Vor dem Pokalspiel gegen Jena: Damentrainer Bieser will in die zweite Runde
(eis) Seit nunmehr zwei Jahren hat der KSC eine Frauenabteilung in seinen Reihen: Dem DFC Eggenstein stand finanziell das Wasser bis zum Hals, im Wildpark wollte man unbedingt eine Damenmannschaft haben so fand der Topf seinen Deckel. Im letzten Jahr scheiterte die erste Elf nur wegen des schlechteren Torverhältnisses am Aufstieg. Als einzige Oberligamannschaft des Wettbewerbs starten die KSC Frauen am Sonntag in den diesjährigen DFB Pokal. Um 11 Uhr ertönt auf Platz zwei im Wildpark der Anpfiff zum Erstrundenspiel gegen den Regionalligisten USV Jena.
Damentrainer Martin Bieser fühlt sich in der Außenseiterrolle wohl und hofft darauf, am Sonntag einen Überraschungserfolg landen zu können. Am liebsten würde er das vor einer stattlichen Heimspielkulisse tun. Um das Damenteam etwas näher vorzustellen, sprach www.ksc.de mit dem Fußballlehrer.
ksc.de: Herr Bieser, Sie haben die Damenmannschaft vor dieser Saison übernommen und die Messlatte liegt sehr hoch. In der letzten Saison verpassten die Damen mit nur zwei Niederlagen Platz eins, in dieser Saison sind sie der Topfavorit für den Aufstieg in die Regionalliga.
Bieser: Ja, ein Zuschauer hat neulich zu mir gesagt: "Von keinem anderen Trainer beim KSC erwartet man, dass er aufsteigt" und das hat mir schon zu denken gegeben. Das ganze Umfeld erwartet von uns den Aufstieg und auch die Mädchen wollen die Meisterschaft. Da ist der Druck immens hoch und auch die Gegner sind gegen uns immer ein Stück mehr motiviert, als sonst. Und wozu das führen kann, hat man am Sonntag gesehen
ksc.de: ...Da haben Sie das erste Saisonspiel mit 0:3 beim SC Freiburg verloren. Waren das die Auswirkungen der hohen Erwartungshaltung und wie werden Sie ihrer Mannschaft wieder auf die Beine helfen?
Bieser: Die erste Halbzeit in Freiburg war eine Katastrophe, aber die Mädels können das besser. Sie müssen einfach unbekümmert Fußball spielen und die Köpfe frei bekommen. Wir müssen in der kommenden Woche viele Gespräche führen, mein Co Trainer Siegfried Lenz ist mir dabei eine große Hilft. Ich arbeite schon lange mit ihm zusammen und er hat eine Menge Erfahrung. Die Spielerinnen müssen die Angst vor Fehlern verlieren, denn die gehören zum Fußball einfach dazu.
ksc.de: Sie waren früher selbst aktiver Fußballer und anschließend als Jugendtrainer, zunächst im Männerfußball tätig. Wie kommt man da zum Frauenfußball?
Bieser: Nach meiner aktiven und Trainerzeit bei der ESG Frankonia ging ich zum Badischen Fußballverband. Irgendwann hat mich Torsten Rastetter (bis zur letzten Saison Nachwuchstrainer bei den KSC Damen) angesprochen, der noch einen Trainer für die C Juniorinnen suchte. Der Sprung zur ersten Damenelf kam eher überraschend, da meine Vorgänger ihr Amt zur Verfügung stellten und man händeringend nach einem Nachfolger suchte. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, vor allem weil die Trainingsmoral einfach super ist. Da es nicht an jeder Ecke eine Frauenmannschaft gibt, nehmen viele Spielerinnen auch weite Anfahrtswege in Kauf. Das ist der Unterschied zu einem kleinen Männerverein, wo viele nur aus Langeweile spielen.
ksc.de: Der Frauenfußball erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Boom. Worin sehen Sie den Grund, dass sich plötzlich auch das weibliche Geschlecht für den Fußball interessiert und eine immer größere Zahl an Sympathisanten und Zuschauern an den Damenfußball herantragen?
