Tiefer Fall, steiler Aufstieg – Der SCP in den letzten zehn Jahren
Der SC Paderborn 07 ist als Fahrstuhlmannschaft des deutschen Fußballs bekannt. Zwischen der Saison 2013/14 und 2020/21 stiegen die Ostwestfalen insgesamt sechs Mal auf bzw. ab. Bei „Gegner im Detail“ nehmen wir genau diese turbulente Zeit des Clubs unter die Lupe.

Der Start in Liga Zwei
So stabil wie momentan war der SC Paderborn schon lange nicht mehr. Besonders in den letzten Jahren haben die Blau-Schwarzen viele Höhen und Tiefen erlebt. Den Anfang machte dabei die Saison 2013/14. Das fünfte Jahr in Folge befanden sich die Blau-Schwarzen in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands. Der Saisonendspurt gelang der Mannschaft ausgezeichnet, lediglich eine Niederlage musste sie in den letzten zehn Partien hinnehmen. Trotz der guten Leistung entschied sich die endgültige Platzierung des SCP erst am letzten Spieltag. Der direkte Tabellennachbar SpVgg Greuther Fürth lauerte mit nur zwei Punkten weniger auf dem dritten Rang. Im Spiel gegen den VfR Aalen hieß es für die Mannschaft des damaligen Trainers André Breitenreiter also alles geben. Für die Paderborner fing die Partie alles andere als gut an, denn schon nach neun Minuten lag der VfR vorne. Doch die Ostwestfalen gaben sich nicht auf und drehten noch in der ersten Halbzeit das Spiel. Mit dem 2:1-Endstand wurde Geschichte geschrieben, das erste Mal in der Vereinshistorie ging es für die Paderborner in die Bundesliga. Auf dem Rathausplatz versammelten sich knapp 15.000 Menschen, um gemeinsam mit ihren Helden diesen einzigartigen Moment zu feiern.
Vom Spitzenreiter zum Schlusslicht
Die erste Bundesligasaison der Vereinsgeschichte startete für den kleinen Club aus Paderborn ausgesprochen gut. Die Blau-Schwarzen standen am vierten Spieltag an der Tabellenspitze und zeigten bis in den Winter hinein immer wieder gute Leistungen, sodass sie auch noch im Januar auf dem zehnten Platz lagen. In der Rückrunde konnten die Ostwestfalen dann jedoch nicht mehr an ihre Erfolge anknüpfen, am Ende stiegen die Paderborner als 18. ab. Der Traum von der Bundesliga wurde den Fans genauso schnell genommen, wie er gekommen war: lediglich eine Saison erlebte der SCP im deutschen Fußball-Oberhaus. Der Abstieg brachte den Verein in einen anhaltenden Abwärtstrend, der sich bis in die folgende Saison 2015/16 zog. Am Ende dieser landeten die Blau-Schwarzen erneut auf Rang 18 und stiegen in die 3. Liga ab. Auch in der Folgespielzeit lief es für die Ostwestfalen nicht besser. Wie bereits in den Jahren zuvor landeten sie auf Platz 18, sodass der Abstieg in die Regionalliga West eigentlich als besiegelt galt. Nur aufgrund der fehlenden Lizenz des TSV 1860 München blieb der SC Paderborn 2017/18 drittklassig.
Trainerkarussell beim SCP
Im Kalenderjahr 2015 hatten die Paderborner insgesamt drei Trainer: Markus Gellhaus, René Müller und Stefan Effenberg standen an der Seitenlinie des Vereins. Auch im darauffolgenden Jahr fanden die Ostwestfalen keine Stabilität auf der Trainerbank. Erneut durchlief der SCP drei Trainer, zu denen erneut René Müller, Florian Fulland und Stefan Emmerling zählten. Nicht nur sportlich musste für die Saison 2017/18 also ein Neuanfang her. Markus Krösche übernahm als ehemaliger Rekordspieler die Geschäftsführung, auf der Trainerbank wurde mit Steffen Baumgart auf Konstanz gesetzt. Bis ins Jahr 2021 blieb er dem Club treu und erlebte mit seiner Mannschaft sowohl großartige Erfolge als auch bittere Niederlagen. Beinahe augenblicklich wurde er zum Sympathieträger und Fanliebling.
