Gordon: "Wir wissen um die Stärken des KSC"
Vier Spielzeiten lang schnürte Daniel Gordon seine Fußballschuhe für den KSC, bevor es den Innenverteidiger im Sommer nach Sandhausen zog. In über einhundert Einsätzen für den KSC gelangen dem 1,94-Meter-Hünen sechs Tore. Beim letzten Heimsieg des SVS über die Löwen aus München erzielte der fünffache jamaikanische Nationalspieler seinen ersten Treffer für die Sandhäuser. Wir haben mit unserem einstigen Vize-Kapitän über seine Zeit im Wildpark, das Duell am Samstag und den bisherigen Saisonverlauf der Blau-Weißen gesprochen.

Daniel, die zweite Länderspielpause der noch jungen Saison neigt sich dem Ende. Bist du als Spieler froh, mal „durchschnaufen“ zu können oder hast du den wöchentlichen Rhythmus lieber?
Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie man als Mannschaft drauf ist und wohin die Formkurve zeigt. Wir haben in den letzten Woche eine gute Phase erwischt und uns in guter Verfassung gezeigt, was unser Heimsieg gegen 1860 München vor der Pause noch einmal bestätigt hat. Daran hätten wir gerne nahtlos angeknüpft, aber es tut auch mal gut, ein wenig runterzufahren und sich mit vollen Akkus vorzubereiten auf die letzten Spiele vor der Winterpause.
Du hast mit deinem ersten Treffer für Sandhausen entscheidend zum Sieg beigetragen. Das erste Tor für den neuen Club ist immer etwas Besonderes, oder?
Auf jeden Fall. Der Treffer war jetzt auch einfach fällig. Ich versuche immer, mit meiner Größe bei Standards für Gefahr zu sorgen. In den Spielen davor hat das Quäntchen Glück leider gefehlt, umso größer war die Freude, als der Ball dann gegen 1860 im Netz zappelte.
Wie zufrieden seid ihr mit dem bisherigen Saisonverlauf und eurer Punkteausbeute?
Wir sind immer hungrig nach mehr. Wir versuchen aber auch, uns nicht vom Tabellenplatz leiten zu lassen und uns davon zu lösen. Wir wollen unseren Weg gehen und von Spiel zu Spiel denken. Wir stehen für unsere Verhältnisse und die Möglichkeiten, die wir hier in Sandhausen haben, ordentlich da. Zufrieden zeigen wir uns damit aber nicht, weil wir wissen: Wir wollen und können noch mehr.
Ihr habt mit Kenan Kocak (35) den jüngsten Coach der Liga. Euch trennen nur vier Jahre Altersunterschied. Welchen Einfluss hat das auf die tägliche Arbeit mit ihm?
Der Respekt gegenüber ihm ist genauso groß wie gegenüber allen älteren Trainern, die mich bislang in meiner Karriere begleitet haben. Das Alter spielt da im Wesentlichen keine große Rolle. Unser Coach hat bewiesen, dass er seinen Job versteht und eine Mannschaft führen kann. Seine Autorität ist über jeden Zweifel erhaben. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich gerne Verantwortung übernehme und regelmäßig das Gespräch mit dem Trainer suche, um meine Erfahrung zum Wohle des Teams einzubringen.
Hat er sich bei dir über die Stärken und Schwächen der einstigen Teamkameraden erkundigt?
Bislang haben wir noch nicht darüber gesprochen. Vielleicht kann ich ihm im Laufe der Woche noch den einen oder anderen Tipp mitgeben. Er ist aber fleißig und akribisch genug, um uns auch Tipps von mir optimal auf den KSC vorzubereiten.
Mit bislang vier Heimsiegen gehört ihr zu den heimstärksten Teams der Liga. Auswärts seid ihr hingegen noch sieglos. Wie erklärst du dir diese Diskrepanz?
Unsere Heimspiele sind für uns die Basis für eine erfolgreiche Saison. Im eigenen Wohnzimmer die Punkte zu sammeln, ist die Grundvoraussetzung, um in dieser schwierigen und engen Liga zu bestehen. Bislang schaffen es wir gut, zuhause zielstrebig zu sein und dort die Dreier einzufahren. Jetzt gilt es für uns, in der Fremde nachzulegen und unsere Auswärtsbilanz mit einem Sieg in Karlsruhe aufzupolieren.
