Ein Kaderumbruch und ein Jahrhunderttrainer
Es war der 21. Mai 1955, als der KSC mit 2:3 Schalke 04 schlug und erstmals den DFB-Pokal gewann. Sinnbildlich steht dieses Finale für die glorreichen Zeiten zweier Traditionsclubs, die am kommenden Samstag in Liga Zwei duellieren werden. Alles was ihr über die Knappen wissen müsst, gibt's hier bei "Gegner im Detail".
Kaderneubildung im Sommer
Der Abstieg aus dem Oberhaus des deutschen Fußballs hat im Schalker Kader einige Spuren hinterlassen. Von der Bundesligamannschaft der letzten Saison blieben lediglich fünf Spieler übrig. Einige Akteure sahen sich für Größeres bestimmt, so schloss beispielsweise sich Ozan Kabak dem Premier League Club Norwich City an und Weston McKennie startete unter der Woche für Juventus Turin im Champions League Achtelfinale. Auch namhafte Profis wie Sead Kolasinac, Klaas-Jan Huntelaar und Shkodran Mustafi, welche im vergangenen Winter kamen, um S04 zu retten, verließen Gelsenkirchen nach der misslungenen Mission Klassenerhalt.
Neun Festverpflichtungen, sieben Leihspieler und vier Spieler aus der zweiten Mannschaft bilden gemeinsam mit den fünf übrig gebliebenen Spielern der letzten Saison den heutigen königsblauen Kader. Angekommen im Liga-Alltag, kämpft Schalke mit besonders starken Waffen. Nimmt man das Personal in Gelsenkirchen etwas genauer unter die Lupe, fällt schnell auf, dass einige Schalker eigentlich nicht in Liga Zwei gehören. Deutlich wird dies am Beispiel der letzten Schalker Startelf.
Pep Guardiola und die Schalke Abwehr
Wie gewohnt setzte Trainer Dimitrios Grammozis auf ein 3-5-2-System. Die defensive Dreierkette bildeten Salif Sané, Marcin Kaminski und Ko Itakura. Während Sané und Kaminski letztes Jahr jeweils Bundesliga spielten, ist Itakura eine Leihgabe von Pep Guardiolas Manchester City. In der Winter-Rangliste des kickers wurde er als bester Innenverteidiger der 2. Bundesliga gewählt. Die Kaderqualität der Knappen wird zusätzlich deutlich, wenn man sieht, dass Malick Thiaw, der wertvollste Spieler der Liga (Marktwert 5,0 Millionen €), keinen Platz in der Startelf fand. Schlüssel bei der von Grammozis favorisierten Formation sind die beiden Außenspieler. Auf der rechten Seite liefen in den letzten vier Spielen drei unterschiedliche Spieler auf. Links hingegen spielt mit Thomas Ouwejan der laut kicker-Rangliste „herausragende“ und beste defensive Außenbahnspieler dieser Liga. Mit seinen gefährlichen Standards kommt die Leihgabe von AZ Alkmaar auf zehn Scorerpunkte in gerade einmal 18 Einsätzen. Falls Ouwejan mal keine Torbeteiligung beisteuert, ist das kein Grund zur Sorge für die Schalker Anhänger. Offensiv stürmt neben Marius Bülter (16 Torbeteiligungen) nämlich auch Simon Terodde. Der Rekordtorschütze der 2. Bundesliga hat 15 seiner 157 Zweitliga-Tore im bisherigen Saisonverlauf verbucht.
Huub Stevens: Zwischen Jahrhunderttrainer und Feuerwehrmann
Nach ganzen 372 Einsätzen für PSV Eindhoven hängte ein gewisser Huub Stevens im Jahr 1986 seine Kickschuhe an den Nagel und übernahm die PSV-U19 als Trainer. Es war der Startpunkt einer Trainerkarriere, welche mindestens so erfolgreich verlaufen sollte, wie die als Spieler. Über Roda JC kam Stevens 1996 erstmals nach Gelsenkirchen, um den FC Schalke 04 zu trainieren. In seiner ersten Saison auf Schalke erlebte er wahrscheinlich den Höhepunkt seiner Karriere. Vor ausverkauftem Mailänder San-Siro-Stadion wurden seine Schalker durch den Sieg im Elfmeterschießen gegen Inter Mailand UEFA-Pokal-Sieger. Zu den Schalker “Eurofightern” gehörten neben Trainer Stevens auch Torhüter Jens Lehmann und Kapitän Olaf Thon. Fünf Jahre später war Huub Stevens Teil der wohl vier berühmtesten Minuten der Bundesligageschichte. Vier Minuten nach Abpfiff auf Schalke, traf der FC Bayern in Hamburg - S04 und Steven sind dadurch nur noch Meister der Herzen. Nach 241 Spielen ging Huub Stevens erste Amtszeit auf der Schalker Trainerbank zu Ende, es sollte allerdings nicht die letzte gewesen sein.
An Spieltag 8 der Saison 2011/12 kehrte der Niederländer erstmals zurück zu den Knappen. In dieser Spielzeit trainierte er neben Weltstar Raúl auch Philipp Hofmann und führte S04 auf einen Champions-League-Platz. Während seiner zweiten Amtszeit beim FC Schalke wurde er von dessen Fans zum „Jahrhunderttrainer“ gewählt. 2018 wurde Stevens Aufsichtsrat-Mitglied bei den Königsblauen, ein Jahr später kam der gelernte Innenverteidiger als Interimstrainer nach Gelsenkirchen. Mit Benjamin Goller im Kader rettete er die Schalker vor dem Abstieg. Als es letzte Saison ein weiteres Mal auf Schalke brannte, nahm Stevens das bisher letzte Mal den Feuerwehrmann-Job im Ruhrgebiet an, um die 04er zu retten. Wie immer mit der Devise "Die Null muss stehen!".