Der Neuanfang zahlte sich aus
Die tiefgreifenden Veränderungen zeigten eine schnelle Wirkung, denn für die Blau-Schwarzen ging es noch in der gleichen Saison in die 2. Bundesliga. Mit neuem Personal kam eine neue Philosophie in den Verein. Trainer und Mannschaft setzten auf eine offensive Spielweise und auch die Transferpolitik wurde von Grund auf verändert. So setzte man immer mehr auf Fußballer ohne große Namen, wie beispielsweise Christopher Antwi-Adjei und Phillipp Klement, die für geringe Summen geholt wurden, sich jedoch zu absoluten Führungsspielern entwickelten. In die Spielzeit 2018/19 startete das Team mit dem zweitgeringsten Marktwert der Liga. 9,13 Millionen war der Kader des SCP wert, die Sommertransfers machten ca. 800.000€ davon aus.
Die letzte Saison im Fußball-Oberhaus
Für die Paderborner lief das Fußballjahr sehr gut und so kämpften die Ostwestfalen bis zum letzten Spieltag um den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Den Saisonabschluss gegen Dynamo Dresden verlor die Mannschaft mit 1:3, doch im Parallelspiel kam Union Berlin gegen den VfL Bochum nicht über ein 2:2 hinaus. Mit etwas Schützenhilfe verteidigte der SC Paderborn damit den zweiten Tabellenplatz und feierte erneut den Einzug ins deutsche Fußball-Oberhaus. Trotz des erreichten Erfolgs des SCP war der Held des Abends kein Paderborner, sondern ein Spieler des VfL Bochum. Schlussmann Manuel Riemann spielte sich an diesem Tag in die Herzen der blau-schwarzen Fans, denn in der letzten Minute parierte er eine Berliner Großchance sehenswert und hielt somit das Unentschieden. Im Anschluss an das Spiel bedankte sich die gesamte Mannschaft via Facetime beim Tormann, doch das war noch nicht genug. Nachdem das Team mit knapp 15.000 Anhängern ausgiebig auf dem Rathausplatz feierte, ging es für einige der Spieler auf Mallorca weiter. Dort verbrachten sie die meiste Zeit im Trikot des VfL Bochum, der Rückenflock von Manuel Riemann war ein Muss. Und sogar der Aufstiegsheld höchstpersönlich stattete den Paderbornern in Spanien einen Besuch ab.
Das Feiern haben sich die Blau-Schwarzen redlich verdient. Zum Saisonende steigerte sich der Marktwert der Mannschaft um 84,7 %, kein anderer Verein in den ersten drei Ligen konnte einen solchen Zuwachs verzeichnen. Außerdem schoss noch nie zuvor ein Zweitliga-Aufsteiger so viele Tore innerhalb einer Saison. Das spiegelte sich vor allem in der Rückrunde wider, denn die Ostwestfalen sammelten nach der Winterpause 32 Punkte in 16 Spielen. Nur vier Niederlagen musste die Mannschaft hinnehmen.
Mit Rückenwind ging es für die Paderborner also ins deutsche Fußball-Oberhaus, doch die Euphorie brachte dem SCP keine Siege ein. In der Saison 2019/20 sammelte der Verein lediglich 20 Punkte und stieg letztendlich als 18. ab. Ein Schicksal, welches die Ostwestfalen nur zu gut kannten. Inzwischen gab es Wechsel auf der Trainerposition, in der Vereinsführung und natürlich in der Mannschaft. Der Club hat seine Stabilität jedoch gefunden und verbringt nun bereits seine vierte Spielzeit in der 2. Bundesliga.