Lars Stindl: „Ich bin davon überzeugt, dass der KSC das noch packt!“
Er ist im Moment der Mann der Stunde bei Borussia Mönchengladbach, seine Wurzeln liegen beim KSC: Lars Stindl kam mit zwölf Jahren in den Wildpark, durchlief alle Jugendmannschaften und schaffte den Sprung über die Amateure zu den Profis. Im Interview spricht der Offensiv-Mann über seine Situation bei der Borussia und blickt auf seine Zeit in Karlsruhe zurück. Außerdem schätzt er unseren kommenden Gegner Hannover 96 ein, für die er fünf Saisons lang selbst die Fußballschuhe schnürte.

Gegen den AC Florenz hast du Borussia Mönchengladbach kürzlich mit drei Treffern in elf Minuten ins Achtelfinale der Europa League geschossen, zuvor schon gegen Leverkusen mit zwei Toren die Wende eingeläutet. Und auch gestern in Hamburg das 1:0 erzielt. Bist du zurzeit Gladbachs Mann für alle Fälle?
Klar freue ich mich der Mannschaft mit Toren oder Torbeteiligungen helfen zu können. Momentan läuft es einfach insgesamt gut bei mir. Ich bin glücklich über die Situation, dass wir uns in der Liga ein Stück weit von den unteren Rängen abgesetzt haben, international weitergekommen sind und auch im DFB-Pokal-Halbfinale stehen.
Wie blickst du auf den magischen Europapokalabend vor knapp zwei Wochen zurück?
Trotz dem Rückstand haben wir an uns geglaubt und uns vorgenommen das Ding zu drehen. Dann haben wir eine sensationelle zweite Hälfte gespielt. Das war natürlich ein absolutes Karriere-Highlight.
O Captain! My Captain! @stindl28
— Oscar Wendt (@OWendt_17) 2. Juli 2017
Oscar Wendt schriebt nach dem Europapokalerfolg bei Twitter: "Oh Captain! My Captain!", Thorgan Hazard huldigte dich "Grande Capiiii". Seit diesem Jahr bist du Kapitän bei der Borussia, wie siehst du deine Rolle beziehungsweise deine Führungsrolle im Team von Dieter Hecking?
Ich agiere viel im Verbund. Wir haben einen starken Mannschaftsrat, tauschen uns oft aus und besprechen uns häufig. Wichtig ist mir, immer ein offenes Ohr für die Mannschaft zu haben und Dinge anzutreiben und zu verbessern.
Gladbach stellt mit zwölf Punkten aus fünf Spielen bisher die beste Mannschaft der Rückrunde. Du selbst hast vier Tore in den letzten vier Ligaspielen erzielt. Was hast du diese Saison mit Gladbach noch vor?
Wir sind noch in drei Wettbewerben vertreten, unser tägliches Brot ist aber natürlich die Bundesliga. Für uns gilt es am Samstag gegen Schalke den nächsten Schritt zu machen, den Abstand nach unten weiter zu vergrößern.
Zuletzt hast du für die deutsche U21 im August 2009 ein Testspiel in Kiew absolviert. Liebäugelst du, obwohl du „schon“ 28 Jahre alt bist, noch mit einer Nominierung von Joachim Löw für die Nationalmannschaft?
Es stimmt natürlich, dass ich nicht mehr am Anfang meiner Karriere stehe. Ich mache mir im Moment über eine mögliche Einladung aber keine Gedanken, sondern freue mich mit der Borussia alle drei Tage spielen zu dürfen. Alles andere kann ich sowieso nicht beeinflussen. Nein sagen würde ich natürlich nicht.
Europapokal liegt in der KSC-DNA! Was für eine Show von @stindl28 gestern für @borussia! Beim #ksctalentteam hat alles angefangen! pic.twitter.com/6iCgpumIvI
— Karlsruher SC e.V. (@KarlsruherSC) 24. Februar 2017
Deine Wurzeln hast du beim KSC. Mit zwölf Jahren kamst du vom TSV Wiesental in den Wildpark, hast alle Jugendmannschaften durchlaufen und den Weg über die zweite Mannschaft zu den Profis gefunden. Wie blickst du auf deine Zeit im KSC-Trikot zurück?