Bieser: Es gab immer schon Mädchen, die gerne Fußball spielen, das fängt im Kindergarten schon an. Und dort werden sie, so sie es können, auch von den Jungs integriert. Bis zur C Jugend dürfen auch in Vereinen gemischte Mannschaften gebildet werden, nur danach ging es früher einfach nicht mehr weiter und die meisten hörten mit dem Sport auf. Je mehr Frauen und Mädchenteams vorhanden sind, umso mehr haben die Sportlerinnen einen Stamm, an dem sie sich hochziehen können.
ksc.de: Was unterscheidet den Frauenfußball vom Männerfußball?
Bieser: Man muss in jedem Fall Abstriche machen: Den Frauen fehlt die Athletik, Schnelligkeit und Robustheit, die Männer haben. Das sind eben rein biologische Faktoren, auf die man sich aber einstellen kann. Technisch haben es die Frauen genauso drauf wie Männermannschaften, nur das Spiel ist eben etwas langsamer. Gerade in den höheren Klassen wird aber dennoch mit sehr viel Körpereinsatz gespielt, da wird schon einmal der Ellenbogen ausgefahren. Was die Frauen an körperlichem Einsatz aufbieten können, werfen sie auch in die Wagschale.
ksc.de: Nun zum bevorstehenden Pokalspiel gegen Jena am Sonntag: Die Jenaer konnten in der Regionalliga im letzten Jahr ungeschlagen den Meistertitel feiern verpassten den Sprung in die Bundesliga erst in der Aufstiegsrunde. Sicherlich kein leichter Gegner, der da auf Sie wartet, oder?
Bieser: Ganz und gar nicht! Jena hat eine sehr robuste Mannschaft, die einen harten Fußball spielt. Sie haben viele junge Auswahlspielerinnen in ihren Reihen, haben im Gegensatz zu uns aber noch kein Ligaspiel absolviert. In Freiburg waren wir der Favorit, am Sonntag sind wir klarer Außenseiter wir haben also nichts zu verlieren. Meine Mannschaft wird die Zweikämpfe annehmen und dann werden wir Jena schon den Schneid abkaufen. Ein Debakel wie vor zwei Jahren, als die Damen in der ersten Runde gegen den FFC Frankfurt mit 0:20 untergingen, wird es in jedem Fall nicht geben.
ksc.de: Im DFB Pokal der Männer haben Profimannschaften gegen Amateurteams häufig einen schweren Stand. In der zurückliegenden Oberligasaison der Frauen gab es nur wenige Überraschungen, die Favoriten haben ihre Spiele immer deutlich gewonnen. Ist da eine Überraschung gegen einen Regionalligisten überhaupt denkbar?
Bieser: Es ist ungleich schwerer, das ist gar keine Frage. Vielleicht sind Frauen in der Hinsicht einfach motivierter. Frankfurt hat vor zwei Jahren hier schon mit 12:0 geführt und trotzdem mit voller Kraft weitergespielt. Männermannschaften schalten da eher mal einen Gang zurück, deshalb kommt es bei den Frauen wohl zu den deutlicheren Ergebnissen. Und im DFB Pokal sind wir als einziger Oberligist natürlich das kleinste Licht dennoch wollen wir versuchen, die Überraschung möglich zu machen.
ksc.de: Herr Bieser, nennen Sie zum Abschluss bitte eine gute Begründung, warum sich auch ein Fußballfreund, der bisher keinen Kontakt zum Frauenfußball hatte, am Sonntag in den Wildpark aufmachen und Ihrer Mannschaft zuschauen sollte.
Als Fußballinteressierter muss man ein Damenspiel einfach einmal live miterlebt haben. Man hört immer nur die Stimmen der Skeptiker, die den Frauenfußball schlecht reden. Solche Leute habe ich schon zu Spielen mitgenommen und danach meinten sie staunend: "Da geht ja richtig was!" Man sollte sich sein eigenes Bild machen.
Und für meine Mannschaft wäre es natürlich das Größte, wenn sie das Erreichen der zweiten Runde mit 400 oder 500 Zuschauern im Rücken in Angriff nehmen könnte.