Hast du nach den ersten Monaten beim SVS mittlerweile das Gefühl, dort vollends angekommen zu sein?
Definitiv. Ich bekomme tagtäglich zu spüren, dass ich eine wichtiger Teil der Truppe bin und die Verantwortlichen mir ihr volles Vertrauen schenken. Ich fühle mich pudelwohl innerhalb des Teams und des Vereins und bin mit meinen ersten Monaten hier rundum zufrieden.
Was war für dich ausschlaggebend, beim SVS zu unterschreiben?
Den Ausschlag gegeben haben für mich in erster Linie die Verantwortlichen, die sich intensiv um mich bemüht und mir von Beginn an aufgezeigt haben, dass sie mir eine Schlüsselrolle im Team zutrauen.
Offenbar hatte auch der einstige Kollege aus KSC-Zeiten Philipp Klingmann seine Finger mit im Spiel...
Klinge hat mir den Wechsel noch schmackhafter gemacht und mir die Bestätigung geliefert, dass Sandhausen für mich die richtige Adresse ist. Aber er war letzten Endes nur ein Faktor von vielen, die mich vom SVS überzeugt haben.
Angesichts der bewegten Zeiten, die du beim KSC erlebt hast – wie schwierig ist es dir gefallen, das Kapitel zu beenden?
Es war kein einfacher Schritt für mich, Karlsruhe zu verlassen. Nach dem letzten Saisonspiel gegen Bielefeld hatte ich auch richtig mit den Emotionen zu kämpfen, weil mir dann wirklich bewusst wurde, dass die Reise mit dem KSC nun vorbei war. Ich denke gerne an die Zeit dort zurück, weil sie nicht nur von sportlichem Erfolg gekrönt war, sondern mich auch persönlich und menschlich geprägt hat. Der Aufstieg in Liga zwei, Platz fünf im ersten Zweitligajahr und der Beinahe-Aufstieg in die Bundesliga im Jahr darauf – das alles sind Erinnerungen, die für immer bleiben werden.
Am Samstag wirst du dann als Gegner in den Wildpark zurückkehren. Was glaubst du – welche Gefühle wird das bei dir auslösen?
Ich glaube, charakterlich bin ich jemand, der den emotionalen Aspekt zur Seite schieben kann, um sich komplett aufs Sportliche zu fokussieren. Wie es sich dann letzten Endes anfühlen wird, wenn ich am Samstag ins Stadion einlaufe, kann ich vorab nicht wirklich einschätzen. Aber spätestens wenn der Schiedsrichter die Partie anpfeift und der Ball rollt, werde ich ich nur ein Ziel vor Augen haben: die Blau-Weißen zu besiegen.
Wie hast du den bisherigen Saisonverlauf des KSC aus der Distanz wahrgenommen?
Ich habe sie natürlich beobachtet und das ein oder andere Spiel von ihnen gesehen. Man muss festhalten, dass manche Niederlagen zum Teil sehr unglücklich zustande kamen und der KSC gerade die engen Duelle mit etwas mehr Glück auch hätte gewinnen können. Deshalb darf man sich von der Tabelle nicht blenden lassen. Wir wissen um die Stärken des KSC und nehmen das Spiel sicherlich nicht auf die leichte Schulter. Wir müssen am Samstag alles in die Waagschale werfen, um im Wildpark zu bestehen.
Mit welcher Zielsetzung kommt ihr am Samstag in den Wildpark?
Wir fahren mit breiter Brust nach Karlsruhe. Unser Ziel ist ganz klar der Auswärtssieg. Wir bestreiten jedes Spiel mit dem festen Glauben daran, dass wir den Gegner schlagen können. Diese Mentalität hat uns der Trainer von Beginn an vermittelt. Ich rechne damit, dass wir ein sehr umkämpftes Spiel erleben werden, in dem sich beide Teams keinen Zentimeter schenken. Wir wollen den einen, entscheidenden Schritt schneller sein als der KSC, um mit drei Punkten im Gepäck zurück nach Sandhausen zu fahren.
Das Interview führte Amin Mir Falah