Es war eine unglaublich schöne und intensive Zeit. Ich habe noch viele positive Erinnerungen an Spiele, Turniere im Jugendbereich und natürlich verbunden mit den Rundbau. Auch bei der zweiten Mannschaft und später bei den Profis waren es dann sehr, sehr schöne Jahre. Ich habe in Karlsruhe viele Freunde und Bekannte gewonnen und auch heute noch einen guten Draht zu einigen die noch beim Verein sind.
Zur Saison 2010/11 ging es für dich aus Karlsruhe nach Hannover. Ist dir der Abschied damals schwer gefallen?
Natürlich. Das ist doch immer so wenn man von Zuhause wegkommt, von seinem Elternhaus und seinem Verein raus in die große, weite Fußballwelt. Ich wollte mich damals verändern, weiterentwickeln und eine neue Herausforderung suchen. Bei Hannover 96 hatte ich die Möglichkeit Bundesliga zu spielen, die wollte ich natürlich wahrnehmen. So wie es die letzten Jahre gelaufen ist, war das im Nachhinein der richtige Karriereschritt.
Auch in den sozialen Netzwerken beziehst du dich noch regelmäßig auf den KSC. Alte Liebe rostet nicht?
Meine Verbundenheit zum KSC ist noch groß, nicht nur in den sozialen Netzwerken. Das wird auch immer so sein. Meine Familie und ich gehen davon aus, irgendwann wieder nach Karlsruhe zurückzukehren – zu unseren Freunden und Bekannten. Der KSC, von dem ich schon als Kind Fan war und immer noch bin, wird für mich immer eine große Rolle spielen.
Kann man dann insgeheim gar auf eine Rückkehr zum KSC hoffen?
Ausschließen würde ich das nicht. Ich hoffe, dass bis dahin aber auch das neue Stadion steht. Ich habe bei Borussia Mönchengladbach noch Vertrag bis 2020. Wenn das Stadion danach fertig ist, können wir uns gerne nochmal unterhalten (lacht). Grundsätzlich ist es natürlich immer etwas Schönes, zu seinem Verein zurückzukehren. Soweit will ich im Moment aber auch gar nicht vorausblicken.
Mit Mirko Slomka kam ein erfahrener Bundesligatrainer in den Wildpark, den du auch selbst kennst. Er soll den KSC vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit bewahren. Im Moment liegen die Badener allerdings mit nur 18 Zählern auf dem vorletzten Rang. Wie schätzt du die sportliche Situation des KSC im engen Tabellenkeller ein?
Es ist natürlich eine schwierige Situation. Ich habe die letzten Spiele verfolgt, die waren ordentlich. Das Spiel auf St. Pauli am vergangenen Montag war natürlich wie ein Schlag ins Gesicht für alle. Nicht nur für die Fans, sondern auch für die Spieler selbst. Ich glaube aber, dass der Trainer die richtigen Schlüsse ziehen wird und die Mannschaft wieder aufbaut. Ich bin davon überzeugt, dass der KSC das noch packt dieses Jahr.
Am Samstag ist dein zweiter Ex-Verein Hannover 96 in Karlsruhe zu Gast. Die Elf von Trainer Daniel Stendel ist als Bundesligaabsteiger einer der klaren Aufstiegsfavoriten und im Moment Tabellenzweiter. Packen die Niedersachsen die sofortige Rückkehr ins Oberhaus?
Ich gehe davon aus, dass sie das schaffen. Hannover hat eine sehr gute Mannschaft, sie zeigen immer wieder ihre Qualität. Stuttgart und 96 werden die ersten beiden Plätze unter sich ausmachen. Das haben sie auch über die Saison gesehen verdient.
Was braucht es deiner Meinung nach, damit der KSC gegen den großen Favoriten mindestens einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf sammeln kann?
Jedes Spiel muss erstmal gespielt werden. Man hat immer die Möglichkeit, drei Punkte zu holen. Ich erwarte ein intensives Spiel, auch Hannover kommt über Intensität. Das Publikum erwartet vom KSC eine Antwort auf das Spiel gegen den FC St. Pauli, die will die Mannschaft natürlich geben. Es wird ein sehr interessantes Spiel. Ich werde es verfolgen, wir spielen erst um 18:30 Uhr in der Bundesliga gegen Schalke 04
Das Interview führte Florian Kornprobst