Gegner im Detail: F.C. Hansa Rostock

Drei Hansa-Charaktere: Jari, Paule und Mike

Vorberichte

Der F.C. Hansa Rostock erlebte in den späten 90er- und den frühen 2000er-Jahren seine sportlich erfolgreichste Zeit seit der Wiedervereinigung. Bei „Gegner im Detail“ blicken wir auf drei Spieler, die in diesen Jahren für die Kogge aufliefen und ihr ein Gesicht gaben.

Jari Litmanen im Hansa-Trikot
Litmanen im Zweikampf
In seiner Heimat Finnland ist Litmanen noch heute ein gefeierter Star

Ein Weltstar an der Ostsee

Wer mit Ajax Amsterdam die Champions League gewinnt, beim FC Barcelona das Trikot mit der Nummer zehn trägt und an der Anfield Road für die „Reds“ aufläuft, kann definitiv von einer Weltkarriere sprechen. Beim Blick auf Jari Litmanens bemerkenswerte Laufbahn sticht jedoch etwas heraus, das dort auf den ersten Anschein nicht ganz hineinpasst: die Bundesliga-Rückrunde 2004/05.

Nach seinen Stationen bei internationalen Topclubs machte es sich Jari Litmanen zur Aufgabe, den F.C. Hansa vor dem Abstieg zu retten. Der Fußballer, dessen Fans ihn liebevoll „Merlin“ und „Kuningas“ (finnisch für König) nennen, stand damit allerdings vor einer Mammutaufgabe. Die Rostocker lagen nach 17 Spielen mit mickrigen elf Punkten punktgleich mit Schlusslicht Freiburg auf Rang 17. Zudem brachen die Mecklenburger einen Rekord von Tasmania Berlin, den man lieber nicht brechen möchte: Acht Heimspiele in Serie gingen verloren. Unter dem neuen Trainer Jörg Berger und mit Offensiv-Ass Litmanen sollte nun die Kehrtwende geschehen, der Erfolg war jedoch eher mäßig. Im Vergleich zur Vorrunde holte Hansa acht Punkte mehr, der Abstieg war trotzdem unabdingbar. Der wohl beste finnische Fußballer aller Zeiten ließ seine Klasse zwar hin und wieder aufblitzen, war mit 34 Jahren allerdings schon über seinem körperlichen Zenit. Verletzungen bremsten den Spielmacher aus, sodass er nur zu vierzehn Spielen kam, in denen er einen Treffer und eine Vorlage beisteuerte. Nach einem halben Jahr war das Intermezzo an der Ostsee für Litmanen dann auch schon wieder vorbei und er setzte seine Karriere in Skandinavien fort.

Beinlich im Hansa-Trikot
Zog bei Hansa die Fäden im Mittelfeld: Stefan "Paule" Beinlich

Der Paule, der eigentlich Stefan hieß

Stefan Beinlich erblickte 1972 im Osten Berlins das Licht der Welt. Acht Jahre später erhielt Stefan von seinem damaligen Jugendtrainer beim DDR-Vorzeigeclub BFC Dynamo den Spitznamen Paule. Grund hierfür war die Häufung von Namensvettern innerhalb der Mannschaft. Ob nun Stefan oder Paule – sein Können war unumstritten! Dennoch wurde Beinlich im Alter von 16 Jahren bei Dynamo aussortiert. Der Offensivspieler litt an Herzrhythmusstörungen, als tatsächlichen Anlass für den Rausschmiss bezeichnete Beinlich im Nachhinein aber den Kontakt zu seiner Tante, die in der BRD lebte.

Den Umständen zum Trotz blühte Beinlich bei seinem neuen Club mit dem sonderbaren Namen BSG Bergmann-Borsig so richtig auf, wodurch er weltweit Interesse weckte. Beinlich entschied sich schlussendlich dazu, seine Karriere gemeinsam mit Kumpel Matthias Breitkreutz bei Aston Villa in der höchsten englischen Spielklasse fortzusetzen. Der Durchbruch gelang Paule Beinlich aber erst drei Jahre später zurück in Ostdeutschland: Von Birmingham zog er nach Rostock zum F.C. Hansa, für den er in 101 Spielen 35 Tore erzielte. Anschließend ging es für ihn bei Bayer Leverkusen, Hertha BSC und dem Hamburger SV bis in die Champions League und die deutsche Nationalmannschaft. Zum Ende seiner Laufbahn kehrte Paule aber wieder dorthin zurück, wo alles seinen Lauf nahm: Hansa Rostock. Von 2006 bis 2008 schnürte der feine Techniker seine Schuhe nochmal für den FCH, danach blieb er der Kogge für mehrere Jahre als Manager und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums erhalten.

Vorne kurz, hinten lang

Juninho war bekannt für seine Freistöße, Ronaldinho für sein trickreiches Spiel, Ibrahimovic für seine gottgleiche Aura und Mike Werner für seine Frisur. Der beinharte Abwehrspieler war der feuchte Traum eines jeden Stickersammlers in den 90er-Jahren, hatte bei einem genaueren Blick aber weitaus mehr zu bieten als einen ikonischen Haarschnitt.

Mike Werner wuchs in der DDR auf und lernte bei Energie Cottbus und Vorwärts Frankfurt das Kicken. In Frankfurt an der Oder entwickelte sich der gebürtige Spremberger zu einer Option für die Herrenmannschaft in der DDR-Oberliga, der damals höchsten ostdeutschen Spielklasse. Aufgrund des Vorwurfes von Kritik am Regime wurde der Defensivmann dann allerdings nach Eberswalde zur zweitklassigen BSG Motor versetzt. Auslöser der Anschuldigung war eine Kritzelei in Werners Schulheft, die seiner Aussage nach aber eher aus Langweile entstand. „Von Politik hatte ich eigentlich nie Ahnung, ich hatte einfach etwas von Udo Lindenberg gemalt“, verriet der Kultkicker dem NDR in einem Interview.

In Eberswalde machte der modebewusste Fußballer der Folgespielzeit kam Mike Werner zum Debüt in der gesamtdeutschen Bundesliga, im zweiten Oberhaus-Einsatz vier Jahre später riss sich der Defensivspezialist allerdings das Kreuzband. Die insgesamt 63 Minuten Bundesliga-Fußball sollten die einzigen in Werners Karriere bleiben. In den Jahren dazwischen kam der Vokuhila-Träger dafür auf exakt 100 Zweitliga-Einsätze für die Kogge, der Kreuzbandriss besiegelte allerdings sein Aus im Profifußball. Mit nur 27 Jahren verabschiedete sich die Mode-Ikone aus dem Geschäft und kickte fortan im Amateurbereich.


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