Gegner im Detail zum 1. FC Magdeburg

Der Gerd Müller des Ostens

Vorberichte

Rekordtorschütze der DDR-Nationalmannschaft und des 1. FC Magdeburg - Joachim Streich hat eine bewegende Karriere hinter sich. Was er alles erlebt hat, erfahrt ihr in dieser Woche bei Gegner im Detail.  

Von Hansa Rostock zum 1. FCM 

Joachim Streich wurde am 13. April 1951 in Wismar geboren. Seine ersten fußballerischen Schritte tätigte der damals Sechsjährige bei der BSG Aufbau Wismar, ehe er mit 16 Jahren zum F.C. Hansa Rostock wechselte. Dort gewann er 1968 den DDR-Juniorenmeistertitel und startete auch in der Juniorennationalmannschaft der DDR durch. Der talentierte Mittelstürmer musste deshalb nicht lange auf seinen Einsatz in der ersten Mannschaft der Rostocker warten: Am 23. August 1969 wechselte ihn Cheftrainer Horst Saß in der 73. Spielminute für seinen Mannschaftskollegen Lothar Hahn ein. Schon in seiner ersten Oberligasaison wurde er mit acht Treffern bester Torschütze seiner Mannschaft. 1975 verabschiedete sich Joachim Streich dann vom F.C. Hansa Rostock, sein Abgang blieb dabei unvergessen. Bei seinem letzten Punktespiel verschoss er einen Elfmeter und besiegelte damit den Abstieg der Rostocker aus der Oberliga, der ersten Liga der DDR. Sein Plan war es daraufhin zunächst zum FC Carl Zeiss Jena zu wechseln, doch der DDR-Fußballverband stellte sich quer. Der gelernte Schaltanlagenmonteur musste sich zwischen dem Verbleib in Rostock und dem Wechsel zum 1. FC Magdeburg entscheiden. Seine Wahl stellte sich als goldrichtig heraus, denn beim FCM erlebte er die erfolgreichste Zeit seiner Karriere.  

Rekordtorschütze mit Legendenstatus  

Am 23. August 1975 kam er zum ersten Mal für den FCM zum Einsatz. Gegen die BSG Stahl Riesa schoss er dabei schon in der 36. Spielminute das erste Tor für seinen neuen Verein – eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang. Das Spiel gewannen die Magdeburger am Ende mit 5:1. Beim Club aus Sachsen-Anhalt wurde Streich insgesamt vier Mal Torschützenkönig der Oberliga und erzielte in allen zehn Saisons, die er beim FCM verbrachte, die meisten Tore seiner Mannschaft. Außerdem gewann er mit dem Team zusammen 1977/78, 1978/79 und 1982/83 den DDR-Pokal. Am Ende machte er sage und schreibe 321 Partien für die Magdeburger und erzielte dabei 223 Tore. Damit ist er bis heute unangefochtener Rekordtorschütze des 1. FC Magdeburg. Ein Spiel, das wohl vielen Fans der Blau-Weißen in Erinnerung geblieben ist, war der 10:2 Heimsieg gegen Chemie Böhlen in der Saison 1978/79. Joachim Schreib erzielte unglaubliche sechs Tore, drei davon innerhalb von zehn Minuten.  

Aber nicht nur in seinen angestammten Vereinen konnte er überzeugen, auch in der Nationalmannschaft der Deutschen Demokratischen Republik stellte Joachim Streich sein Können regelmäßig unter Beweis. Für sie hat er insgesamt 98 Spiele absolviert. Inoffiziell waren es sogar 102 Partien, doch durch die FIFA-Regelung wurden ihm vier Länderspiele aberkannt. Dadurch wurde er als Rekordspieler von Dixie Dörner überholt, der genau 100 Mal das Trikot der Nationalmannschaft trug. Die Position als Rekordtorschütze ist dem Mittelstürmer mit 53 Toren allerdings sicher. In sein erstes Duell im Dress der Nationalmannschaft ging Joachim Streich am 08. Dezember 1969. Mit 18 Jahren wurde er im Freundschaftsspiel gegen den Irak in der 2. Halbzeit für Jürgen Sparwasser eingewechselt und feierte damit schon sehr früh sein Debüt. Erst nach zwei Jahren kam er daraufhin wieder zum Einsatz, mauserte sich aber schnell zum absoluten Leistungsträger und war aus dem DDR-Team nicht mehr wegzudenken. Unter anderem gewann er mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 die Bronzemedaille und war Teil der Fußballweltmeisterschaft 1974.  

Der Abschied einer Kultfigur 

Joachim Streich wurde aufgrund seiner einzigartigen Leistungen im Jahr 1979 und 1983 von der Fachzeitschrift „Die neue Fußballwoche“ zum DDR-Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Nach seinem Karriereende wurde er Cheftrainer, unter anderem auch beim 1. FC Magdeburg, bei dem er von 1985 bis 1990 für 152 Spiele und von 1991 von 1992 für 26 Spiele an der Seitenlinie stand. Zu seinen größten Erfolgen als Übungsleiter zählte der zweimalige Einzug in den UEFA-Cup. 1997 entschied er sich auch diese Tätigkeit zu beenden und arbeitete fortan unter anderem als Autor und Kolumnist für den Kicker. Dem 1. FC Magdeburg ist er dabei stets erhalten geblieben. Im Jahr 2001 wurde er Mitglied des Verwaltungsrats, knappe zehn Jahre später Mitglied im Beirat Sport. Am 16. April 2022 starb Joachim Streich im Alter von 71 Jahren. Seine Leistungen werden nicht nur den Magdeburgern, sondern ganz Fußballdeutschland allerdings immer in Erinnerung bleiben.  


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