verbindung zwischen den beiden blau-weißen Clubs zu zelebrieren. Wir freuen uns schon sehr darauf, unsere Berliner Freunde im Olympiastadion zu besuchen und können es kaum erwarten, Marius Gersbeck wiederzusehen!